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Inhalt

Editorial 5600 Jahre Niklaus von Flüe

Franz Enderli 6«Wir bleiben bescheiden»

Kraftort Flüeli-Ranft 8Durchatmen und Auftanken

Das Gedenkjahr 12Breit abgestützte Organisation

Niklaus von Flüe 14Der heilige Pragmatiker

Globale Ausstrahlung 18Lebendige Erinnerungskultur

Programmvielfalt 23Feiern und Veranstaltungen

Veranstaltungen 24

Schweizweites Projekt 26Grosse Erfahrung mit dem Nichts

Visionsgedenkspiel 30Im Zentrum steht die Pilgervision

Ökumene feiert in Zug 33«Die gemeinsame Mitte ist da»

Beispielhaft 35Eine Lektion, die Schule macht

Spurensuche 38Der Rocker und Bruder Klaus

Wissenswertes 40Antworten auf häufige Fragen

Gedenkpublikation 45Mystiker.Mittler.Mensch.

Buch-/DVD-Tipps 46Lesens- und sehenswert

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Beat HugGeschäftsstellenleiter Trägerverein«600 Jahre Niklaus von Flüe»

2017 feiern wir das 600. Geburtsjahr von Nik-laus von Flüe (1417–1487). Nach einem erfolg-reichen Leben in Beruf, Familie und Gesell-schaft zog er mit 50 Jahren in den nahegelegenenRanft, eine Hangterrasse im Melchaatobelbeim Flüeli im Kanton Obwalden. Dort lebte er20 Jahre, betete, fastete, dachte nach und emp-fing mehr und mehr Besucher. Der Einsiedlerim Ranft berührte die Menschen seiner Zeit inihrem Innersten. Von nah und fern reistenMänner und Frauen heran, um sich von BruderKlaus, wie er nun genannt wurde, beraten undstärken zu lassen. Bis heute halten diese Ver-bundenheit und Kraft an.Niklaus von Flüe gehört zu den wirkungs-mächtigsten Leitfiguren der Schweiz. Er istauch heute ein Vorbild in Mystik und Spiritu-alität, Gesellschaft und Politik sowie alsMensch mit seinen Stärken und Schwächen.

Sein Lebensweg ist ohne das Einverständnisseiner Frau undenkbar. Wenn wir 2017 Nik-laus von Flüe gedenken, gedenken wir auchDorothee Wyss.In einer Zeit der Selbstverwirklichung stehtein Mensch quer in der Landschaft, der seinLebensziel – bei ihm war dies, ganz in Gott dieabsolute Freiheit zu finden – derart radikal ver-folgte. Niklaus von Flüe steht für eine Welt mittiefgreifenden Werten, echten Begegnungenund persönlicher Bescheidenheit. Dazu gehö-ren Verzicht und Gottessuche, stetes Bestrebennach Ausgleich ebenso wie sein positiv gepräg-tes Gottesbild und seine Visionen, derenarchaische Kraft uns heute noch staunen lässt.Ist die Vermittlertätigkeit von Niklaus vonFlüe nicht gerade jetzt besonders notwendig,in unserer individualisierten und oft auf Eigen-nutz fokussierten Gesellschaft? Als Mittlerzwischen Sprach- und Kulturregionen, zwi-schen Konfessionen und Menschen aus allerWelt? Nutzen wir die Chance für eine Ausein-andersetzung mit einem der bedeutendstenMystiker, Mittler und Menschen.

Editorial600 Jahre Niklaus von Flüe

ImpressumPartnerbeilage des Trägervereins «600 JahreNiklaus von Flüe», erstellt in Zusammenarbeitmit der Luzerner Zeitung AG.Beilage in der «Zentralschweiz am Sonntag»,der «NZZ am Sonntag» und der «Ostschweizam Sonntag» vom 12. März 2017

HerausgeberinLuzerner Zeitung AG,Maihofstrasse 76, Postfach, 6002 LuzernDoris Russi Schurter, Präsidentindes Verwaltungsrates LZ Medien Holding AG

VerlagJürg Weber, Leiter NZZ-RegionalmedienUeli Kaltenrieder, Leiter LesermarktStefan Bai, Leiter [email protected]

Konzept, Redaktion undKoordinationAndrea Decker, VerlagsredaktionLuzerner ZeitungBeat Hug, GeschäftsstellenleiterTrägerverein «600 Jahre Niklaus von Flüe»Peter Küchler, Medienstelle«600 Jahre Niklaus von Flüe»Roland Gröbli, PräsidentWissenschaftlicher Beirat Trägerverein

Gestaltung und ProduktionSandra Eggstein, Sandra Lebitsch,Lukas Tschudin

InserateNZZ Media Solutions AGMaihofstrasse 76, 6002 Luzern,[email protected]

TitelbildBruno Fäh; Fotomontage: Caroline Bucher

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Franz Enderli«Wir bleiben bescheiden»

«600 Jahre Niklaus von Flüe»: Im reichen Gedenkjahr will man mehr wissen über den «Mystiker.Mittler.Mensch.». Franz Enderli, Präsident des Trägervereins, schaut hoch zum grossen Mann aus Obwalden.

Mathias Haehl

Weisses Hemd, graues Haar, kräftiger Hände-druck und kräftige Stimme. Franz Enderli istein stattlicher Mann mit grossherzigem La-chen und einem neckisch und goldig glänzen-den Triangel im linken Ohr. Energisch be-grüsst er einen, kredenzt den Espresso schwarz– und redet Klartext. Enderli ist Politikereinerseits, Bildungsminister anderseits – aberauch Theologe und Kulturmensch. Unkompli-ziert und direkt obendrein: Als Erstes fragt er:«Wer sind Sie? Und stört es Sie, wenn ich mei-ne Krawatte ausziehe?» Sie ist knallrot undfliegt über die Gipsskulptur auf seinem Pult.Dann legt Enderli los. Worte, wie in Stein ge-meisselt. Oder schnörkellos in Holz geschnitzt.Wie die Skulptur von Niklaus von Flüe.

Franz Enderli, Niklaus von Flüe ist als einfacherBauer eine der wirkungsmächtigsten Leitfigu-ren unseres Landes. Schön, gibt es jetzt das600-Jahr-Gedenken. Inwiefern wirkt sich dieVita von Bruder Klaus auf Ihr Leben aus?Ich wuchs in Altdorf im Kanton Uri auf undwurde als Jugendlicher in der katholischenKirche sozialisiert, als dort die Pfarrei BruderKlaus mit der gleichnamigen Kirche errichtetwurde. Als junger Theologe kam ich nachKerns und sprach mit Kranken bei der Kom-munion jeweils das Bruder-Klausen-Gebet, daerlebte ich die natürliche Verehrung hautnah.Und diese selbstverständliche Ehrfurcht vordem Mann erlebe ich seither vor allem bei mei-nen häufigen Besuchen im Ranft: Das Hin-untersteigen wird zum regelrechten Gang indie Tiefe, hin zur Innerlichkeit, Bescheiden-heit, Einfachheit. Das wirft mich zurück aufmeine Existenz als Mensch, in die Radikalitätauch – es ist ein Weg zur Wurzel, zum Ur-sprung.

Niklaus von Flüe war ein Mensch mit Charis-ma, einer, der an die Grenzen ging. Aber mankann sich ja auch an ihm reiben, oder?Genau, er hat ja auch etwas Fremdes, Exoti-sches und Schwieriges an sich. Das zieht einenan – stösst aber auch ab. Niklaus von FlüesLeben und Wirken ist nun mal sperrig und in-spirierend zugleich. Für mich ist es ein Orien-tierungspunkt: Es geht vielfach einfacher undradikaler, als man denkt. Das ist aber auchherausfordernd. Ich liebe dieses Spannungs-verhältnis. Es wirft Fragen auf. Das ist gut so.

So bleibt er im Gespräch und erhält die Erin-nerung an sich lebendig.

«Mystiker.Mittler.Mensch.», so lautet derUntertitel des Gedenkens. Was möchten Siedamit aufzeigen?Wir wollen damit verschiedene Facetten desLebens und Wirkens von Niklaus von Flüevorstellen: erstens den Menschen auf der Suchenach dem Wesentlichen, nach der Gottes-erfahrung; das ist der Mystiker. Zweitens dieIntegrationsfigur; da holt er uns alle ab, unab-

Franz Enderli, Politiker und Theologe, setzt sich für ein würdiges und nachhaltiges Gedenken ein.Bild: Sibylle Kathriner

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hängig von Konfession oder Religion: beiunserer Sehnsucht nach Ausgleich und Ein-ordnung in die zusehends auseinanderdriften-de, polarisierende, ja gar atomisierte Gesell-schaft. Und drittens den Menschen mit seinenStärken und Schwächen.

Welche Schwächen denn?Es geht hier nicht um Defizite, sondern um dasallzu Menschliche, das wir alle auch erfahren.Niklaus von Flüe ging seinen Weg, auch wennder ganz und gar nicht einfach war. Wenn ichsein Wohnhaus besuche, verweile ich immerbeim Ofen. Dort betete Niklaus und rang soviele Nächte mit seiner Entscheidung und in-neren Bestimmung. Hier ist er mir sehr nahe,ich erfahre ihn in seinem einfachen Mensch-sein.

Einfach war es sicher nicht, das dichte Pro-gramm fürs Gedenkjahr zu organisieren. Wiebereiteten Sie es vor?Eine Spurgruppe mit ersten Ideen traf sich be-reits 2012. Die im Trägerverein tätigen kirch-lichen und staatlichen Vertreter begannendann mit den Konzeptarbeiten. 2013 folgte einWorkshop zur inhaltlichen Gestaltung des Ge-denkens mit mehr als 30 Persönlichkeiten ausKultur, Kirche und Politik. Im gleichen Jahrwurde der Verein gegründet und die Ge-schäftsleitung eingesetzt. Bei uns in Obwaldenkommt man nicht um Niklaus von Flüe her-um: Er steht im Rathaus, auf dem Dorfplatz– überall ist er präsent. Wir wollten von Be-ginn an eine breite, schweizweite Verankerungder Trägerschaft und ein Angebot schaffen fürbreite Bevölkerungskreise – unabhängig vonKonfession oder Religion. Das sind unsereZiele: an Niklaus von Flües Leben und Wirkenerinnern, Denkanstösse geben, Begegnungenermöglichen und ihn wieder im Kollektiv-wissen verankern.

Der Trägerverein versteht den Gedenkreigenals Impulsjahr: Besinnung statt Spektakel.Was heisst das konkret?Wir schälten heraus, was wir nicht wollen: kei-ne Massenveranstaltungen, keinen Papstbe-such, weder Festmeile noch lodernde Spekta-kel. Sondern ganz im Sinne von Bruder Klauseine Konfrontation mit seinen Werten. Dasheisst: einfache und bescheidene, immer her-ausfordernde Veranstaltungen und Impulse,über ein ganzes Jahr verteilt und auch über dieKantonsgrenzen hinaus. Wir wollen denRuhe- und Kraftort Flüeli-Ranft nicht mitMassenanlässen überschwemmen, ihn in sei-ner Beschaulichkeit belassen.

Der Anspruch ist viel grösser als vor einemJahrhundert zum 500-Jahr-Jubiläum!Und wie! Damals gab es während zweier TageGlockengeläut, Gottesdienste, Prozessionen,Ansprachen und Predigten. Das allein gingeheute nicht mehr. Um die ganze Schweiz wirk-lich teilhaben zu lassen, müssen wir schon ei-niges unternehmen, und das kostet auch Geld.Wir bleiben aber bescheiden. Unser Gedenk-jahr wäre ohne die rund 60 OK-Leute und 600ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer un-denkbar. Schweizweit erhalten wir enorm vielUnterstützung. Mehr als 100 Initiativen ausdem ganzen Land bereichern das Gedenkenund sorgen für eine nationale Verbreitung.Freuen Sie sich auf eigens realisierte Filme,Konzerte, Vorträge und Ausstellungen, Feiernund vieles mehr. Die Dynamik ist unglaublichund kreativ, wir können nur staunen.

Was bedeutet das Leitmotiv «MEHR RANFT»?Der Ranft ist ein identitätsstiftender, spirituel-ler Kraft- und Sehnsuchtsort. «MEHRRANFT» steht für das, was Niklaus von Flüeverkörpert: Zentriertheit, Echtheit, Verwurze-lung, Innerlichkeit, Einfachheit, Radikalität –schlichtweg mehr Substanz.

Mehr Substanz wollte auch Krokus-RockerChris von Rohr mit seiner Forderung nach«Meh Dräck» in der Musik. Spielte der bei derMottofindung auch eine Rolle?Nein. Der Spruch passt aber durchaus, denn ersteht ja auch für diese Sehnsucht in uns allen,die nach Echtheit dürstet. Nach dem Wesent-lichen des Menschseins – also nicht nach demSchein, sondern eben dem Sein. Das wünscheich Ihnen und uns allen bei der Konfrontationmit Niklaus von Flüe.

A propos Dreck: Sind Skandale zu erwarten?Wir glauben nicht. Doch allen recht machenkann man es bekanntlich nie. Der Trägerver-ein ist jedoch gut wissenschaftlich begleitet,national breit abgestützt und hier in der Re-gion stark verankert. Unser Programm ist fürein breites Publikum.

Es gab schon im Vorfeld diverse Aktionen vonTrittbrettfahrern. Finden Sie das in Ordnung,dass verschiedene Personen und Gruppierun-gen den politisierten Heiligen und Querdenkervereinnahmen?Es ist nicht an uns, über andere Anlässe zuurteilen. Niklaus von Flüe, unserem Pro-gramm und der Botschaft des Trägervereinstun diese Aktionen jedenfalls keinen Ab-bruch.

Franz Enderli, ganz zum Schluss: Auf welche dreider elf Kernprojekte freuen Sie sich besonders?Vor allem auf den Schüleraustausch, das freutmich als Bildungsdirektor besonders. Über 50Jugendliche aus dem Kanton Obwalden mel-deten sich dafür. In Vierergruppen werden sieauch über den Röstigraben hinaus Doppel-stunden in mehr als 100 Schulklassen aus 13Kantonen durchführen. Man denke: Das sindjunge Menschen, welche sich da freiwillig en-gagieren. Tolle Sache, welches Erlebnis! Nebstdieser Perle ist es zweitens das Visionsgedenk-spiel vor jeweils 270 Zuschauern. Da verspüreich eine grosse Spannung, wie das Innenlebenvon Niklaus von Flüe szenisch und in einereigenwilligen Bildersprache umgesetzt wird.Und dann packt mich natürlich unser mobilesErlebnis «Niklaus von Flüe – Unterwegs».Hier werden viele offene Besucher bei null be-ginnen, sie werden Bruder Klaus neu entde-cken. Als Mystiker, als Mittler. Und eben, vorallem als Menschen.

KulturaffinerLandammann

Franz Enderli (62), diplomierterTheologe, gehörte von 1999 bis2009 dem Kantonsrat des KantonsObwalden an, den er im Amtsjahr2007/08 als Präsident leitete. Seit2009 ist er Regierungsrat undderzeit für die Amtsdauer 2016/2017Landammann (Präsident des Regie-rungsrates). Er steht dem Bildungs-und Kulturdepartement vor undpräsidiert den Trägerverein «600Jahre Niklaus von Flüe», welcher fürdas Gedenkjahr hauptverantwortlichzeichnet. Enderli ist verheiratet,dreifacher Vater und wohnt in Kerns.

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Kraftort Flüeli-RanftDurchatmen und Auftanken

Was ist es, das den Kraftort Flüeli-Ranft und das «Erlebnis» Bruder Klaus so einzigartig macht?Die Natur, die sich hier im schönsten Kleid präsentiert? Bruder Klaus, dessen Leben und Einsiedlerdasein

fasziniert? Die Mystik und Spiritualität, die Flüeli-Ranft umgibt? Ich begebe mich auf Spurensuche.

