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1 Konfliktforschung I: Kriegsursachen im historischen Kontext 13. Woche: Analysenebenen der Internationalen Beziehungen: „third image“ Prof. Dr. Lars-Erik Cederman Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Center for Comparative and International Studies (CIS) Seilergraben 49, Raum G.2 [email protected] http://www.icr.ethz.ch/teaching/konflikt

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Konfliktforschung I: Kriegsursachen im historischen Kontext

13. Woche: Analysenebenen der Internationalen Beziehungen: „third image“

Prof. Dr. Lars-Erik CedermanEidgenössische Technische Hochschule Zürich

Center for Comparative and International Studies (CIS) Seilergraben 49, Raum G.2

[email protected]://www.icr.ethz.ch/teaching/konflikt

Assistent: Tim DertwinkelCIS, Raum E.3

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Analyseebenen

Kausalmodell:

3rd image

1st image

2nd image

Kriege

Unabhängige Variablen Abhängige Variable

Thukydides, 450 - 395 v. Chr.

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Auf dem Weg zum Neorealismus

• Weiterentwicklung des klassischen Realismus von Carr und Morgenthau

• John Herz formuliert das Sicherheitsdilemma

KeineGewalt

Gewalt

Keine GewaltGewalt

2,2 1,4

4,1 3,3

Deadlock-Spiel

KeineGewalt

Gewalt

3,3 1,4

4,1 2,2

GefangenendilemmaKeine GewaltGewalt

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Waltz‘ Neorealismus

• In Theory of International Politics (1979) entwickelt Waltz eine elegante Systemtheorie, die vom „Reduktionismus“ seiner Vorgänger Abstand nimmt

• System = Einheiten + Struktur• Struktur =

– Ordnungsprinzipien– Eigenschaften der Akteure– Stärkeverhältnisse

Prof. Kenneth Waltz

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Eine wirtschaftliche Analogie

System Marktwirtschaft Internationales System

Struktur: Freier Wettbewerb Anarchie und „self help“

Einheiten: Firmen Staaten

Ziel der Akteure: Gewinn-

maximierung

Sicherheits-

maximierung

Ergebnis: Gleichgewicht Gleichgewicht

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Waltz‘ Neorealismus als Konflikttheorie

• Erklärung vom allgemeinen Kriegszustand in anarchischen Systemen

• Er erklärt keine besonderen Kriege

• Es ist unklar, wie aggressiv die Staaten sind

• Die Machverteilung des Systems ist der entscheidende Faktor

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Machtverteilungen als Kriegsursachen

• Es gibt zwei Möglichkeiten:– Ungleiche Ressourcen Krieg– Gleiche Ressourcen Krieg

• Die Theorie der balance of power:– Eine Koalition versucht einen Herausforderer

zu stoppen– Internes oder externes Balancieren– Bipolare oder Multipolare Systeme Stabilität

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Hegemoniale Theorien

• Ein Hegemon dominiert das System und garantiert dadurch den Frieden

• Diese Ordnung kann aber von einem Herausforderer bedroht werden

• Das Kriegsrisiko nimmt zu, wenn das Machtverhältnis ausgeglichener wird

• Die Dynamik wird von technologischen, politischen und demographischen Verschiebungen vorangetrieben

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Hegemoniale Theorien

• A. F. K. Organiski: Power transition theory• Robert Gilpins Theorie der hegemonialen

Kriege: War and Change – Das Gesetz des ungleichen Wachstums– Dialektische multidimensionale Dynamik– Fokus auf systemische Veränderungen

• George Modelski: Die Theorie der langen Zyklen

• Paul Kennedy: The Rise and Fall of the Great Powers

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Cumulative log-log frequency plot, interstate wars 1820-1997

Data Source:Correlatesof WarProject (COW)

1.0

0.1

0.01

log P(S>s) = 1.27 – 0.41 log s

2 3 4 5 6 7 810 10 10 10 10 10 10

WWI

WWII

2R = 0.985 N = 97

log P(S>s) (cumulative frequency)

log s (severity)

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Self-organized criticality

Per Bak’s sand pile Power-law distributedavalanches in a rice pile

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Kritik am Neorealismus

• Der internationale Liberalismus postuliert die Möglichkeit des Fortschrittes in der Weltpolitik

• Es gibt zwei Hauptrichtungen:– Die Neoliberalen versuchen zu beweisen, dass

Konflikt im Sicherheitsdilemma nicht unvermeidlich ist

– Die liberalen Konstruktivisten behaupten, dass das Sicherheitsdilemma überwunden werden kann

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Die neoliberale Schule

• Robert Axelrod (1984) The Evolution of Cooperation:– In wiederholten Spielen kann

Kooperation im Gefangenendilemma entstehen

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Liberaler Konstruktivismus

• Kants Friedensprozess• Karl Deutsch‘

Sicherheitsgemeinschaften:– Ständige Kommunikation– Lernprozesse– „Schneeballprozesse“ um einen Kern

• Alexander Wendts Social Theory of International Politics:– Hobbes‘ anarchische Kultur– Lockes anarchische Kultur– Kants anarchische Kultur

Karl W. Deutsch1912-1992

Alexander Wendt