Andrea Decker

Die Aus- und Fernsicht ist heute ganz beson-ders schön. Vor allem, da wir nebelgewohntenStädter in den ersten Wochen des Jahres nichtallzu oft in den Genuss von anderen Farben als

Grau gekommen sind. Speziell hier lässt essich wunderbar sein: oberhalb der Einsiedelei,von wo aus man in die Ranftschlucht, einemalerische Naturarena, blickt, wo sanft ge-wölbte, noch bräunlich gefärbte Wiesen, knor-rige Baumwipfel und verschneite Berge eineinzigartiges Schauspiel unter stahlblauem

Himmel bieten. 303 Stufen und rund zehnMinuten Spaziergang von hier, ganz unten aufeiner kleinen Hangterrasse, lebte Bruder Klausals Eremit und verehrter Seelsorger und Rat-geber – nur einen Steinwurf von seiner FrauDorothee, seinen zehn Kindern und seinemZuhause entfernt. Ein glückliches Leben, das

Auch mehr als ein halbes Jahrtausend nach Niklaus von Flüe fasziniert der Ranft immer noch als Ruhe- und Kraftort. Bild: Roland Kiser

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Weiter auf Seite 10

er hinter sich gelassen hatte, um stattdessen ineinfacher Behausung zu leben und eins mitGott zu werden. Doch allein war Bruder Klausin der Einsiedelei nur bedingt. Schon baldströmten Ratsuchende zur Eremitenklause, dieheute als Kraftort gilt – ein spiritueller Platzalso, der gemäss der Wahrnehmung vieler Be-sucher als erholsam, wohltuend und energe-tisch empfunden wird und wo man dem Le-ben und Wirken sowie der Friedensbotschaftvon Bruder Klaus ganz nahe kommt.Ein ähnliches Bedürfnis hat wahrscheinlichauch die Dame, die es sich auf einer Bankoberhalb der Einsiedelei bequem macht undöfter dem süssen Nichtstun und Sinnierenfrönt, als in ihr Buch zu blicken, das aufge-schlagen auf ihren Knien liegt. Und sie istwahrlich nicht die einzige Besucherin heute,

die sich der Schönheit von Flüeli-Ranft hin-gibt. In mal kürzeren, mal längeren Abstän-den kreuzen sich die Wege der Spaziergängerund Wanderer; lächelnde Menschen grüssensich freundlich. Auch wenn Flüeli-Ranft oftund gerne besucht wird, scheint hier kaum je-mals Hektik aufzukommen. Ob die bedäch-tig-freundliche Stimmung Bruder Klaus, demfreien Tag oder dem wohltuenden Wetter zu-zuschreiben ist, erschliesst sich mir nochnicht. So oder so – es ist schön hier.

Aufwachen, bitte!So schön, dass sich rechtzeitiges Aufstehenunbedingt lohnt. Heute ist einer der erstenSonntage im Jahr, an denen man gar nicht an-

Jahr für Jahr besuchen um die 100000 Pilger, Wanderer sowie Rat- und Ruhesuchende die Ranft-schlucht. Bild: Bruder-Klausen-Stiftung

Spiritualität und Mystik

… sind zu Modewörtern der postmo-dernen Gesellschaft geworden, diemeist eine individuelle Frömmigkeitjenseits von religiösen Institutionenbezeichnen. Spiritualität und Mystikseien ein gemeinsames Element allerReligionen, heisst es. Dem gegen-wärtigen Lebensgefühl entsprechendgeht es dabei um die Neuent-deckung der transzendenzoffenenDimension des Menschenseins. Dieemotionale, esoterische und irratio-nale Seite der Wirklichkeit erscheintmystisch oder spirituell. Sie befreitaus einer Diesseitigkeit, in dieTechnik und Naturwissenschaft denmodernen Menschen eingeschlossenhaben.Innerhalb von Kirche und Christen-tum werden Spiritualität und Mystikjedoch stärker mit dem Glauben anden Gott der Bibel und an JesusChristus verbunden. Sie bezeichnenein ernsthaft und existenziell geleb-tes Christsein. Das Wort Spiritualitätkommt von Spiritus Sanctus, demHeiligen Geist, und meint ein Leben,das sich vom Geist Gottes prägenlässt. Mystik leitet sich ab vomgriechischen Verb myein, wasbedeutet: die Augen schliessen, umnach innen zu blicken.

Definition von Christian M. Rutishau-ser, Provinzial Schweizer Jesuiten,aus dem Gedenkband «Mystiker.Mittler.Mensch.», Seite 226.

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ders kann, als bereits in der Früh den Lock-rufen von Rotkehlchen und Kohlmeise zufolgen und sich den schon merklich wärmerenFrühlingssonnenstrahlen hinzugeben. Ob esnur Zufall ist, dass viele Geniesser und Kraft-suchende ihre eigene Mitte in der geografi-schen Mitte der Schweiz suchen und finden?Das Dörfchen Flüeli-Ranft liegt nämlich imHerzen der Schweiz, und kein Weg scheintdemnach zu weit, um hier einige Zeit zu ver-weilen, Spiritualität und Mystik (siehe auchBox auf Seite 9) zu erfahren oder einfach zugeniessen.

40 Jahre spiritueller «Tief-Gang»für junge MenschenDass Flüeli-Ranft nur ein Ausflugsziel fürMenschen etwas gesetzteren Alters sei, die sich

Fortsetzung von Seite 9

«Fluo» steht für Felsen und war sowohl Namensgeber für den Nachnamen von Niklaus von Flüe wie auch für den Ort Flüeli-Ranft.

Das Ranfttreffen: Ein Erlebnis, das Eindruck macht. Bild: zVg

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in erster Linie nach Ruhe sehnen, täuscht.Flüeli-Ranft ist authentisch. Bruder Klaus istauthentisch. An der Erlebnisnacht «Ranfttref-fen» beispielsweise, die seit 40 Jahren von derJungwacht Blauring Schweiz (Jubla) organi-siert wird, sind junge Menschen ab 15 Jahrenmit ihren Begleitpersonen zu Fuss unterwegsnach Flüeli-Ranft, um dort innezuhalten, auf-zuhorchen und Gemeinschaft zu erleben. EineWanderung im Fackelschein, die letztes Jahrrund 1400 Kinder, Jugendliche und junge Er-wachsene begeisterte, die sich ab Sarnen undSachseln in Gruppen auf den Weg zu BruderKlaus machten. Das Motto «Pack es an!» wur-de an verschiedenen Stationen und in Grup-pendiskussionen spielerisch aufgenommenund umgesetzt. Das laut den Organisatorengrösste alljährliche kirchliche Jugendtreffender Schweiz, das Ranfttreffen, findet diesesJahr am 16./17. Dezember statt.

Viele Facetten und Zugänge zu Niklaus vonFlüe zeigt exemplarisch der Bruder-Klaus-Blog. Am Montag, Mittwoch und Freitageiner jeden Woche des Gedenkjahres wird je-weils ein Blog-Beitrag aufgeschaltet, je nachAktualität auch in den Tagen dazwischen.Neben Textbeiträgen werden auch Hinweiseauf aktuelle Veranstaltungen und Ereignissepubliziert.Der Bruder-Klaus-Blog wird von einer drei-köpfigen Redaktion in Zusammenarbeit mitdem Katholischen Medienzentrum Zürichgetragen. Die Redaktion besteht aus UrbanFink-Wagner, Geschäftsführer der Inländi-schen Mission, Roland Gröbli, Vorstandsmit-glied und Präsident des WissenschaftlichenBeirats des Trägervereins, und Peter Spichtig,Co-Leiter des Liturgischen Instituts derdeutschsprachigen Schweiz.Ziel ist, während des Gedenkjahres 2017 eineniederschwellige, aber im Einzelnen auch de-tailreiche Erinnerung an das Leben und andie Wirkungsgeschichte von Niklaus von Flüezu ermöglichen und eine «Verheutigung» zubewirken.

www.bruderklausblog.ch.

Was ist es denn nun?Nach etwas mehr als zwei Stunden in Flüeli-Ranft kehre ich in mich und zu mir nachHause zurück und frage mich, was es dennnun ist, das diesen Ort ausmacht. Ohne Zwei-fel: Flüeli-Ranft ist ein äusserst hübschesFleckchen Erde. Man trifft auf einen Ort mitAusstrahlung und Geschichte, mit Relevanzund Bedeutung, der subjektiv als beruhigend,erholsam oder erbauend erlebt wird. Ein Ort,wo gelacht, gelebt und meditiert wird. Hierdarf man still und leise sein. Aber auch freud-und lustvoll sowie gesprächig.Womöglich widerspiegelt dieser Kraftort aucheinfach die Sehnsucht nach ein bisschen Frie-den und Sicherheit in einer Zeit, in der nichtsmehr wirklich sicher scheint – und das gelingtihm wirklich gut.

Bild: Andrea Decker

Ranftbrot – ideal fürdas Picknick unterwegsin Flüeli-Ranft

Das Ranftbrot ist eine Initiative desOb- und Nidwaldner Bäcker-Kondito-renmeisterverbandes und in allenBäckereien in Ob- und Nidwaldenerhältlich. Das Wort «Ranft» kenntman im Dialekt auch als Bezeichnungfür die Brotkruste («Raift»). Ranftbedeutet Rand.

Informationen zumRuhe- und WallfahrtsortFlüeli-Ranft sowiezu Niklaus von Flüe

www.bruderklaus.comwww.flueliranft.chwww.museumbruderklaus.chwww.obwalden-tourismus.chwww.sakrallandschaft-innerschweiz.chwww.jubla.ch/ranfttreffen

Die einfach eingerichtete Zelle im Ranft.Bild: Beat Hug

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Das GedenkjahrBreit abgestützte Organisation

Mitglieder des VorstandesFranz Enderli, Präsident,Landammann, VorsteherBildungs- und Kultur-departement Kanton Obwalden

Daniel Durrer, Vizepräsident,Pfarrer von Sachseln, Präsidentder Bruder-Klausen-Stiftung,Sachseln

Dr. Sonnie Burch,Vizepräsidentin der Einwohner-gemeinde Kerns

Ruth Koch-Niederberger,Kantonsrätin aus Kerns

Dr. Roland Gröbli, Bruder-Klaus-Biograf und Präsident desWissenschaftlichen Beirats

Christian Sidler,Leiter Amt für Kultur und Sport,Kanton Obwalden

Anton Amrhein,EinwohnergemeinderatSachseln

Urs Wallimann,alt LandschreiberKanton Obwalden

Patronatskomitee• Gottfried Locher, Präsident Schweizerischer

Evangelischer Kirchenbund; Co-Präsidium• Bischof Charles Morerod, Präsident

Schweizer Bischofskonferenz; Co-Präsidium

• Isabelle Chassot, Direktorin Bundesamtfür Kultur

• Dominique de Buman, NationalratFreiburg

• Erich Ettlin, Ständerat Obwalden• Christiane Faschon, Generalsekretärin

Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchenin der Schweiz

• Claus Hipp, Geschäftsführer Hipp-Gruppe• Andrew Holland, Direktor Pro Helvetia• Luc Humbel, Präsident Römisch-

Katholische Zentralkonferenz der Schweiz• Michaela Klaus, Verbandsleitung

Jungwacht Blauring Schweiz• Kardinal Kurt Koch, Präsident Päpstlicher

Rat zur Förderung der Einheit der Christen• Christiane Leister, Verwaltungsrats-

präsidentin Leister AG• Doris Leuthard, Bundespräsidentin

Schweizerische Eidgenossenschaft• Abt Christian Meyer, Kloster Engelberg• Paul Niederberger, alt Ständerat Nidwalden,

Präsident Inländische Mission• Anastas Odermatt, Verbandsleitung

Jungwacht Blauring Schweiz• Peter Schmid, alt Regierungsrat Bern• Chiara Simoneschi-Cortesi, alt National-

rätin Tessin• Bruno Thürig, Direktor Obwaldner

Kantonalbank• Karl Vogler, Nationalrat Obwalden• Heidi Z’graggen, Präsidentin Zentral-

schweizer Regierungskonferenz

Wissenschaftlicher Beirat• Roland Gröbli, Dr. phil.; Germanist,

Bruder-Klaus-Biograf, Dachsen; Präsident• Imelda Abbt, Dr. theol.; ehem. Leiterin

der Schule für Heimerziehung Luzern undBildungsbeauftragte des BildungshausesWislikofen; freischaffende Philosophin undTheologin, Luzern

• Urs Altermatt, Prof. Dr., em.; ehem.Professor für Zeitgeschichte und ehem.Rektor der Universität Fribourg, Fribourg

• François-Xavier Amherdt, Prof. Dr. phil.

Dr. habil. theol.; Prof. für Pastoraltheologie,Religionspädagogik und Homiletikder Universität Fribourg, Fribourg

• Simona Boscani Leoni, Prof. Dr.; SNF-För-derprofessorin an der Universität Bern, Bern

• Pierre Bühler, Prof. Dr. em.; ehem. Profes-sor für Systematische Theologie an derUniversität Zürich und Leiter des Institutsfür Hermeneutik und Religionsphilosophieder Theologischen Fakultät, UniversitätZürich, Neuchâtel

• Eva Ebel, Prof. Dr.; Fachhochschulprofes-sorin für Religionspädagogik am InstitutUnterstrass an der Pädagogischen Hoch-schule Zürich, Zürich

• Eva-Maria Faber, Prof. Dr.; Professorinfür Dogmatik und Fundamentaltheologie,Rektorin der Theologischen HochschuleChur (2007–2015), Chur

• Urban Fink-Wagner, Dr. theol., lic. phil.;Geschäftsleiter Inländische Mission, Zug,Oberdorf

• Karin Fuchs, Prof. Dr.; Professorin fürGeschichte und Geschichtsdidaktikan der Pädagogischen Hochschule Luzernund Dozentin für Geschichtsdidaktikder Sekundarstufe II an der UniversitätFribourg

• Angelo Garovi, Prof. em. Dr.; UniversitätBasel; früherer Musikredaktor SRFund Staatsarchivar des Kantons Obwalden;seit 1991 Lehraufträge an verschiedenenUniversitäten, Bern

• Albert Gasser, Prof. Dr., em.; ehem.Professor für Kirchengeschichte an derHochschule Chur, Sarnen

• Silvia Henke Dean, Prof. Dr.; Professorinfür Kulturtheorie an der HochschuleLuzern, Design & Kunst, Basel

• Peter Hersche, Prof. Dr., em.; ehem.Professor für Geschichte an der UniversitätBern, Konolfingen

• André Holenstein, Prof. Dr.; Professor fürältere Schweizer Geschichte und verglei-chende Regionalgeschichte am HistorischenInstitut der Universität Bern

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• Christoph Hürlimann, Pfarrer; ehem.Leiter des Haus der Stille und Besinnungin Kappel am Albis

• Hildegard Keller, Prof. Dr.; Professorinfür deutsche Literatur an der IndianaUniversity Bloomington (USA) und ander Universität Zürich, LiteraturkritikerinSRF/ORF, Autorin, Filmemacherin,Bloomington/Zürich

• Gabriela Lischer, Dr. theol.; Hochschul-seelsorgerin am aki Zürich und Lehrbeauf-tragte für Religionspädagogik und Spiritua-lität (RPI) der Universität Luzern, Sarnen

• Guy P. Marchal, Prof. Dr.; em. Professorfür Geschichte an der Universität Luzern,Basel

• Pirmin Meier, Dr. phil.; langjährigerGymnasiallehrer in Beromünster,bedeutsamer Schweizer Historiker undSchriftsteller historischer Bücher, u. a.über Paracelsus und Niklaus von Flüe,Rickenbach (Luzern)

• Klara Obermüller, Dr. phil. I, Dr. h. c.;theol. Germanistin, Journalistin undSchriftstellerin; Autorin des Buches«Ganz nah und weit weg, Fragen anDorothee von Flüe», Männedorf

• Simon Peng-Keller, PD Dr. theol.; Dozentfür Theologie des geistlichen Lebens ander Theologischen Hochschule Chur;Projektkoordinator zweier SNF-Projekte an

der Universität Zürich; verantwortlichfür den MAS-Lehrgang «ChristlicheSpiritualität. Quellen, Geschichte undheutige Praxis» (Universität Fribourg/Lassalle-Haus), Zürich

• Francis Python, Prof. Dr. em.; ehem.Professor für zeitgenössische und allgemeineSchweizer Geschichte an der UniversitätFribourg, Fribourg

• Markus Ries, Prof. Dr.; Professor fürKirchengeschichte; Prorektor der Universi-tät Luzern, Rain (Luzern)

• Jacques Rime, Dr. theol.; Pfarrer inGrolley und Courtion (Fribourg),Verfasser von Büchern und Beiträgen zureligiösen Themen, unter anderem überCharles Journet (Dissertation) und Niklausvon Flüe

• Marius Risi, Dr. phil. I; Studium undPromotion an der Universität Basel;Leiter des Instituts für KulturforschungGraubünden in Chur und Präsidentder Schweizerischen Gesellschaft fürVolkskunde, Engelberg

• Martin Sallmann, Prof. Dr. theol.;Professor für Neuere Geschichte desChristentums und Konfessionskunde ander Theologischen Fakultät Bern, Bern

• Peter Spichtig, lic. theol., Dr. cand.; OP,Leiter Liturgisches Institut der deutsch-sprachigen Schweiz, Fribourg

Trägerschaft «600 JahreNiklaus von Flüe»

Staat und Kirche nehmen das600. Geburtsjahr von Niklaus vonFlüe zum Anlass, das Leben undWirken der beeindruckenden histori-schen Persönlichkeit dem gesell-schaftlichen, religiösen und politi-schen Umfeld näherzubringen.Dazu haben die staatlichen undkirchlichen Behörden von Obwaldengemeinsam den Trägerverein «600Jahre Niklaus von Flüe» gegründet.Dieser bereitet zusammen mit einemschweizweiten Netzwerk dasGedenkjahr vor.

Der Trägerschaft gehören an:Kanton Obwalden, Einwohner-gemeinde Sachseln, Bruder-Klausen-Stiftung Sachseln, KirchgemeindeSachseln (unter Mitbeteiligung derandern Obwaldner Kirchgemeinden),Verband römisch-katholischerKirchgemeinden Obwalden undVerband evangelisch-reformierterKirchgemeinden Obwalden.

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«Bruder Klaus mit Frau Dorothee mit Kind»: Brunnenstatue von Hugo Imfeld. Bild: Sibylle Kathriner

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Niklaus von FlüeDer heilige Pragmatiker

Niklaus von Flüe war Grossbauer, Politiker, Richter, Söldner – ein gefragter Mann in Obwalden.Dann, mit 50 Jahren, fand er Gott – als Bruder Klaus wurde er zu einem gefragten Mann in der Welt.

Stefan Ragaz

«Bruder Nicolaus von Flüe verliess Frau undKinder und ging in die Wildniss, er dientezwanzig weniger ein halbes Jahre lang Gottohne leibliche Speise, er starb am Tage St. Bene-dikt anno domini 1487.» So steht es auf demGrabstein von Niklaus von Flüe in der Pfarr-und Wallfahrtskirche in Sachseln.Schon die Zeitgenossen machten keinen Hehlaus diesem markanten Punkt in der Biografievon Niklaus von Flüe. Wie konnte ein Mannheilig sein, der Frau und Kinder verliess, um «indie Wildnis» zu gehen? Der jüngste Sohn warerst 16 Wochen alt, als der zehnfache Familien-vater, der gestandene Bauer, Richter und Ge-meindevorsteher zu seiner Wallfahrt aufbrach,die ihn zunächst über Zürich nach Liestal führ-te, dann aber in der Ranftschlucht endete.Es war der 16. Oktober 1467, als Niklaus vonFlüe loszog. Er war 50 Jahre alt und wusste,was sein Entschluss bedeutete. Er hatte ihnnicht allein gefasst, sondern zusammen mit sei-ner Frau (siehe auch «Loslassen aus Liebe» aufSeite 17) und seinen ältesten Söhnen. Diese ‒bereits 20 und 19 Jahre alt ‒ führten den elter-lichen Hof. Doch es war ein radikaler Ent-scheid, eine Abkehr von Politik, Militär undFamilie, die bisher sein Leben geprägt hatten.Politik und Hof waren ihm in die Wiege gelegt.Niklaus von Flüe war der Spross einer freienBauernfamilie, die Grundbesitz «auf dem Flüe-li» in der Pfarrei Sachseln hatte. Er und seinBruder waren stimm- und wahlberechtigt, dieFamilie gehörte der oberen Schicht des bäuer-lichen Mittelstandes an.

Respektsperson in ObwaldenNiklaus von Flüe tat, was die jungen Männer inseiner Zeit taten: Er zog in den Krieg. Er betei-ligte sich als Söldner und wohl als «Rottmeis-

ter» (zuständig für 8 bis 12 Soldaten) an denSchlachten der Innerschweizer gegen die habs-burgischen Zürcher; der Alte Zürichkrieg dau-erte in seiner intensiven Phase von 1440 bis1446. Ob er auch später, 1460 bei der Erobe-rung des Thurgaus, dabei war, ist nicht belegt.Er wäre damals bereits 43 Jahre alt gewesen.In seiner Heimat machte sich Niklaus von Flüeschon bald einen Namen als Respektsperson.1457 trat er in die Fussstapfen seines Vaters und

wurde als Vertrauensmann der Kilchgenossenvon Sachseln gewählt, 1462 gehörte er den «Lan-desvorgesetzten» an, dem höchsten Führungs-gremium in der Obwaldner Politik und Justiz.Landammann wollte er aber nicht werden, eineKandidatur lehnte er ab. Dies blieb seinen Söh-nen vorbehalten ‒ sowohl Hans als auch Weltischafften den Aufstieg in das höchste Amt.Niklaus von Flüe fällte seinen radikalen Ent-scheid nicht über Nacht. Jahrelang kämpfte er –

Niklaus von Flüe vermittelt das Stanser Verkommnis. Was er dem Pfarrer von Stans, Heini Amgrund,1481 vor der Eremitenkapelle sagt, ist nicht übermittelt. Auf der anderen Seite des Melchaatals führteine steinerne Treppe hinauf zu Bruder Ulrich, einem Eremiten aus Oberschwaben. Diebold Schilling,dessen Bild um 1512 entstand, war ein Zeitgenosse von Niklaus von Flüe, sein Vater protokollierte dasStanser Verkommnis. Bild: Eigentum der Korporation Luzern

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mit sich selber und mit der Tatsache, dass eräusserlich zwar einen Erfolgsweg beschritt, in-nerlich aber auf der Suche nach einem tieferenSinn war; um 1465 legte er seine politischenÄmter nieder, sprach von Depression, Zweifelnund Niedergeschlagenheit. In seiner seelischenNot suchte er den Rat von Heini Amgrund,damals noch Pfarrer in Kriens, später in Stans,der ihm zu Betrachtungsübungen riet. Es warder Beginn einer beispiellosen Selbstfindung.

Krise des AbendlandesNiklaus von Flüe durchlebte seine Krise ineiner Zeit, da sich das christliche Abendland ineinem fundamentalen Umbruch befand. 1453war Konstantinopel an die Osmanen gefallen.Die sogenannte «Türkengefahr» prägte die Poli-tik des deutschen Reiches während mehr alsfünfzig Jahren, was in der Gegend der heutigenSchweiz zu einem machtpolitischen Vakuumführte, in das nicht nur die Eidgenossen, son-dern auch die Franzosen vorstiessen.Gleichzeitig wurde der Buchdruck erfunden.Das geschriebene Wort und die Verbreitungvon Wissen förderten die Emanzipation vonden bisherigen Machtstrukturen. Einerseitswuchs das Interesse an der Kunst und Kulturder vorchristlichen Antike, andererseits fiel dasBildungsmonopol der Kirche. Noch zu Lebzei-ten von Niklaus von Flüe zeichnete sich ab, wassich später in der Reformation äusserte – dieRückbesinnung zu den ursprünglichen Inhal-ten des Glaubens.Vor allem in den Städten entstand ein neuesSelbstbewusstsein. Sie nutzten ihre wirtschaft-liche Bedeutung als Markt- und Handelsplätze,um ihren politischen Einfluss auszudehnen.Doch nicht nur: Auch die ländlichen Gebietespürten den Wandel. Geldwirtschaft und Han-del begünstigten eine arbeitsteilige Wirtschaft.Schnell wandelte sich die Landwirtschaft – auchin Obwalden – von einer reinen Selbstversor-gungs- zu einer Viehwirtschaft, die auch für denExport produzierte. Geld bekam einen Wert.

Scheitern in Liestal1467, als Niklaus von Flüe loszog, hatte er nichtdas Ziel, Eremit zu werden. Er machte sich auf,um als Pilger zu reisen. Hof und Familie ver-traute er den erwachsenen Söhnen an. Selberwar er gewillt, auf die Wärme und Geborgen-heit der Familie, auf die wirtschaftliche Sicher-heit des Hofes und auf die Altersbetreuung inder Familiensippe zu verzichten.Schon nach wenigen Tagen aber, Ende Oktober1467, kam seine Reise zu einem abrupten Ende.

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Die älteste Darstellung von Bruder Klaus, ein Altarflügel von 1492 aus der alten Pfarrkirche Sachseln,ist das Prunkstück des Museums Bruder Klaus Sachseln. 1679, beim Abbruch der alten Kirche,verschwand der Altarflügel und tauchte erst 1945 als Rückwand eines Kleiderschranks in einemWohnhaus in Sachseln wieder auf. Auf der Rückseite zeigt er das Bild eines Magistraten. Dieses mussteden offiziellen Gästen in der Kirche gezeigt werden. Bild: Daniel Reinhard, Sachseln

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In einer Nacht, so die Überlieferung, stand ervor dem Ergolz, dem kleinen Fluss, der Liestaldurchquert, und hatte eine göttliche Erschei-nung. Sie wies ihm den Weg zurück nach Ob-walden, sie öffnete ihm die Augen für das Ere-mitenleben.Aus seinen eigenen Erzählungen ist bekannt,wie Niklaus von Flüe auf das Flüeli zurückkehr-

te. Er liess seine Familie nicht wissen, dass ergescheitert war. Er übernachtete in seinem eige-nen Stall bei den eigenen Kühen, zog sich dannauf die Alp Chlisterli zurück, wo er AnfangNovember von Jägern entdeckt wurde. Erst da-nach erfuhr seine Familie von der Rückkehr.Niklaus von Flüe vertraute sich seinem Beicht-vater an. Oswald Isner, Pfarrer von Kerns, gelanges, den verstörten Mann zu beruhigen. Niklausvon Flüe liess sich – von Visionen geleitet –

schliesslich auf einer Hangterrasse über demMelchaatobel nieder. Dorthin hatte er sich schonin Jugendjahren zurückgezogen, um in der Stillezu beten. Dort, unweit seines Wohnhauses, bau-ten ihm Freunde eine Kapelle und eine Klause.In der unteren Kammer, wo er wohnte, konnteer nicht aufrecht stehen. Bruder Klaus, wie ersich nun nannte, war 1,78 Meter gross.

Abkehr von Speis und Trank«Zwanzig weniger ein halbes Jahre lang… ohneleibliche Speise», wie es auf dem Grabsteinheisst, verbrachte Bruder Klaus in der Einsam-keit, in Betrachtung und Gebet. Die wunder-same Abstinenz, die ihn berühmt machte, warschon damals Gegenstand von Kontroversen.Er empfand die Askese als einen Ausdruck desLoslassens von Ich-Bezogenheit und Irdischem,als eine Botschaft der Genügsamkeit. Fragenvon Zweiflern und Skeptikern beantwortete ermit einem einfachen «Gott weiss».1469 kam es aber zu einer kirchlichen Kontrol-le, zu einer Prüfung der Askese. Es handeltesich um eine «sorgfältige Untersuchung» («dili-gens inquisitio»), denn wer Brot verweigerte,hatte sich – nach Auffassung der Kirche – mitdem Teufel verbündet. Als sich eine Gesandt-schaft des Bischofs von Konstanz nach Obwal-den begab, um die Gottesprobe durchzuführen,versammelten sich auch Freunde und Anhängervon Bruder Klaus auf dem Flüeli.Anlass für die kirchliche Kontrolle gab dennauch die aussergewöhnliche Popularität desEremiten. Es war dem Bischof nicht geheuer,dass Menschen aus der näheren Umgebung,«beiderlei Geschlechts, sowohl geistliche alsauch weltliche», wie der Bischof schrieb, «täg-lich oder bei passender Gelegenheit jenen Niko-laus und seine Wohnstätte» besuchten, «indemsie glauben, er sei ein heiliger Mann» und derals «heilig gilt, weil er nichts isst».Niklaus von Flüe bestand die Gottesprobe. Ermusste drei Bissen von einer Hostie nehmen,die in den gesegneten St.-Johannes-Wein ge-tunkt war. Der letzte Bissen bescherte ihm fastden Tod, doch er bestand – und er erhielt diebischöfliche Approbation. Er durfte die Schutz-patrone wählen, auf die seine Kapelle geweihtwurde: Maria, Maria Magdalena, die Kreuz-erhöhung und die 10000 Märtyrer.

Vorbild und RatgeberEs war tatsächlich ein Kommen und Gehen imRanft. Bruder Klaus galt nicht nur als «Heili-ger», als ein spirituelles Vorbild, er war auch eingefragter Ratgeber. Dabei wird er in Aufzeich-nungen von Zeitgenossen als ein bescheidener,interessierter und angenehmer Mann beschrie-

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Bruder Klaus in einem Seitenaltar der Jesuitenkirche in Luzern – sein Eremitenrock soll der ursprüng-liche Rock sein, den er 1481 in Luzern zurückliess. Von den Ratsherren erhielt er damals ein neuesGewand, so teuer wie ein Hochzeitskleid. Allerdings wird der Luzerner Rock erst um 1590 erstmalsdem Eremiten zugeordnet. Bild: Eveline Beerkircher

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Loslassen aus LiebeEine zentrale Figur in der Lebensgeschichtevon Niklaus von Flüe – mittlerweile auch inder Überlieferung – ist seine Frau, die er 1467verliess, um die Zwiesprache mit Gott zu fin-den. Dorothee Wyss wird heute verehrt wie derheilige Bruder Klaus selber.1446, nach der Rückkehr aus dem Alten Zü-richkrieg, fühlte sich der 29-jährige Niklausvon Flüe bereit für die Familiengründung. Erheiratete standesgemäss: Dorothee Wyss wardie 14-jährige Tochter eines Ratsherrn aus derSchwendi auf der anderen Seite des Sarner-aatals. Mit der Heirat verbanden sich zwei an-gesehene Familien der bäuerlichen Ober-schicht in Obwalden.

Papst ehrt Dorothee WyssDorothee Wyss erging es in der Folge wie denmeisten Frauen des ausgehenden Mittelalters:Sie kommen in der Geschichtsüberlieferungnicht vor. Als eine eigenständige Persönlich-keit tritt sie erstmals 1624 in einem Theater-stück auf. Sie wehrt sich mit Witz und Humorgegen das Fortgehen ihres Ehemannes.Konturen erhält sie gegen Ende des 17. Jahr-hunderts, allerdings wird sie nun häufig alsOpfer dargestellt, als die demütige Ehefrau,die hinter den Wünschen ihres Mannes zu-rücksteht. Korrigiert wird das Bild erst in derzweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, unter an-derem 1981 durch ein Hörspiel von KlaraObermüller, Kulturjournalistin und Schrift-stellerin aus Zürich. 1984 sprach Papst Johan-

nes Paul II. bei seinem Besuch im Flüeli-Ranftvon der «heiligmässigen Frau Dorothee». Siehabe den Weg freigemacht für den Heiligenund Friedensstifter.Tatsächlich empfand es Niklaus von Flüe alseine göttliche Gnade, dass er die Erlaubnisseiner Frau und der ältesten Söhne erhielt, umin die Einsamkeit zu gehen. Dorothee Wysssoll ihm sogar den ersten Eremitenrock gewo-ben haben.

Wie gross die Einsamkeit war, ist unklar.Quellen lassen vermuten, dass Niklaus vonFlüe in regelmässiger Verbindung mit seinerFrau stand, dass sie ihn gelegentlich in derRanft-Schlucht besuchte. Schliesslich lag derHof nur wenige hundert Meter von der Kapelleentfernt. Klar ist, dass Niklaus von Flüe ohnedie Einwilligung und Unterstützung durchDorothee Wyss nicht zu dem geworden wäre,was ihn als Bruder Klaus berühmt machte.

Niklaus von Flüe verabschiedet sich von seiner Familie. Die älteste Darstellung der Abschiedsszene istmit Öl auf Leinwand gemalt und stammt von einem Schweizer Maler aus dem Jahre 1692. Es ist imMuseum Bruder Klaus Sachseln zu sehen. Bild: Stefan Ragaz

ben, der zuhörte und Mut zu Eigenverantwor-tung und Selbsthilfe machte. Fremd war ihmdas Aufheben um seine eigene Person.Einen besonderen Namen machte sich Niklausvon Flüe als Mittler in der eidgenössischen Poli-tik. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundertsbefanden sich die eidgenössischen Orte auf derSuche nach ihren Entfaltungsmöglichkeitenzwischen den europäischen Mächten. Sie ent-wickelten die ersten Ansätze einer eidgenössi-schen Identität. Erstmals begannen sie, sich alsEinheit zu verstehen.Gestärkt durch die militärischen Erfolge derBurgunderkriege suchten die Städte, insbesonde-re Bern, ihren Einflussbereich auszudehnen –nicht ohne Folgen für das zerbrechliche Gefügeder eidgenössischen Verträge und Abkommen.

Ausdruck davon war der Städtebund-Konfliktvon 1481, in dem sich auch Luzern über die Inte-ressen der ländlichen Orte hinwegsetzte. Mehr-fach war eine Einigung gescheitert, erst an derTagsatzung von Stans kam es zu einer Lösung.Entscheidend war der Rat von Bruder Klaus.Was er sagte, ist nicht bekannt, die Streitpartei-en willigten aber sofort in einen Kompromissein: Solothurn und Freiburg wurden in denBund aufgenommen, allerdings nur in einemZusatzbündnis und ohne Entscheidungsrecht.Bruder Klaus war an den Verhandlungen nichtdabei. In der verfahrenen Situation an der Tag-satzung hatte der Pfarrer von Stans, Heini Am-grund, entschieden, den vierstündigen Fuss-marsch auf das Flüeli unter die Beine zu nehmen,um Bruder Klaus um Rat zu fragen.

Nach dem sogenannten Stanser Verkommnisvon 1481 wurde der Eremit immer wieder alsMittler angegangen – von der Stadt Konstanz,vom Predigerkloster Basel, vom Herzog vonMailand und von den eidgenössischen Ständen.Dabei plädierte er immer für eine gütliche Eini-gung, denn «ein Gutes bringt das andere», wieer 1482 in einem Brief an die Stadt Konstanzschrieb. Werde ein Konflikt mit einem Rechts-spruch gelöst, gebe es Unterlegene. Dauerhaftsei ein Vergleich. Oder wie er in seinem politi-schen Vermächtnis – ebenfalls 1482 – in einemBrief an die Berner Obrigkeit festhielt: «Friedeist stets in Gott, denn Gott, der ist der Fried,und Fried mag nicht zerstört werden, Unfriedaber würde zerstört. Darum sollt ihr schauen,dass ihr auf Fried abstellt.»

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Globale AusstrahlungLebendige Erinnerungskultur

«Bruder Klaus ist viel zu gross, um nur Obwaldner zu sein. Er ist zu gross sogar für einen Eidgenossen.Er gehört der ganzen Welt», schrieb 1928 der Schriftsteller Heinrich Federer. Dieser Satz gilt

mehr denn je. Der spätmittelalterliche Mann des Friedens wird heute als überkonfessionelle spirituelleLeitfigur in vielen Ländern in beeindruckender Vielfalt verehrt.

Roland Gröbli

Die internationale Ausstrahlung des Ranfthei-ligen ist ein in der Schweiz wenig wahrgenom-menes Phänomen. Dabei war Bruder Klaus,wie er als Einsiedler im Ranft genannt wurde,schon zu Lebzeiten weit über die Sprach- und

Landesgrenzen hinaus bekannt: Als Niklausvon Flüe am 21. März 1487 starb, wurde seinTod in Österreich ebenso vermerkt wie inNürnberg, Augsburg oder in Strassburg. Undder mailändische Gesandte in der Eidgenos-senschaft entschuldigte sich bei seinem HerzogAnfang April 1487, dass er «wegen Geschäfts-überlastung» erst mit Verspätung mitteile, dass

«der Einsiedler von Unterwalden aus der Weltgeschieden» sei.

Weltweite VerehrungDiese Erinnerung an Niklaus von Flüe ist le-bendiger und vielfältiger denn je. Er wirdweltweit als spirituelle Leitfigur für Friede undVersöhnung in einem Atemzug mit Persön-

Vor allem Schweizer Missionare haben die Friedensbotschaft von Niklaus von Flüe in alle Welt hinausgetragen. Ein Beispiel dafür ist der Stanser MissionarErnst Waser, der Bruder Klaus in Indonesien bekannt machte. Im Bild die Santu-Klaus-Kapelle in Kuwu auf der Insel Flores (Indonesien).

Bild: Karl Kistler, Präsident Freundeskreis Santu Klaus Kuwu-Flores

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lichkeiten wie Mahatma Gandhi oder MartinLuther King genannt. Die hohe Wertschät-zung wird auch darin deutlich, dass sein Ge-bet, das Bruder-Klausen-Gebet, Eingang inden (katholischen) Weltkatechismus gefundenhat. Es steht dort unmittelbar vor dem be-rühmtesten Gebet von Teresa von Avila(«Nada te turbe …»).Die entscheidende Initialzündung war seineHeiligsprechung 1947. Weltweit sind inzwi-schen über 200 Kirchen und Kapellen Niklausvon Flüe geweiht. Zunächst waren es vor allemSchweizer Missionare, die Kirchen demSchweizer Nationalheiligen weihten. Friedens-initiativen wie jene in El Mozote (El Salvador),in Ehmej (Libanon) oder die Bruder-Klaus-Kapelle in Wachendorf (Deutschland) stehenfür eine neue Phase. Die Initianten dieser Wer-ke brauchen keine Schweizer Vermittler. SeineFähigkeit, mit Menschen unterschiedlichstenRanges ins Gespräch zu kommen, und seineVermittlungstat in Stans mit der Versöhnungvon Stadt und Land werden als Inspirations-

quellen ebenso geschätzt wie die archaischeKraft, die «innere Wucht» (Manfred Züfle)seiner Visionen oder das Radbild. Ihm geweih-te Kirchen und Pfarreien finden sich unter an-derem in Kuwu auf der Insel Flores (Indone-sien), in Tono (Japan), in Tscheljabinsk(Russland), in Cartagena de las Indias (Ko-lumbien), in Puerto Esperanza (Argentinien),in Limparamba (Tansania), in Otele (Kame-run) oder Katibunga (Sambia).

Der Ranft: Ort des Gebets,Ort der StilleDabei bleibt Niklaus von Flüe eine spirituelleLeitfigur, die sich klar verorten lässt. DerRanft, sein Ort des Rückzugs, und Sachseln,wo er 1487 in der Pfarrkirche begraben wurde,werden jährlich von gegen 100000 Menschenaufgesucht. Im laufenden Jahr dürften es eini-ge mehr sein. Während für viele Pilger die kar-ge Zelle im Ranft, seine Kapellen, das Grab inder Pfarrkirche oder das Museum BruderKlaus in Sachseln im Mittelpunkt des Interes-

ses stehen, suchen andere den Ranft als Ortdes Gebets und der Stille auf. Sie schätzen ihnsehr hoch, gerade weil sie ihn und seine Kern-botschaften nicht mit einer konfessionellenZugehörigkeit in Verbindung setzen. Sie wis-sen sich von ihm als gläubige und suchendeMenschen verstanden und getragen. Er stehtfür tiefgreifende Werte, echte Begegnungenund persönliche Bescheidenheit.Zu den Pilgern aus ganz Europa gehören mehrund mehr auch moderne Jakobspilger, die vonDeutschland oder Österreich herkommend dieRoute durch die Innerschweiz, den «oberenWeg» nach Santiago di Compostela wählen.

Vielfältige und lebendige Verehrungin allen LandesteilenBesonders vielfältig und lebendig ist die Vereh-rung von «San Nicolao» im Tessin. 2014 nah-men über 700 Personen an der Tessiner Wall-fahrt zu Bruder Klaus teil. In diesem Jahr

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Das Radbild von Niklaus von Flüe wird weltweit als Symbol der Suche nach Stille und Gelassenheit geschätzt. Bild: fotolia/Bruno Fäh

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erwarten die Organisatoren sogar 1000 Teil-nehmende. Auch in der Romandie werden imlaufenden Jahr in allen Kantonen Veranstaltun-gen zu und mit «Frère Nicolas» durchgeführt.Stellvertretend für die initiativen Verehrer vonBruder Klaus in der französischsprachigenSchweiz erwähnt sei die 1994 gegründete l’As-sociation culturelle Nicolas et Dorothée deFlüe. Sie führt jährlich ein sehr gut besuchtes,mehrtägiges Seminar für Menschen durch, die«désirent vivre leur engagement professionnel àla lumière de la foi chrétienne».In der rätoromanischen Schweiz war es derlangjährige reformierte Pfarrer im Val Müs-tair, Hans-Peter Schreich, der mit Übersetzun-gen ins Rätoromanische die Erinnerung an

Bruder Klaus förderte. Unter der Federfüh-rung der kantonalen Fachstelle Kirchliche Ju-gendarbeit Graubünden finden sich seit kur-zem die Aktivitäten und Kenntnisse über «FraClau da Flia» im Kanton Graubünden und derrätoromanischen Schweiz generell auf einereigenen Webseite.

400 Kilometer für Bruder KlausTraditionell eine grosse Verehrung geniesst«Nikolaus von der Flüe» in Deutschland. Gros-sen Anteil daran haben die Katholische Land-jugendbewegung (KLJB) und die KatholischeLandvolkbewegung (KLB). Beide wählten denRanfteremiten als Patron. Die Landesverbändevon Bayern und von Baden-Württemberg be-gleiten das Gedenkjahr mit eigenen Publika-tionen und einem breitgefächerten Programm.

Und ganz im Sinne der steigenden Bedeutungvon Dorothee, seiner Frau, nahm die KLBBayern Dorothee Wyss als Vorbild in ihre Sat-zung auf. Die jährlich verliehene Verdienstme-daille für verdiente Mitglieder heisst seit 2007«Nikolaus und Dorothea von Flüe Medaille».Seit 1977 pilgert die Katholische Landvolkbe-wegung Jahr für Jahr nach Flüeli-Ranft. Auchin diesem Sommer nehmen wiederum gegen45 Pilgerinnen und Pilger den Weg unter ihreFüsse. Insgesamt legt die Pilgergruppe auf derlängsten Fusswallfahrt Europas in zwei Wo-chen 400 Kilometer zurück.

Niklaus von Flüe und derZweite WeltkriegIn Deutschland noch immer sehr lebendig istdie Erinnerung an Niklaus von Flüe im Zu-

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Sehr bedeutsam für die Pflege der Erinnerung ist das 1976 gegründete Museum Bruder Klaus Sachseln (www.museumbruderklaus.ch; geöffnet vom 9. Aprilbis 1. November 2017), das nebst einer permanenten Ausstellung zu Leben, Wirken und Ausstrahlung von Niklaus von Flüe mit Sonderausstellungen einenfruchtbaren Dialog mit der Gegenwart, vor allem in künstlerischen Auseinandersetzungen, pflegt. Bild: Museum Bruder Klaus Sachseln

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Informationen

Weitere Informationen und vieleweitere Beispiele für die lebendigeErinnerungskultur heute finden sichin: Roland Gröbli, Einführung in dielebendige Erinnerungskultur zuNiklaus von Flüe heute, Sarnen 2016,Grundlagendossier zuhanden desTrägervereins «600 Jahre Niklausvon Flüe» (siehe www.mehr-ranft.ch)sowie im offiziellen Gedenkband,der seit wenigen Tagen in zweiter,unveränderter Auflage wiedererhältlich ist: Roland Gröbli, HeidiKronenberg, Markus Ries, ThomasWallimann (Hrsg.): Mystiker.Mittler.Mensch., 600 Jahre Niklaus von Flüe1417–1487, TVZ Verlag Zürich, 2017.

Zu einem Wallfahrtsort in doppeltem Sinn hat sich seit 2007 die vom Schweizer ArchitektenPeter Zumthor geplante Bruder-Klaus-Kapelle in Wachendorf (Deutschland) entwickelt. Verehrer desRanfteremiten suchen sie ebenso auf wie Architekturbegeisterte aus aller Welt. Bild: fotolia/Herbert Esser

sammenhang mit der Rückkehr der letzten10 000 Kriegsgefangenen 1955. Der damaligedeutsche Bundeskanzler, Konrad Adenauer,der mehrmals den Ranft besucht hatte, bat inden entscheidenden Tagen um den Beistanddes Ranfteremiten. Zeitgleich mit dem Staats-besuch in Moskau betete eine Männergruppeununterbrochen Tag und Nacht für einen posi-tiven Verlauf der Gespräche, die Aussöhnungund den Frieden. Im Bildungshaus Maria Lin-denberg in St. Peter (Schwarzwald) werden vonDreikönig bis zum 1. Advent diese Gebetswa-chen vor dem Allerheiligsten bis heute gepflegt.In der Schweiz festigte der glückliche Ausgangbeider Weltkriege seine Stellung als Landesva-ter und Landespatron. Ein prägendes, nichtnur als Zeitzeugnis eindrückliches Beispiel fürdiese auch politisch relevante Deutung findet

sich auf der Rückwand der Unteren Ranftka-pelle. Der Katholische Volksverein hatte 1914Bruder Klaus eine überdimensionale Votivtafelversprochen, sofern die Schweiz vom Kriegverschont bleibe. Dieses Bild (wörtlich undsinnbildlich) erfuhr im Zweiten Weltkrieg eineSteigerung, als am 13. Mai 1940 einige Men-schen in Waldenburg (Baselland) schützendeHände am Himmel sahen. Die Zeitzeugen je-ner Epoche sind heute zumeist verstorben. Das«Wunder von Waldenburg» ist aber Teil derlebendigen Erinnerungskultur im Zusammen-hang mit dem Zweiten Weltkrieg. 2010 fandzum 70-Jahr-Jubiläum in Melchtal (Obwal-den) und auf dem Flüeli auf Initiative der Bru-der Klaus Gesellschaft ein Gedenkanlass statt,an dem unter anderem Bischof Emeritus Ama-dée Grab, Chur, das Grusswort sprach.

Zu den Pfarrkirchen mit der prächtigsten Ausstattung über Niklaus von Flüe gehört die 1950 ein-geweihte Pfarrkirche von Lugano-Besso mit dem Mosaik von François Ribas und den Glasfenstern vonWilly Kaufmann. Bild: Pfarrei San Nicolao

Mein Herr und mein Gott,nimm alles von mir,was mich hindert zu dir.

Mein Herr und mein Gott,gib alles mir,was mich fördert zu dir.

Mein Herr und mein Gott,nimm mich mirund gib mich ganz zu eigen dir.

Bruder-Klausen-Gebet

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ProgrammvielfaltFeiern und Veranstaltungen

Der Trägerverein «600 Jahre Niklaus von Flüe» nimmt das Jahr 2017 zum Anlass, der SchweizerBevölkerung das Leben und Wirken von Niklaus von Flüe zeitgemäss und weltoffen näherzubringen.

Mit dem Leitmotiv «MEHR RANFT» wirddas Bewusstsein für den Mystiker, Mittlerund Menschen sowie seine Frau DorotheeWyss gestärkt und in alle Landesteile getra-gen. Das vielfältige Programm besteht aus elfKernprojekten und über 100 Mitmachinitiati-ven in der ganzen Schweiz. Eine Auswahl derwährend des Gedenkjahres durchgeführtenKernprojekte:

«Gemeinsam zur Mitte»Samstag, 1. April 2017Ein Zeichen für die Einheit: Am Samstag,1. April, ab 9.30 Uhr begehen die Katholischeund die Evangelische Kirche in Zug (u. a. imreformierten Kirchenzentrum) gemeinsameinen nationalen ökumenischen Feier- undGedenktag. Anlass für die Veranstaltungunter dem Leitmotiv «Gemeinsam zur Mitte»sind die Feierlichkeiten zu 600 Jahre Niklausvon Flüe und 500 Jahre Reformation. Aufdem Programm stehen Referate, Gesprächs-runden, Filmvorführungen und Musik. Hö-hepunkt des Tages bildet um 16.00 Uhr derökumenische Gottesdienst in der KircheSt. Michael mit Gottfried Locher, Präsidentdes Rates SEK, und Felix Gmür, Bischof vonBasel. In diesem Rahmen wird die Kantate«Gemeinsam zur Mitte» von Erwin Matt-mann uraufgeführt. Mehr dazu auf den Sei-ten 33 und 34.

Staatsakt – nationale GedenkfeierSonntag, 30. April 2017Die Gedenkfeier und das anschliessende Rah-menprogramm würdigen Leben und WirkenNiklaus von Flües. Der offizielle Staatsakt aufdem Landenberg Sarnen mit Gästen aus Poli-tik und Gesellschaft setzt politische, histori-sche und gesellschaftliche Akzente. Um 9.30Uhr ziehen die geladenen Gäste vom Dorf-platz auf den Landenberg, wo sie vom Ob-

waldner Landammann Franz Enderli begrüsstwerden. Der renommierte Schriftsteller undLiteraturwissenschaftler Peter von Matt hältden Festvortrag. In einer szenischen Darstel-lung thematisiert der Schauspieler HanspeterMüller-Drossaart den Briefwechsel zwischenBruder Klaus und der Berner Regierung ausheutiger Sicht. Schliesslich überbringt Bun-despräsidentin Doris Leuthard die Grusswor-te des Bundesrats. Die Bevölkerung ist an-schliessend ab 11.30 Uhr zu einem Apéro aufdem Sarner Dorfplatz eingeladen.Am Nachmittag können von 12.30 bis 16.00Uhr kostenlos verschiedene kulturelle Ange-bote mit Bezug zu Niklaus von Flüe genutztund besucht werden. So präsentiert beispiels-weise das Obwaldner Staatsarchiv im Rathausdas Weisse Buch von Sarnen. Weitere Ange-bote in Sarnen, Sachseln und Flüeli-Ranft er-gänzen das abwechslungsreiche Rahmenpro-gramm.

«Niklaus von Flüe – Unterwegs»28. Juni bis 25. September 2017Das mobile Erlebnis «Niklaus von Flüe –Unterwegs» tourt durch alle Kantone derSchweiz und macht auch Halt in Liechten-stein. Vor Ort erfahren die Besucher mehrüber Niklaus von Flüe und über sich selbst. Ineiner Gegenüberstellung in Stille und Ein-samkeit wird ihnen Raum geboten, in demsich Fragen über das Leben auftun. Mehrdazu auf den Seiten 26 bis 29.

Visionsgedenkspiel «vo innä uisä»19. August bis 30. September 2017Einen Höhepunkt des Gedenkjahres bildetdas Visionsgedenkspiel «vo innä uisä». Diesesaussergewöhnliche Theaterereignis mit Laien-darstellern und Chormitgliedern aus der Re-gion Zentralschweiz orientiert sich an der Pil-ger‐ und Pilatusvision Niklaus von Flües.

Autor ist Paul Steinmann, Regie führt GeriDillier. Die Künstlerin Judith Albert, Träge-rin des Innerschweizer Kulturpreises 2016,gestaltet die Bildprojektionen. Die Musik undKlänge komponiert Jul Dillier.Zwischen Sachseln und Flüeli‐Ranft entstehteigens für das Spiel ein einzigartiger Auffüh-rungspavillon für 270 Besucher. Die Zu-schauer erreichen nach einem kurzen Gangdurch die schöne Landschaft den Innenraum,der auch symbolisch für die Innenwelt Nik-laus von Flües steht. Das Visionsgedenkspielwird zwischen dem 19. August und 30. Sep-tember insgesamt 41 Mal aufgeführt. Mehrdazu auf den Seiten 30 bis 32.

Gedenktage23. bis 25. September 2017Den Auftakt zu den dreitägigen Gedenkfeier-lichkeiten bildet der Tag für Familien, Kinderund Jugendliche am Samstag, 23. September,in Flüeli-Ranft. Am Sonntag, 24. September,steht um 10.00 Uhr der ökumenische Fest-und Gedenkgottesdienst in der PfarrkircheSachseln mit Kardinal Kurt Koch und Gott-fried Locher (SEK) im Mittelpunkt. Dieserwird direkt im Schweizer Fernsehen undRadio übertragen. Um 15.00 Uhr gibt eseine Nachmittagsfeier auf dem Feierplatz imFlüeli.Am Montag, 25. September, gedenkt die Ob-waldner Bevölkerung zusammen mit Gästenaus der ganzen Schweiz und Vertretungen ausKirche und Staat am offiziellen Bruderklau-sentag des Landesheiligen in Sachseln undFlüeli-Ranft. Der Eucharistiefeier unter derLeitung von Kardinal Kurt Koch beginnt um9.00 Uhr in der Pfarrkirche. Abschluss derFeierlichkeiten bildet ein musikalischer Ves-pergottesdienst um 15.00 Uhr in Sachseln.Ein kulturelles Rahmenprogramm ergänztdie Gedenktage.

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Dieser Kalender umfasst ausgewählte kulturel-le Anlässe des Vereins «600 Jahre Niklaus vonFlüe» sowie Veranstaltungen weiterer Träger-schaften im Raume Zentralschweiz, Zürich undOstschweiz. Die Angaben haben keinen An-spruch auf Vollständigkeit und sind ohne Ge-währ. Weitere Projekte und Veranstaltungen:

www.mehr-ranft.ch/projektewww.mehr-ranft.ch/agenda

Jahresprogramme

Kloster Kappel: 500 Jahre Reformation und600 Jahre Niklaus von Flüe; Klostertage,Musiktheater, Feiern, Wanderung, Ausstellun-gen und Referate

www.klosterkappel.ch

Stiftung Bruder Klaus: 600 Jahre Niklaus vonFlüe – 500 Jahre Reformation; Präsenz ganzeDeutschschweiz; u.a. Referate, Ausstellungen,Rauminstallation, szenischer Gottesdienst

www.stiftungbruderklaus.ch

600 Jahre Bruder Klaus Kanton Graubünden:Veranstaltungshinweise; Fachstelle für kirch-liche Jugendarbeit; Katholische LandeskircheGraubünden

fra-clau.ch

bis 9.4. | 21.5.–25.6. | 20.8.–30.9.2017

jeweils Sonntag, 10.30 bis 12.00 Uhrund 14.00 bis 17.00 Uhr,Kirchenschatzmuseum AltdorfDorothee von Flüe und Katharina Luther,Ausstellung; Aufführungen Zwiegespräch2.4., 28.5., 27.8. und 24.9.2017

www.museen-uri.ch

12.3.2017

11.00 Uhr, KKL Luzern, KonzertsaalFamilienkonzert «Fantasiestücke»; «Ranft-Suite» mit Luzerner Sinfonieorchester sowieSchülerinnen und Schüler aus Obwalden

www.sinfonieorchester.ch/de/events/fantasiestuecke

16.3.2017

19.30 Uhr, katholisches Pfarreiheim,Schlossbergstrasse 24, Romanshorn«Der Eremit – eine Begegnung mit Niklausvon Flüe», Theaterstück mit sozialpolitischenThemen; Fastenopfer Luzern; 33 Gastspielein der ganzen Deutschschweiz

www.fastenopfer.ch/bruderklaus

19.3.2017

15.00 Uhr, Hotel Paxmontana,Flüeli-RanftBuchvernissage «Und essen mag er auchnicht mehr» von Luke Gasser mit Lukas Heim,Pirmin Meier; Lesung, mittelalterliches musika-lisches Intermezzo (vgl. auch Seiten 38/39)

www.lukegasser.ch

21./25.3. | 6./25.5. | 24./25.9.2017

Flüeli-Ranft, Petersdom RomBruder-Klaus-Jodlermesse; von Silvia Windlinund Heinz Willisegger; Jodlerklub Flüeli-Ranft

www.bkjm.ch

24./26.3. | 31.5. | 25./26.8. |

16./24./30./22.9. | 22.10.2017

Oberwil bei Zug, Bäch Freienbach,Sachseln, Kappel a.Albis, Hermetschwil,Luzern, Wädenswil, Ruswil, Teufen,HermetschwilKonzerte Arte Rumori «Radbild-Klänge»

www.arterumori.chwww.rovo-music.ch/radbild

25.3. | 16./17.9.2017

Auszüge Liebfrauenkirche Zürich,ganzes Werk Pfarrkirche Sachseln undLiebfrauenkirche ZürichFestmesse zur Heiligsprechung von Niklaus vonFlüe; Josef Garovi, Missa festiva in honoremS. Nicolai de Flüe; Chor an Liebfrauen

www.choranliebfrauen.ch

26.3. | 20./28.5. |

1./17./22./23.9. | 1./12.11.2017

Zürich, Luzern, Solothurn, Emmenbrücke,Küsnacht, Oberwil bei Zug, Stans,Einsiedeln, Zürich, MeilenNiklaus von Flüe (1417–1487), GregorianischerChoral und Saxofon im Dialog – Meditationenund Kontraste; Schola Lucernensis, WernerBucher, John Voirol

www.johnvoirol.chwww.scholaromana.ch

26.3. | 28.6. | 24.9. und weitere

Pauluskirche Luzern, Museum BruderKlaus Sachseln, Johanneskirche Zug,weitereMehrHören, RingSpiel: Klang-Performance;

MaMaRe Trio: Matthias Dillier, MartinSchlanstein, Andreas Wegmann

www.awegmann.ch/mamare/

30.3.2017

19.30 Uhr, Universität LuzernVortrag Prof. Dr. Markus Ries «Bruder Klausund die Hoffnung auf den Frieden»; Verein«600 Jahre Niklaus von Flüe»

www.mehr-ranft.ch/nachdenken

1.4.2017

ab 9.30 Uhr, ZugGemeinsam zur Mitte – Nationaler ökumeni-scher Gedenktag (vgl. auch Seiten 33/34)

www.ref-500.ch/de/oekumenische-feierwww.mehr-ranft.ch/mitte

4.4.2017

19.30 Uhr, Kirchensaal Maihof, LuzernChorkonzert von Arthur Honegger (1892–1955),Nicolas de Flue; Instrumentalisten der Hoch-schule Luzern; Chöre; Pascal Mayer

www.lucernefestival.ch

9.4.–1.11.2017

Museum Bruder Klaus Sachseln«Ins Zentrum» – Radbilder und Räderwerke;Sonderausstellung; Jahresprogramm

www.museumbruderklaus.ch

10.–13.4. | 20.–26.5. | 15.–20.6. |

24.–29.7. | 31.7.–4.8. | 2.–6.10.2017

Dorfplatz Flüeli-Ranft, Dorfplatz Stans,Löwenplatz Luzern, Kirche AltstadtKonstanz D, Korn-, unterer Waisenhaus-und Casinoplatz Bern, WasserturmplatzLiestalKunstaktion «das ganze sehen»; Doris Windlinmit Künstlerkollegen Hannes Egli, KaterinaRutherford, Therry Achermann und MarthaZiegler; Tourneeabschluss: AusstellungFERMATA 22.9.–22.10.2017

www.atelier-doris.cz

12./13./15.4. | 5./6./7./21.5. |

24.8. | 15./16.9.2017

Kulturhaus Helferei und PfarreizentrumLiebfrauen Zürich, Theater PalazzoLiestal, Pünthalle Oberrieden, Kirch-gemeindesaal Zürich Enge, Dübendorf

V E R A N S TA

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«NIMM MICH MIR! – Eine szenische Recher-che»; Schauspiel, ökumenisches Projekt derZürcher Kirchen zum 600-Jahre-Jubiläum

Info/Buchung: www.nimm-mich-mir.ch

26.4. | 3./24.9. | 3. 11.2017

Sachseln, Uznach, Kloster IngenbohlBrunnen, Kirche Bruder Klaus ZürichAufführung der Vertonung «Ranft. PoetischeBetrachtungen zu Bruder Klaus.» Otto Höschle

www.mehr-ranft.ch/betrachtungen

30.4.2017

Sarnen, Sachseln, Flüeli-Ranft«600 Jahre Niklaus von Flüe» – nationaleGedenkfeier (vgl. auch Seite 23)

www.mehr-ranft.ch/staatsakt

4.5.2017

19.45 Uhr; lit.z Literaturhaus Zentral-schweiz, StansLiteraturwettbewerb Niklaus von Flüe: Lektoratlive! Lesung/Gespräch mit Autorinnen/Autoren;mit Verena Stössinger und Simon Deckert

www.lit-z.ch

15.5.2017

19.30 Uhr, Marianischer Saal, LuzernVortrag Dr. Urban Fink-Wagner «Der langeWeg zur Selig- und Heiligsprechung von BruderKlaus»; Verein «600 Jahre Niklaus von Flüe»

www.mehr-ranft.ch/nachdenken

25.5. | 23./25.6. | 25.9. | 22.10.2017

10.00 Uhr, 21.00 Uhr Pfarrkirche Sach-seln, 16.00 Uhr Klosterkirche Heiligkreuz-tal D, 15.00 Uhr Pfarrkirche Sachseln,17.00 Uhr Jesuitenkirche LuzernAufführungen Musica Mystica durch dasVokalensemble der Kantorei Sachseln;Aufführungen des Werks «Niklaus undDorothea» von Josef Kost; Leitung: CorneliaNepple Kost; Kantorei Sachseln

www.pfarrei-sachseln.ch

27.5. | 1./10.6. | 25.6. und weitere

Kollegium Stans, St.-Justinus-Werk,Fribourg, Kirche Sachseln, kath. Kirch-gemeinde Thalwil, Libanon, ggf. weiterein Stans, Genf, Schwyz und Wallis,Luzern, Rapperswil

Friedensmeditation mit Worten, Musik undBildern – «Mein Herr und mein Gott»;Solidarité Liban-Suisse; Musique et Paix

www.solisu.ch

27.5.2017

19.30 Uhr Aula Cher, SarnenNeukomposition Uraufführung «Aus Schatten»,Konzert für 4 Hörner und Orchester von OliverWaespi im Rahmen des 11. Int. Hornfestivals(25.–28.5.2017); Horngruppe Obwalden

www.frenchhorn.ch

30.5.2017

18.30 Uhr, Universität Luzern«Was können Unternehmer von Bruder Klauslernen?»; Academia Engelberg

www.academia-engelberg.ch

17.6.2017

9.30 Uhr, Bruderklausenwegab Dorfplatz StansUnterwegs mit Abt Christian Meyer, KlosterEngelbergwww.sakrallandschaft-innerschweiz.ch

18.6.2017

10.00 Uhr, Stans«Internationaler Tag der Mediation»; BruderKlaus, erster Mediator der Schweiz; SchweizerKammer für Wirtschaftsmediation Zentral-schweiz

www.skwm.ch

28.6.–25.9.2017

ganze SchweizMobiles Erlebnis «Niklaus von Flüe – Unter-wegs» (vgl. auch Seiten 26–29)

www.mehr-ranft.ch/unterwegs

1.8.2017

20.00 Uhr, Klosterkirche EngelbergÖkumenischer Festgottesdienst mit Einwei-hung der restaurierten Bruder-Klaus-Statue

www.kloster-engelberg.ch

19.8.–30.9.2017

SachselnVisionsgedenkspiel «vo innä uisä» (vgl. auchSeiten 30–32)

www.mehr-ranft.ch/visionsgedenkspiel

2.9.2017

Nachmittag, Kerns, Sachseln, Flüeli-RanftErstKlassik am Sarnersee: besonderesKonzerterlebnis zu 600 Jahre Niklaus von Flüe;Festival vom 26.8.−2.9.2017

www.erstklassik.ch

17.9.2017

Wanderung ab Kapelle St.Niklausen«Orte» Obwalden; Raum – Klang;Jo Achermann; mit Franz Enderli; musikalischeEinlagen von Christoph Blum und JakobHofmann

www.kulturfenster.ch

22.9.–22.10.2017

Turbine GiswilFERMATA; Ausstellung mit 160 Künstlerin-nen und Künstlern aus der Innerschweiz

www.expoturbine.ch

23./24./25.9.2017

SachselnGedenktage, Niklaus von Flüe – Mystiker.Mittler.Mensch. (vgl. auch Seite 23)

www.mehr-ranft.ch/gedenktage

24.9.2017

17.00 Uhr, Jesuitenkirche LuzernFestgottesdienst zum Gedenkjahr; Carl Rütti,Auftragskomposition; Solisten, LuzernerKantorei; Chor und Orchester des CollegiumMusicum Luzern; Mutsumi Ueno, SuzanneZ’Graggen, Orgel; Pascal Mayer, Leitung

www.jesuitenkirche-luzern.chwww.jesuiten.ch

22./27./28.10.2017

Pfarrkirche Sachseln, KlosterkircheEinsiedeln, Hofkirche Luzern (Orgel-festival ECHO 2017)Dorothea – Kantate zu Ehren des hl. Niklausvon Flüe, für Solojodel, Männerchor undOrchester

www.joelvonmoos.com/dorothea

16.–17.12.2017

Flüeli-RanftRanfttreffen, spirituelles Erlebnis mit Tiefgang;Jungwacht Blauring Schweiz

www.ranfttreffen.ch

A LT U N G E N

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Schweizweites ProjektGrosse Erfahrung mit dem Nichts

«Niklaus von Flüe – Unterwegs» soll schweizweit spüren lassen, wie Bruder Klaus Stilleund Einsamkeit lebte. Ab in die Box des mobilen Erlebnis-Projekts – und zu sich selber!

Mathias Haehl

Am Anfang ist das Warten: 20 Minuten sitzenwir mit drei anderen Menschen auf Stühlenschweigend im Vorraum. Man hat sich vonWichtigem getrennt: Handy, Uhr – und Schu-hen. Versucht, barfuss und ohne AblenkungRuhe zu finden. In sich zu gehen. Bereit füreine Begegnung mit Bruder Klaus ist, wer sichin einer Drittelstunde auf das Kommende vor-bereitet hat: Jetzt darf ich allein fünf Minutenin einer 5 mal 2,5 Meter grossen Box innehal-ten – gegenüber von Niklaus von Flüe.Das ist wie ein Crashkurs in einem Zen-Klos-ter. Musse erfahren. Zeit, Geduld und Acht-samkeit suchen und finden. Schweigen statt

plappern. Abtauchen und einmal unerreichbarsein. – Wie schön! Gelassenheit, bitte. Augenzu statt Mund auf. Entschleunigung statt kons-tante Beschleunigung und Multitasking. Einesums andere. Eine Wohltat für die meisten.

Messages für die NachweltWem das zu intensiv ist, der kann sich durchden Notausgang aus der Box befreien. Alledürfen ihre Gefühle mitteilen und teilen: Er-fahrungen werden schriftlich auf einem Zettelfestgehalten und in ein Behältnis gegeben.Diese Kurzbriefe werden in 100 Jahren zumnächsten Niklaus-von-Flüe-Jubiläum veröf-fentlicht – Messages für die Nachwelt. Auchhier Reduktion aufs Wesentliche. Da Gedan-ken aber im Normalfall flüchtig sind, werden

sie durch die Niederschrift ein Jahrhundertüberleben. Auf diese Weise wollen die Projekt-verantwortlichen die bemerkenswerte Zeitdi-mension begreifbar machen: 600 Jahre – dassind sechs mal vier Generationen. Viele Leben,noch mehr Umbrüche und Veränderungen.Und wenn die heutigen Gedanken aus dem«Niklaus von Flüe – Unterwegs»-Projekt 100Jahre reifen, wie wird die Welt der Zukunftdann aussehen? Bei Testläufen mit Schülernfragte ein Gymnasiast wohl zu Recht: «Gibt esdann überhaupt noch Briefe?» – Wer weiss.Aber sicherlich wird man sich auch dann nochmit dem reichen Erbe des bescheidenen Nik-laus von Flüe beschäftigen wollen.

Überraschend eindrucksvolles ErlebnisDenn nach wie vor hat uns der grosse Mannaus Obwalden viel zu sagen. Auch wenn er denErfahrungswilligen in der Box nur schweigendgegenübersteht. Er wird mächtig Eindruckmachen. Rundherum dominieren in der Boxschwarze Wände – ein dunkles Nichts. Undeben: Stille.Es wird für den Gast in der Box eine Erfah-rung mit dem Nichts. Philipp Schroth, einerder beiden Projektleiter, erklärt: «Damit mög-lichst viel Raum für die Gedanken der Besu-cher herrscht, setzten wir auf ein möglichstschlichtes Design ohne jegliche Aussage, dasUmfeld ist ganz neutral.» Irene Nanculaf, dieSchroth zur Seite steht, ergänzt: «Wir wün-schen uns, dass die Menschen bei unseremmobilen Erlebnis-Projekt Ruhe und Ent-schleunigung erfahren – es geht uns um dasganze grosse Nichts. Wir wollten keinen lau-ten Event oder ein Spektakel gestalten – dennweniger ist mehr.»Die Veranstalter holten aus all den Standorten,an denen das mobile Erlebnis-Projekt ab EndeJuni unterwegs sein wird, Bewilligungen ein.Sie verzichteten darauf, eine spontan geplante

Noch ist das Kernstück in Planung: So könnte der «Unterwegs»-Pavillon aussehen.Visualisierung Steiner Sarnen Schweiz

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Guerilla-Aktion daraus zu machen. «Obwohl,die Idee, dass der politische Querdenker Bru-der Klaus auch heute noch Bussen erhält, hatschon auch etwas Faszinierendes ...», sagt Phi-lipp Schroth und lacht.

AussenwirkungJedenfalls wird es dem Projektteam sicherlichgelingen, emotional zu berühren. Und es ver-spricht auch eine Wirkung ausserhalb Obwal-dens, da man ab 28. Juni (siehe nächste Seite)in allen Kantonen und in Liechtenstein prä-sent sein wird. Der Ranft wird so etwas ent-lastet. Wissenshungrige können sich auch imMuseum in Sachseln intensiv mit BruderKlaus beschäftigen. Die drängendsten vor Ortauftauchenden Fragen werden der Tourleiterund seine drei Mitarbeitenden beantworten.Die beiden Projektleiter, die «Niklaus von Flüe– Unterwegs» mit einem Zehnerteam gestalte-ten, sind erfahrene Leute ihres Faches. Siestammen selbstverständlich aus der Heimatvon Bruder Klaus. KommunikationsfachfrauIrene Nanculaf war als Marketing-Managerinschweizweit und in Mailand tätig, arbeitetefür Zürcher PR-Agenturen, ist bei SpecialOlympics Switzerland (der grössten Sportbe-wegung für Menschen mit geistiger Behinde-

rung) für die Kommunikation zuständig undamtet als evangelisch-reformierte Kirchenge-meindepräsidentin in Obwalden. Der Archi-tekt Philipp Schroth arbeitet seit neun Jahrenfür das weltweit tätige Unternehmen SteinerSarnen Schweiz. Die Obwaldner Firma ent-wickelt Ausstellungen, Besucherrundgängeund -zentren für Museen, Unternehmen undInstitutionen. Deren oberstes Ziel ist es, beiBesuchern Begeisterung auszulösen. Das istder renommierten Firma, die «Storytelling imRaum» – wie etwa das Besuchszentrum derVogelwarte Sempach, für Grossunternehmenwie Omega, St. Moritz oder an den Weltaus-stellungen in Italien und Südkorea schuf, im-mer wieder gelungen.Bleibt noch die Frage: Weshalb müssen wir dieSchuhe ausziehen, bevor wir Niklaus von Flüegegenübertreten? Testläufe ergaben, dass sichdie Menschen jeweils am meisten zierten, ohneihr Schuhwerk in die Box zu gehen – Handyund Uhr gaben sie vergleichsweise schnell undgerne ab. «Ohne Schuhe sind wir nicht nurmehr geerdet, sondern auch verletzlicher. Undsomit ganz nah an Niklaus von Flüe und damitletztendlich bei uns selbst», weiss Irene Nancu-laf. Genau diese Erfahrung ist es, welche diebeiden Projektleiter gerne vermitteln wollen. Weiter auf Seite 28

«Aufs Wesentlichekonzentrieren»

Irene Nanculaf (49), Übersetzerin,Kirchengemeindepräsidentin undMarketingfrau: «Ich bin reformiert,und durch die Heiligsprechunghaben wir Reformierten BruderKlaus ein wenig aus den Augenverloren. Doch dank dem Projektwurde die Auseinandersetzung mitNiklaus von Flüe zur spannendenBegegnung. Und ich nahm mir vor,mich selber mehr aufs Wesentlichezu konzentrieren, sprich: mir mehrZeit für Familie und Freunde zunehmen.»

«Dank Radikalitätzum Vorbild»

Philipp Schroth (36), Architekt undProjektleiter bei Steiner SarnenSchweiz: «Bevor ich vor neun Jahrenvon Stuttgart in die Schweiz kam,kannte ich Niklaus von Flüe noch garnicht. Doch hier in Obwalden ist erja bekanntlich sehr präsent. Ich binfasziniert von seiner Vielschichtig-keit, die ihn nahezu unbegreiflichmacht, und seine konsequenteRadikalität macht ihn zum Vorbild.Sein Flüeli-Ranft ist ein wunderschö-ner Ort, wo ich immer wiederEnergie tanke.»

«Roter Faden»des Gedenkens

Im Sommer 2017 tourt das mobileErlebnis «Niklaus von Flüe – Unter-wegs» quer durch alle Kantone derSchweiz und Liechtenstein. Vor Orterfahren die Besucher mehr überNiklaus von Flüe und können einenAugenblick ungestört mit ihm teilen.Die Tour bildet den «roten Faden»des Gedenkens, sie trägt die Bot-schaft «MEHR RANFT» in alle Lan-desteile.

(Siehe detaillierten Tourenplan aufden Seiten 28 und 29.)

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Niklaus von Flüe – UnterwegsMit Halt in allen 26 Kantonender Schweiz und in Liechtenstein

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Tourenplan

1 28. JuniFlüeli-Ranft

2 30. Juni bis 1. JuliStans, Dorfplatz

3 4. JuliAppenzell, Landsgemeindeplatz

4 6. JuliStadt Luzern, Jesuitenplatz

5 8. und 9. JuliHeiden, Dunantplatz(9. Juli nur morgens)

6 11. JuliZug, Kirchenplatz

7 12. JuliAltdorf, Lehnplatz

8 15. JuliSchwyz, Parkplatz Victorinox

9 17. JuliChur, Theaterplatz

10 20. bis 21. JuliStadt St. Gallen, Gallusplatz(21. Juli nur morgens)

11 26. JuliKreuzlingen, Hafenplatz

12 28. JuliVaduz, Peter-Kaiser-Platz

13 31. Juli bis 2. AugustStadt Zürich, Grossmünsterplatz

14 4. AugustAarau, vor röm.-kath. Landeskirche

15 6. AugustZürich, Kappel am Albis, vor Kirche

16 7. bis 8. AugustStadt Basel, Barfüsserplatz

17 11. bis 12. AugustLiestal, Wasserturmplatz

18 14. AugustJura, Vicques

19 16. bis 17. AugustStadt Bern, unterer Waisenhausplatz

20 20. AugustSolothurn, St.-Ursen-Terrasse

21 26. AugustFribourg, Place Georges Phyton

22 29. bis 30. AugustNeuchâtel, Quai du Port

23 2. bis 3. SeptemberCarouge, Altstadt, Place du Temple

24 5. bis 6. SeptemberLausanne, Place de l’Europe

25 9. SeptemberSion, Place de la Planta

26 11. bis 12. SeptemberGiubiasco, Piazza Grande

27 13. bis 14. SeptemberLugano, Piazza San Rocco

28 16. SeptemberStadt Schaffhausen, Herrenacker

29 20. SeptemberGlarus, Kirchenplatz

30 23. bis 25. SeptemberSachseln, vor Kirche

Änderungen vorbehalten.

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VisionsgedenkspielIm Zentrum steht die PilgervisionAm 19. August feiert mit dem Theaterereignis «vo innä uisä» ein Höhepunkt des Gedenkjahres Premiere.

Für die 41 Aufführungen entsteht zwischen Sachseln und Flüeli-Ranft ein Holzkubus.

Yvonne Imbach

Ein zentrales Kernprojekt des Gedenkjahres«600 Jahre Niklaus von Flüe» ist das Visions-gedenkspiel, das am 19. August Premiere fei-ern wird. Für dieses Theaterereignis ist ein30-köpfiges Organisationskomitee im Einsatz,darunter viele Profis in ihren Chargen. So istPeter Lienert für die Gesamtleitung verant-

wortlich. Autor ist Paul Steinmann, Regieführt Geri Dillier. Sein Sohn Jul Dillier kom-poniert die Musik und Klänge. Die Künstle-rin Judith Albert, Trägerin des InnerschweizerKulturpreises 2016, gestaltet die Bild- und Vi-deoprojektionen, welche das Spiel zusätzlichsinnlich fassbar machen.Das Stück ist weder Freilichtspiel noch hat eseinen linearen, biografischen Charakter. Viel-mehr orientiert sich das aussergewöhnliche

Theaterereignis an der Pilger‐ und Pilatusvisionvon Niklaus von Flüe. Die Zuschauer sollenmit Spielszenen, Projektionen, Musik und Ge-sang in die äussere und innere Welt des Eremi-ten, Mystikers und Friedensbotschafters einge-führt werden. Die Figur des Niklaus von Flüeselbst wird nicht gespielt. Zur Sprache kommtseine Aussenwelt: seine Familie, Freunde,Nachbarn. Sie alle bringen ihre unterschiedli-chen und widersprüchlichen Haltungen zu

Geri Dillier (links) und Peter Lienert zeigen das Bühnenmodell des Aufführungspavillons, der in den nächsten Monaten erbaut wird. Bild: Corinne Glanzmann

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Bruder Klaus ins Spiel. In Fragmenten versu-chen diese Frauen und Männer, Niklaus vonFlüe zu begreifen, indem sie über sein Lebenreden. Man kann es sich so vorstellen: Niklausvon Flüe ist eben gestorben, und die Menschenerzählen sich ihre Wahrnehmungen über ihn.Mit Bildprojektionen und Klängen werdensechs Sequenzen der Pilgervision umrahmt.«Das Visionsgedenkspiel ‹vo innä uisä› willdem inneren und äusseren Weg von Niklausvon Flüe nachgehen. Nicht erklärend oder deu-tend, wohl aber sinnhaft», erklärt RegisseurGeri Dillier. «Ein Ineinander, Gegeneinander,Übereinander von Innen- und Aussenweltprägt das Spiel und bestimmt seine Dynamik.»Die meisten der 18 Spielerinnen und Spielerim Alter zwischen 15 und 75 Jahren habengrosse Erfahrung als Laienspieler und sindMitglieder in Theatervereinen aus Giswil,Sachseln, Sarnen, Stans und Luzern. Ausge-wählt wurden sie anlässlich eines Castings, zudem sie sich gemeldet hatten, dem ein ausführ-licher Informationsabend für alle Spiel- undSinginteressierten voranging. Seit Anfang Jahrproben die Spieler zweimal wöchentlich imProbelokal des Sarner Theaters. Auch der16-köpfige Chor singt seit Februar ein- biszweimal wöchentlich unter der Leitung vonJul Dillier. Der Musiker komponierte die Mu-sik und die Klänge, die das Spiel prägen undseine Dynamik von leise zu laut, still und be-wegt, beredt und verschwiegen untermauern.Nach Ostern werden das Spiel-Ensemble undder Chor möglichst viel gemeinsam proben.

Einzigartiger AufführungsortZwischen Sachseln und Flüeli‐Ranft, umge-ben von einer faszinierenden Natur und mitAusblick auf die markante, das Sarneraatal

umfassende Bergkette, entsteht in den nächs-ten Monaten ein einzigartiger Aufführungs-pavillon. Dieser geschlossene, in seinerSchlichtheit spektakuläre Pavillon weist einenZuschauer‐ und einen Bühnenbereich auf. DerBühnenraum ist eine einfache, offene Spiel-fläche, unterteilt durch eine grosse, je nachLichtführung transparente Projektionswand,die ein Spiel davor und dahinter ermöglicht.Auch dieses Wechselspiel soll die Innen‐ undAussenwelt (eben «vo innä uisä») erlebbar ma-chen. Der temporär errichtete Holzkubuswurde vom Architekturbüro Beda Dillier ausSarnen in Zusammenarbeit mit dem Obwald-ner Architekten Erich Vogler geplant und bie-tet Platz für 270 Zuschauer. Die Besucher er-reichen nach einem kurzen Spaziergang durchdie schöne Landschaft den Innenraum, derauch symbolisch für die Innenwelt Niklausvon Flües steht. «Dieser erlebbare Weg vonaussen nach innen und wieder hinaus erinnertauch an das Meditationsrad von Niklaus vonFlüe und sorgt für eine einmalige, besondereAtmosphäre», erklärt OK‐Präsident PeterLienert.Dass der Pavillon erst gegen Schluss der Pro-bezeit bespielbar ist, stellt für Regisseur GeriDillier die grösste Herausforderung an diesemSpiel dar. Dieser begegnet er mit einem engenund intensiven Austausch zwischen den ver-schiedenen Verantwortlichen für Chor/Mu-sik, Projektion/Bild, Text, Regie, Maske/Kos-tüme, Technik, Theater- und Bühnenbau.«Das Suchen und Finden einer gemeinsamen‹Sprache›, einer stimmigen ‹Komposition› fürdas ganze Spiel ist unser Ziel. Wichtig ist, dassalle immer im Bild und einbezogen sind in die

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Wann, wie, wohin

Das Visionsgedenkspiel wird zwi-schen dem 19. August und 30.September 41 Mal aufgeführt.Beginn abends 20 Uhr; nachmittags16 Uhr. Aufführungsdaten, Vor-verkauf und Informationen unterwww.mehr-ranft.ch/visionsgedenk-spiel. Telefonischer Vorverkaufjeweils montags während der Büro-zeiten unter Tel. 041 660 91 18.Gruppenreservationen über Vor-verkauf oder [email protected]: Fr. 48.–/58.– Erwachsene;Fr. 28.–/38.– Jugendliche bis 16Jahren.

Shuttlebus/FusswegAb Bahnhof Sachseln, ParkplatzWerkhof Sachseln und MuseumBruder Klaus, Sachseln: für Nachmit-tagsaufführungen ab 14.45 Uhr, fürAbendaufführungen ab 17.15 Uhr,der Bus fährt halbstündlich. LetzteBusverbindung 45 Minuten vorSpielbeginn. Ein Behindertentrans-port ab Busverbindung steht zur Ver-fügung. Shuttlebus ist im Ticketpreisinbegriffen. Besucher können auchden markierten Fussweg ab Bahnhofund Parkplatz Sachseln benützen.Marschzeit rund 40 Minuten.

GastronomieDas Theaterrestaurant im Forstwerk-hof Chalchofen (bei der Shuttle-End-station, 5 Gehminuten vom Auffüh-rungspavillon) ist vor und nach denAufführungen geöffnet. Die Menüskönnen mit den Tickets gebuchtwerden. Menükarte unter www.mehr-ranft.ch/visionsgedenkspiel

Der einzigartige Holzkubus wird Platz für 270 Zuschauer bieten. Fotomontage: zVg

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Ideen und Vorstellungen, wie das Ganze ver-knüpft sein soll.»

Auswendig lernen nicht zentralUnd wie hat er die Spieler an den komplexenInhalt herangeführt? «Noch vor Probebeginnwurde bei einem Treffen allen Beteiligten dieIdee des Stücks und die besondere Probearbeitvorgestellt. Bei den Proben versuche ich mit

den Spielern und Jul Dillier mit dem Chor je-weils das Umfeld der einzelnen Szenen respek-tive der Gesänge darzustellen. Damit wir unsden späteren Spielort besser vorstellen können,haben wir ein Bühnenmodell, auf das wirdann und wann zurückgreifen können.» Eineeigentliche Vorbereitungsarbeit verlangte dererfahrene Regisseur von seinem Ensemblenicht. Tatsächlich sollten die Texte für einmalnicht schon auswendig gelernt werden. «Ichwollte zuerst das Text- und Rollenverständnis

geklärt haben; die Art, den Rhythmus und dieHaltung des Sprechens. Das Auswendiglernenkommt dann automatisch mit der Zeit.» ImZentrum stand für Dillier vielmehr die Bereit-schaft, sich auf etwas Besonderes einzulassen:Die Neugierde fürs Ungewöhnliche, auch fürsAussparende, für Stille. Die rund 11 000 er-warteten Zuschauer dürfen sich also auch aufein ganz besonderes Theaterereignis freuen,dessen Wirkung «vo ussä inä» noch langenachhallen wird.

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Regisseur Geri Dillier (rechts) erarbeitet eine Szene mit drei Spielern. Bild: Romano Cuonz

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Ökumene feiert in Zug«Die gemeinsame Mitte ist da»Der Bischof von Basel, Felix Gmür, und der Präsident des Kirchenbundes, Gottfried Locher, leiten

gemeinsam den Gottesdienst, der den Gedenk- und Feiertag «500 Jahre Reformation – 600 Jahre Niklausvon Flüe» am 1. April in Zug krönt. Ein Gespräch zum Thema Freiheit, Reformation und Versöhnung.

Anne Durrer

Was schätzen Sie beide an Niklaus von Flüe?Felix Gmür: Bruder Klaus entschied sich inseiner Suche nach Gott konsequent gegenpolitisches und berufliches Karrieredenken,gesellschaftliches Ansehen und materiellenLuxus – Güter, die damals wie heute vielen alserstrebenswert gelten. Ein Leben mit Chris-tus, befreit von diesen Zwängen, muss nichtdem Anspruch genügen, schnurgerade zu ver-laufen. Das hat ein enorm befreiendes Poten-zial.Gottfried Locher: Auch in der reformiertenSchweiz gilt Niklaus als Integrationsfigur, alspolitischer Ratgeber und Friedensstifter. Erwar ein Mensch, der ganz in der GegenwartGottes lebte, was der Reformator HuldrychZwingli bewunderte. Niklaus machte mit sei-nem Glauben radikal ernst, das beeindrucktmich.

Die Reformation hat zur Kirchenspaltung undzu Glaubenskriegen geführt. Hat sie aberpositive Seiten?Locher: Den Reformatoren ging es um Er-neuerung, nicht um Spaltung. Im Mittel-punkt steht die Überzeugung, dass Erlösungallein von Gott kommt. Aus Gnade, ausGlauben, aufgrund der Heiligen Schrift,durch Christus: Das alles gilt heute noch. Re-formiert sein heisst: Glauben, Denken undHandeln in Einklang bringen.Gmür: Wesentliche Anliegen der Reformato-ren haben in der katholischen Kirche reini-gend gewirkt. Dazu gehören die radikaleOrientierung am Wort Gottes, das Gespürfür die Kirche als Volk Gottes oder auch dieBetonung des allgemeinen Priestertums derGetauften.

Die Kirche sei immer zu reformieren: DieseFormel hat seit der Frühzeit Tradition. Gilt sienoch heute aus Ihrer Sicht?Locher: Abstauben muss man die Kirche im-mer wieder, damit sie frisch bleibt und denDraht zu den Menschen behält. Die Kirche istfür alle da, die in ihr Heimat suchen. Aber siesoll Ecken und Kanten behalten und immer

auch das sagen, was wir nicht gern hören: als«Briefträgerin» von Jesus Christus.Gmür: Kirche ist kein starres Gebilde, und derGlaube ist weit mehr als eine satzhafte An-sammlung von Lehren und Normen. Kircheentfaltet sich da, wo der Glaube mit Freude

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Gottfried Locher, Präsident des Rates SEK.Bild: Fabian Unternährer

Felix Gmür, Bischof von Basel.Bild: zVg

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und Engagement gelebt wird. Das päpstlicheSchreiben «Amoris Laetitia» sowie das Enga-gement von vielen Gläubigen nähren meineHoffnung, dass sich die Kirche auch heute aufden Prozess der Läuterung einlässt und so zu-sätzlich an Ausstrahlungskraft gewinnt.

Das Motto des Gottesdienstes ist «Gemeinsamzur Mitte». Wie interpretieren Sie es persönlich?Gmür: Die gemeinsame Mitte ist Jesus Chris-tus. Diese Mitte muss nicht erst hergestelltwerden. Sie ist schon da! Im gemeinsamen Fei-ern wird dies deutlich.Locher: Am 1. April feiern wir gemeinsam, dasist das Wichtigste. Anstatt getrennt je einenAnlass «600 Jahre Niklaus von Flüe» undeinen «500 Jahre Reformation» EIN katho-lisch-reformiertes Christus-Fest.

Sie werden im Gottesdienst ein Zeichen derVersöhnung setzen. Was wollen Sie erreichen?Gmür: Wahre Versöhnung setzt Begegnungenmit dem anderen voraus. Dann wird über ge-teilte Ansichten gesprochen und um die Über-windung von Differenzen gerungen. Geradeweil Christus unsere gemeinsame Mitte istund wahre Versöhnung letztlich nur mit Got-tes Hilfe geschehen kann, wollen wir uns inZug nicht nur zum Dialog, sondern auch zumgeschwisterlichen Gottesdienst treffen.Locher: Unser Land braucht ein starkes christ-liches Zeugnis, und stark heisst gemeinsam.Immer weniger Leute haben Verständnis fürdie innerchristlichen Differenzen – so gewich-tig diese auch sind. Irgendwann heisst das ge-meinsame Zeugnis auch ein gemeinsamesAbendmahl. Dort sind wir nicht, aber dorthinmöchte ich.

2017 treten Bischofskonferenz und Kirchen-bund gemeinsam in Zug und an der Weltaus-stellung «Tore der Freiheit» zu 500 Jahren Re-formation in Wittenberg (D) auf. Was erwartenSie von diesen ökumenischen Anlässen?Gmür: In der Schweiz wird Ökumene bereitsan vielen Orten gepflegt und gelebt. Die An-lässe betten sich in diesen Horizont ein. Sieermutigen, weiterhin nicht allein, sondern ge-meinsam unterwegs zu sein. Es ist eine Öku-mene der Begegnung.Locher: Ökumenische Anlässe sind Etappen-ziele auf dem Weg zur Einheit. Für uns ist«Wittenberg» eine ökumenische Erfolgsstory:Bischofskonferenz und Kirchenbund habeneinen gemeinsamen Pavillon – der einzige re-formiert-katholische dort. So setzen wirSchweizer in Deutschland ein starkes Zeichen.Das ist Ökumene mit Zukunft!

500 Jahre Reformation – 600 Jahre Niklaus von Flüe

Nationaler ökumenischer Gedenk- und FeiertagSamstag, 1. April 2017 in Zug

ab 9.30 Uhr, Reformiertes Kirchen-zentrum, Saal: Kaffee und Gipfeli.Die Cafeteria bleibt den ganzen Tagals Begegnungsort geöffnet.

10.30–11.30 Uhr, ReformierteKirche: Vortrag von Josef Lang,Historiker: «Nimm alles von mir, wasmich hindert zu dir. Was Bruder Klausund die Reformation verbindet».Musik: Alois Hugener, Horn/Alphorn.

ab 11.30–13.00 Uhr, ReformiertesKirchenzentrum: Suppenessen(Kappeler Milchsuppe).

12.00–12.20 Uhr, ReformierteKirche: Mittagsgebet mit Pfr. AndreasHaas, Gemeindeleiter Bernd Lenfers.

13.00–14.15 Uhr, Reformierte Kirche:Podiumsgespräch «Wie (be-)findenwir uns gemeinsam auf dem Weg zurMitte?» mit Eva-Maria Faber, Prof. fürDogmatik und FundamentaltheologieTH Chur, Gottfried Locher, Präsidentdes Rates SEK, Charles Morerod, Präsi-dent SBK, Hansruedi Vetsch, PräsidentStiftung Bruderklausen-KapelleFrauenfeld. Moderation: BrigittaRotach, Haus der Religionen Bern.

13.15–14.15 Uhr, ReformiertesKirchenzentrum: Projektvorstellung«Die Schweiz in Wittenberg». Zweiökumenische Projekte im Rahmen derWeltausstellung Reformation 2017«Tore der Freiheit», Bereichstor «Öku-mene und Religion». Jo Achermann,Prof. für plastisches Gestalten BTUCottbus (Berlin/Kerns).

14.30–15.30 Uhr, ReformierteKirche: Referat und Gespräch «EinGutes ergibt stets das andere – Zeu-ginnen am Abend vor und währendder Schweizer Reformation». RebeccaGiselbrecht, Dozentin in praktischerTheologie, Universität Zürich.

15.00–15.40 Uhr, Kirche St. Oswald:Musikalische Feierstunde zum Hörenund Mitsingen. Kammerchor derZuger Kantorei und St.-Johannes-Chor(Ltg. Johannes Meister), KirchenchorBaar-Steinhausen (Ltg. ChristianRenggli); Orgel: Martin Völlinger.

16.00–17.30 Uhr, Kirche St. Michael:Ökumenischer Gottesdienst «Gemein-sam zur Mitte» mit Gottfried Locher,Präsident des Rates SEK, und FelixGmür, Bischof von Basel, Urauffüh-rung der Kantate «Gemeinsam zurMitte» von Erwin Mattmann mit demEnsemble Ardent Bern (Ltg. PatrickSecchiari); Orgel: Carl Rütti (Kantate),Martin Völlinger.

Kino Gotthard, Film «SchweizerLichtgestalten: Bruder Klaus, Zwingli,Calvin», Regie: Rainer Wälde; 9.30–10.30 Uhr Deutsch, 10.40–11.40 UhrDeutsch, 11.50–12.50 Uhr Französisch,13.00–14.00 Uhr Deutsch.

März–April, Reformierte Kirche,Dauerausstellung Doppel-Altarflügel«Bruder Klaus» von Benno K. Zehnderaus dem Museum Bruder KlausSachseln.

www.mehr-ranft.ch/mitte

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BeispielhaftEine Lektion, die Schule machtBald gehen Obwaldner Schülerinnen und Schüler als Bruder-Klaus-Botschafter auf Schweizer Tour.

Das Projekt «Jugend erklärt Niklaus von Flüe» stösst zur Freude der Beteiligten auf grosses Interesse.

Antonio Russo

«Denkt bitte daran, langsamer und lauter zusprechen. Ihr werdet nicht nur vor zwei Perso-nen, sondern vor einer ganzen Klasse reden. Dasist ein grosser Unterschied.» Wir sind in einemkleinen Zimmer im Schulhaus Dossen in Kerns.An diesem Nachmittag kurz vor den Sportferien

coacht hier die pensionierte Lehrerin Evi Ross-acher eines der Viererteams, die zwischen EndeMärz und den Sommerferien in dreizehnSchweizer Kantone reisen und dort eine Ge-schichtslektion der besonderen Art halten wer-den. Einige ältere Schüler werden im Sommersogar Klassen in der Romandie besuchen.Das Projekt «Jugend erklärt Niklaus von Flüe»gehört zu den zahlreichen «MEHR RANFT»-

Aktivitäten und zeichnet sich durch dessenBotschafter-Charakter aus. Rund 70 Jugendli-che aus verschiedenen Obwaldner Gemeindennehmen daran teil. «Das sind viel mehr, als wirerwartet hatten», freut sich die PrimarlehrerinMirjam von Rotz, die mit Evi Rossacher undden Lehrpersonen Cathrine Gasser, Romy Isler,

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Üben für den Gastauftritt: Lehrerin Evi Rossacher mit den Bruder-Klaus-Botschafterinnen Celia Berchtold, Vanessa Amschwand,Charlotte Burch und Noemi Fankhauser. Bilder: Antonio Russo

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Lea Kathriner und Stefan von Deschwfür das didaktische Konzept der Lekverantwortlich ist. «Erfreulich ist augrosse Interesse der Schulklassen aus aKantonen, die sich für unseren Besuchmeldet haben», sagt Mirjam von Rotz ugänzt: «Für unsere Schülerinnen und Scbedeutet das Projekt eine nicht alltäglHerausforderung. Sie zeigen viel Engagment und sind sehr daran interessiert, diLektionen erfolgreich durchzuführen.»

Abenteuer GeschichteDas ist auch bei der Trockenübung derSechstklässlerinnen Celia Berchtold,Charlotte Burch, Noemi Fankhauser und Va-nessa Amschwand zu spüren. Sie haben sichinzwischen Kostüme übergestreift, um EviRossacher den nächsten Lektionsteil zu zeigen:ein Rollenspiel zum Stanser Verkommnis von1481, das dank dem Rat von Niklaus von Flüezu Stande kam und die Streitigkeiten bei derAufnahme von Solothurn und Freiburg in dieEidgenossenschaft beilegte. Die Rollen: einGesandter der Stadt Bern, ein Urner Vertreter,der Pfarrer von Stans und ein Erzähler.«Mich beeindruckt der Durchhaltewille vonNiklaus von Flüe. Und auch, dass er nie aus-gerastet ist», sagt Charlotte, die den Gesandtenaus Bern mit Überzeugung spielt. Die Teil-nahme am Schulprojekt sieht sie zudem alsChance, um ihre eigene Auftrittskompetenz

zu verbessern. «Bisher haben wir jeweils nurvor der eigenen Klasse Vorträge gehalten. Jetztaber sprechen wir vor völlig fremden Gesich-tern. Das ist speziell», so die angehende Bru-der-Klaus-Botschafterin. Auch Noemi, im Ge-wand eines Urner Gesandten, ist ganz bei derSache. Sie widmet dem vorgetragenen Textihre volle Aufmerksamkeit und freut sich aufdie Schulbesuche: «Es wird bestimmt einAbenteuer!»Ein Abenteuer mag es auch für die didaktischeProjektgruppe gewesen sein, die Inhalte dieserbesonderen Unterrichtsstunden adäquat zu er-stellen. «Wir mussten die Doppellektion so

aufgleisen, dass die Jugendlichen sie selbststän-dig durchführen können. Zugleich sollten dieInhalte für die Klassen, die etwas über Niklausvon Flüe erfahren möchten, ansprechend undabwechslungsreich aufbereitet sein», fasst vonRotz zusammen. Rein informative Sequenzenmit Film oder Powerpoint-Präsentation wech-seln sich ab mit partizipativen Elementen wieBildbetrachtung, Diskussion oder einem extraproduzierten Dominospiel, das den Lebenswegvon Niklaus von Flüe beschreibt und den be-suchten Klassen als Geschenk abgegeben wird.Ein temporeiches Quiz im Stil des bekannten«Activity» fordert die Schülerinnen und Schü-

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Standbild aus dem Kurzfilm: Nico Haas, Niklaus von Flües Ur-Enkel in 16. Generation, vor dem Wohnhaus seines berühmten Ahnen. Bild: zVg

Insgesamt 17 Viererteams werden unterwegs sein.In dieser Gruppe gibt Celia die Erzählerin.

Vanessa übernimmt die Rolledes Stanser Pfarrers.

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ler gegen Ende der Lektion noch einmal zurspielerischen Teilnahme auf. Und wenn ganzzum Schluss Postkarten aus Flüeli-Ranft ver-teilt werden mit der Aufforderung, darauf ei-nen Dankesgruss an einen befreundeten «Rat-geber» oder «Friedensstifter» zu verfassen, istder Auftrag der schulischen Botschafterinnenund Botschafter aus Obwalden erfüllt.

Kurzfilm mit «Starbesetzung»«Jugend erklärt Niklaus von Flüe» – diesemMotto ist die Projektgruppe auch beim 15-mi-nütigen Einführungsfilm gefolgt, der zu Be-ginn der Gastlektion jeder Klasse gezeigt wird.Mit der Unterstützung von KameramannMartin Felix wurde vor einem Jahr das Dreh-buch erarbeitet. «Der Kurzfilm soll den Schü-lern, die noch nie in Flüeli-Ranft waren, durchLandschaftsaufnahmen einen Eindruck derGegend ermöglichen und zeigen, wo und wieNiklaus von Flüe hier gelebt hat», erzähltFelix. Die Jugendlichen Elena Riebli und NicoHaas übernehmen dabei die Rolle der Erzäh-ler. Den 16-jährigen Kantonsschüler Nico darfman augenzwinkernd als «Star» des Filmsbezeichnen, ist er doch erwiesenermassen in16. Generation mit dem Obwaldner Eremitenverwandt. «Als ich zum ersten Mal davon hör-te, dass ich ein direkter Nachfahre von Niklausvon Flüe bin, wollte ich viel mehr über ihn er-fahren.» Heute sei er auch ein bisschen stolzdarauf, weil sein Vorfahre so viel Gutes getanhabe. Es war seine frühere Religionslehrerin,die Nico auf den geplanten Film aufmerksamgemacht und ihn gefragt hatte, ob er darinmitspielen würde. «Ich fand es cool, mal hinterdie Kulissen einer Filmproduktion zu schau-en», erinnert er sich. «Das Erzählen vor der

Kamera hat mir Spass gemacht. Schwierigerwaren die vielen Wiederholungen jeder Szeneund das Gestikulieren.» Davon merkt mannichts mehr, wenn Nico im fertiggestelltenFilm auf das Dorf Flüeli-Ranft zeigt oder invon Flües Wohnhaus schildert, unter welchenBedingungen Jugendliche damals aufwuchsenund wie früh sie schon ins Erwachsenenlebenübertraten.

MEHR RANFT im AlltagUnd was hat Nico die Filmerfahrung gebracht?«Seit den Dreharbeiten ist es einfacher fürmich, mal eine Pause einzulegen und einfachnur nachzudenken. Bruder Klaus lebte alleinund hatte viel Ruhe, die er zum Beten undNachdenken nutzte. Daran erinnere ich michnun öfter, wenn ich Stress oder ein Problemhabe.» Wie wohl viele andere Jugendliche, sofragt sich auch Nico, wie Niklaus von Flüeseine Familie verlassen konnte. «Obwohl ichim Unterricht mittlerweile von den Gründenund Gefühlen erfahren habe, die ihn dazu ge-trieben haben, beschäftigt mich dieser Punktin seiner Geschichte heute noch am meisten»,räumt er ein.Zurück zu Celia, Charlotte, Noemi und Va-nessa. Die Schülerinnen aus Kerns beraten sichmit ihrer Mentorin noch einmal über den Ab-lauf der Lektion. Evi Rossacher, die sich auchals Fahrerin für die Schulbesuche engagiert,empfiehlt den Mädchen, ihre Parts zu Hausenoch einige Male durchzugehen. Nach denSportferien kommt es nämlich zur Bewäh-rungsprobe, wenn das Gelernte erstmals voreiner ganzen Klasse präsentiert wird. «Es gibtnoch viel zu tun», lacht Evi Rossacher, als siedie Mädchen aus dem Zimmer springen lässt.

Themenhefte zuObwaldner Geschichte

Mit der Einführung des Lehrplans 21im kommenden Schuljahr hat derObwaldner Regierungsrat für Ob-waldner Schulen die Themen «Nik-laus von Flüe» und «Das Weisse Buchvon Sarnen» als obligatorisch erklärt.Dazu sind im Lehrmittelverlag desKantons Luzern zwei Themenhefteerschienen: «Spurensuche im Mittel-alter – Obwaldner Geschichte undGeschichten entdecken» für diePrimarstufe und «Geschichte verbin-det» für die Sekundarstufe I.

Bestellung über den Lehrmittelverlag:https://lmvdmz.lu.ch/

Charlotte überzeugt als Vertreterder Stadt Bern.

Und Noemi spieltden Urner Gesandten.

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SpurensucheDer Rocker und Bruder Klaus

Nach Filmen und Büchern über Jesus rückt Luke Gasser nun Niklaus von Flüeund dessen Zeit ins Zentrum seiner beiden neuen Werke. Eine Begegnungmit dem unbändigen Musiker, Filmemacher und Buchautor aus Obwalden.

Antonio Russo

Durch den aufklarenden Winterhimmel fallenSonnenstrahlen auf Luke Gassers krauses Haarund bringen dessen Kupferton zum Glühen.Vom Salon an der Westseite des Jugendstil-hotels Paxmontana in Flüeli-Ranft ist das

Holzhaus zu sehen, in dem Niklaus von Flüeeinst mit seiner Familie gewohnt hat, bevorsein Leben eine dramatische Wende nahm. BisEnde März ist das historische Gebäude für Be-sucher geschlossen. Das macht aber nichts.Denn mein Gegenüber weiss dieses kraft sei-ner Erzählkunst zu öffnen und es mit lebendi-gen Inhalten zu füllen. Gut möglich, dass Gas-

ser diese Gabe geerbt hat. «Meine Grossmutterväterlicherseits war eine Meisterin darin, Ge-schichten packend zu erzählen», verrät der bald51-Jährige, der in Lungern geboren und auf-gewachsen ist. Der gelernte Bildhauer undMaler hat sich über die Schweiz hinaus einenNamen geschaffen, allerdings mehr als Rock-musiker und Macher von Kino- und Fernseh-

Luke Gasser erzählt in Buch und Film von der Zeit, in der Niklaus von Flüe lebte. Bild: Antonio Russo

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filmen. Bemerkenswert dabei: Das Handwerkdazu hat er sich selbst beigebracht.

Von Jesus zu NiklausIn den vergangenen vier Jahren stiessen seinedokumentarischen Film-Essays wie «The Ma-king of Jesus Christ» oder «Kirche, Ketzer,Kurtisanen», ein Film über das KonstanzerKonzil (1414 –1418), bei Publikum und Fach-welt im In- und Ausland auf grosse Resonanz.Historischen Stoffen und mystischen Ge-schichten, die in der Steinzeit, zur Zeit Jesuoder im Mittelalter spielen, war der passionier-te Erzähler schon in seinen bisherigen Filmennachgegangen.Jetzt erscheinen ein Buch und ein einstündigerDokumentarfilm zu einem vertrauten «Hel-den» seiner Heimat: Niklaus von Flüe. «DieseFigur hat mich schon lange vor dem Gedenk-jahr beschäftigt», betont Luke Gasser. Wie alleObwaldner sei auch er mit der Geschichte undder Verehrung von Bruder Klaus aufgewachsen.«In vielen Familien gehörte ysä liäb BrioderChlois ganz einfach irgendwie dazu», erinnert ersich und fügt lachend an: «Als Schuljunge habeich in ihm allerdings nur einen Mann gesehen,der Hof, Frau und Kinder verliess, danach bisauf die Knochen abmagerte und irgendwie vonder Rolle war.» Doch später habe ihn dessenLebensgeschichte immer stärker zu interessie-ren begonnen. Und wenn Luke Gasser etwasinteressiert, ist er Feuer und Flamme, scheut erkeinen Aufwand, um so viel wie möglich überdas Thema zu erfahren.

«Und essen mag er auch nicht mehr»Für seine Filme und Bücher über Jesus vonNazareth etwa hatte er sich intensiv mit denvier Evangelien auseinandergesetzt und Ge-spräche mit renommierten Theologen undHistorikern geführt. Er stelle seine Fragen «fa-dengerade und ohne Firlefanz», bringt dieSchweizer Theologin Christina Aus der Au dieHerangehensweise des Regisseurs und Buch-autors auf den Punkt. Und sie ergänzt: «Es istihm ernst.» Ernsthaftigkeit und Respektgegenüber dem Thema und den Figuren prä-gen auch Luke Gassers Auseinandersetzungmit Bruder Klaus. Bei den Recherchen hat ernebst den bekannten historischen Quellenauch Bücher und Schriften für sein neuesWerk herangezogen, die von Spiritismus, In-quisition oder Schweizer Militärgeschichtehandeln. Der Autor Umberto Eco figuriert aufder beachtlichen Literaturliste ebenso wie diePsychologin Marie-Louise von Franz, die sichunter anderem mit den Visionen von BruderKlaus beschäftigt hat.

Gassers neues Buch mit dem Titel «Und essenmag er auch nicht mehr» ist trotzdem keinesaus der Feder eines Gelehrten geworden. Da-für steht ein solcher im Mittelpunkt der histo-rischen Erzählung: Es ist der Berner HumanistHeinrich Wölflin, der um 1493 von der Ob-waldner Obrigkeit dazu beauftragt wurde,eine Biografie des sechs Jahre zuvor verstorbe-nen Eremiten zu verfassen. Wölflin war diesemzu Lebzeiten nie begegnet. Also sucht er jeneMenschen auf, die ihn gekannt haben. Baldmacht sich nicht nur der Biograf ein immerfacettenreicheres Bild des rätselhaften Eremi-ten, sondern auch der Leser.Luke Gasser lag viel daran, von Flüe in einemweit gefassten historischen Kontext zu porträ-tieren: «Er lebte in einer Zeit grosser gesell-schaftlicher und politischer Umwälzungen»,sagt er. «Das Spätmittelalter ging in die Re-naissance über, der Viehhandel begann denAckerbau abzulösen, durch die Aufhebung desZinsverbots wurde Geldgeschäften den Wegbereitet und zunehmend trat Eigennutz an dieStelle von Allgemeinwohl.» All dies sowie dieKriegserfahrungen in der Jugend stürzten Ni-klaus im Alter von 50 Jahren in die Krise, resü-miert Gasser. «Wie er diese bewältigt hat undwie sein Umfeld damit umgegangen ist, das istaussergewöhnlich.»

Filmischer Blick aus heutiger ZeitDem Buch, das dieser Tage im Weltbild-Verlagerscheint, liegt auch eine DVD bei. Es ist Gas-sers filmische Antwort auf die Fragen, die ersich und anderen zu Niklaus von Flües Ge-schichte gestellt hat. Die Doku zeigt fiktiveSzenen, in denen Heinrich Wölflin den dama-ligen Zeitzeugen begegnet: etwa der EhefrauDorothee, dem ältesten Sohn Hans oder einemder engsten Freunde von Flües. Gedreht wurdemit Obwaldner «Grindä», die im Originaldia-lekt sprechen, wie Gasser gern unterstreicht.Als Schauplätze für die atmosphärischen Sze-nen dienten unter anderem das Wohnhaus vonFlües, der Ranft, dessen umliegende Wälderund Berge sowie die «Bluetmatt» am Greifen-see, wo sich die wohl blutigste Schlacht im

Alten Zürichkrieg abspielte. Zwischen den mitGassers Musik untermalten Spielszenen reflek-tieren die Psychotherapeutin Doris Lier unddie zwei Von-Flüe-Experten Pirmin Meier undRoland Gröbli die Geschehnisse aus heutigerSicht.Der Rocker auf den Spuren des Eremiten hatim Laufe der Jahre das flache Bild von BruderKlaus, das er als Schulbub hatte, durch eindifferenziertes Mosaik ersetzt. «Wie ein einfa-cher Mensch in einer damals so rauen Zeitüber Jahre auf Messers Schneide lief, dabeikompromisslos blieb, ohne arrogant zu sein,hat mich beeindruckt», so Luke Gasser. «Unddass er dabei von einem liebenden, ganzheit-lichen Gott sprach und nicht von Hölle undVerdammung predigte, macht ihn in meinenAugen zu einem Menschen, der seiner Zeitvoraus war.»

Doku-Essay amFernsehen und auf DVD

Luke Gassers Dokumentarfilm «VonFlüe – Ein Mann in Pilgers Art» wirdam 12. März um 10 Uhr im Schwei-zer Fernsehen in der Sendung«Sternstunde Religion» auf SRF 1erstmals ausgestrahlt. Danach ist erauf dem Videoportal von SRF abruf-bar. Die 60-minütige Doku liegt auchdem Buch bei, das im Weltbild-Verlag unter dem Titel «Und essenmag er auch nicht mehr» erscheintund ab 13. März im Handel ist.

Szene aus dem Film-Essay: Humanist Heinrich Wölflin (dargestellt von Andreas «Deezl» Imhof ) beimSchreiben der Bruder-Klaus-Biografie. Bild: zVg

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WissenswertesAntworten auf häufige Fragen

Hat Niklaus von Flüe Frau und Kinder im Stichgelassen?Niklaus hat sich im Einverständnis mit Frauund Kindern für diesen Weg entschieden. AusSicht der Zeit hat er auf den Schutz der Fami-lie verzichtet. Die Verantwortung für Hausund Hof und die Familie übernahmen die er-wachsenen Söhne. Heute ist breit anerkannt,dass das Ja von Dorothee von entscheidenderBedeutung war.

Wer kommt heute zu Bruder Klaus wall-fahren?Die meisten Pilger stammen aus der Schweizund Süddeutschland. Einige sind auf demWeg nach Santiago de Compostela. Viele be-suchen bewusst den Ranft und den Menschen

Bruder Klaus. Jährlich sind es gegen 100 000Personen, in diesem Jahr etwas mehr.

Was weiss man über die Kinder von Niklausvon Flüe und Dorothee?Zeitgenössische Dokumente bezeugen fünf Söh-ne und fünf Töchter. Wir kennen jedoch nur dieNamen von fünf Kindern. Möglicherweise star-ben die übrigen vor dem Erwachsenenalter. Dieältesten Söhne, Hans und Walter, wurden Land-ammänner, sie wurden ins höchste politischeAmt Obwaldens gewählt. Beide Töchter, Verenaund Dorothee, heirateten nach Altzellen (Nid-walden), woher wahrscheinlich die Mutter vonNiklaus von Flüe stammte. Der jüngste SohnNiklaus wurde Priester und wirkte bis zu seinemfrühen Tod 1503 als Pfarrer in Sachseln.

Wie steht es um Dorothee, seine Frau? Woliegt sie begraben?Über Dorothee wissen wir als Person leidersehr wenig. Wir kennen weder Todesjahr nochGrabstätte. Hinter der Pfarrkirche Sachselnfindet sich eine Statue, die von Verehrern vonDorothee gerne aufgesucht wird.

Warum liess sich Niklaus von Flüe im Ranftnieder?Rückblickend merkte Bruder Klaus, dass erschon als Kleinkind den Ranft erkannt undals junger Mann dort einen hohen Turm ge-sehen hatte. Als Erwachsener zog er sich im-mer wieder dorthin zum Gebet zurück. Eswar sein Ort des Rückzugs, der Stille und desGebets.

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Warum war Niklaus von Flüe als «lebenderHeiliger» weitherum bekannt?Es war die Nachricht vom wunderbaren Fas-ten, die eine gewaltige Attraktion auslöste.Dazu kam, dass Niklaus von Flüe in unmittel-barer Nähe der Menschen blieb. Sie fanden imRanft eine offene Tür und Zuwendung.

Was waren das für Leute, die Niklaus von Flüeim Ranft besucht haben?Es waren zuerst Freunde und Nachbarn, zu-meist Bauern. Sicher suchte auch die Familieseinen Rat. Immer mehr besuchten ihn auchTheologen, Kirchenleute und Politiker ausdem In- und Ausland. Ihre Besuche sind teil-weise dokumentiert. Wenn ihm der Besucher-strom zu gross wurde, zog er sich zurück.

Hat Niklaus von Flüe nicht gegessen undgetrunken?Niklaus von Flüe hat schon früh sehr weniggegessen. Nach seinem Aufbruch als Eremitund der schmerzhaften Umkehr in der Nachtvon Liestal hatte er kein Bedürfnis mehr nachSpeise und Trank. Sein Beichtvater OswaldIsner, dem er dies anvertraute, konnte denverunsicherten Mann beruhigen. Es solle beidiesem Fasten bleiben, «sofern er dies ohneTod erleiden könne» (Kirchenbuch von Sach-

seln 1488). Es war dies die ihm gemässe undvon Gott geschenkte Art, sich ganz Gott zuübergeben. Auf Grund der vielen zuverlässi-gen Berichte und Zeugenaussagen aus jenerZeit gibt es wissenschaftlich-kritisch keinenGrund, an seiner langjährigen Askese zuzweifeln. Eine rationale Erklärung gibt esaber nicht.

Wie konnte Niklaus von Flüe korrespondie-ren, da er nicht lesen und schreiben konnte?Lesen und schreiben konnten wenige. Es warnormal, Briefe zu diktieren. Die zeitgenössi-schen Berichte belegen, dass er ein kompeten-ter Gesprächspartner war und selbst hoch-gelehrte Leute verblüffte. Seine Briefe zeugenvon grosser inhaltlicher Tiefe und Genauig-keit.

Hat Bruder Klaus wirklich auf einem Stein-kissen geschlafen?Die schmale Bank und der Stein in der Zellesind Ausdruck einer späteren romantischenInterpretation seiner Lebensweise. Er lebte,wie Berichte belegen, sehr einfach, verfügteaber sogar über einen Ofen.

Was meinte Niklaus von Flüe mit «Machet dezun nit zuo wit»?

Der Satz, der ihm erstmals 50 Jahre nach sei-nem Tod zugeschrieben wird, ist möglicher-weise authentisch. Allerdings war dies eineLebensregel zu mehr Bescheidenheit. Mansolle den Zaun um das zum eigenen Nutzenbestimmte Land, dem Eigennutzen, nichtübertreiben. Die politische Deutung diesesSatzes geht tatsächlich bis zu Hans Salat, demLuzerner Gerichtsschreiber, zurück. Er unter-schob diesen Satz 1537 dem Ranfteremitenexplizit wider Bern, das die eigene Herrschaftin die heutige Romandie ausdehnen wollte.

Und wie steht es mit dem Satz «Mischt euchnicht in fremde Händel»?Hans Salat hielt 50 Jahre nach dem Tod desEremiten als dessen Mahnung fest: «BeladetEuch nicht mit fremden Angelegenheiten.» Eswar ein Satz gegen den Solddienst. Das lust-volle «Mischt euch nicht in fremde Händel»ist eine Interpretation des 19. Jahrhunderts!

Die Antworten stammen von Albert Gasser, emeritierterProfessor für Kirchengeschichte der Theologischen Hoch-schule Chur, Doris Hellmüller, Geschäftsführerin derBruder-Klausen-Stiftung, Walter Signer, ehemaligerBruder-Klausen-Kaplan, und Roland Gröbli, Präsi-dent des Wissenschaftlichen Beirats (Schlussredaktion).

Bild: Josef Reinhard

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Partner

Hauptpartner

Der Trägerverein «600 Jahre Niklaus von Flüe» bedankt sich bei folgendenUnternehmen, Institutionen, Beitragsgebern und Förderern für

die Unterstützung des Gedenkjahres und der zahlreichen Projekte.

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Transport- und Strompartner

Weitere Förderer des Gesamtprojekts:u.a. Bürgi Holding AG │ Benedictus-Stiftung │ Kollegiatstift St. Leodegar │ CSS Versicherung │ NH Akustik + Design AG

Röm.-kath. Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung und Katholische Kirchgemeinde Schattdorf

Projektunterstützer «Niklaus von Flüe – Unterwegs»:Ernst Göhner Stiftung │ Landis & Gyr Stiftung │ Helvetia Versicherung │ St. Michaels-Stiftung Zollikerberg und Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft

Partner, Sponsoren und Beitragsgeber «Visionsgedenkspiel 2017»:• Partner: Obwaldner Kantonalbank │ Jörg Lienert AG │ Fanger AG │ Leuag AG │ Jura-Cement AG │ Migros Kulturprozent Luzern │ Korporation Sachseln │ Amrhein AnderhaldenArchitekturbüro Beda Dillier │ B+B Bau AG │ Holzbautechnik Burch │ EWO Obwalden│ PostAuto Zentralschweiz │ zb Zentralbahn AG • Sponsoren: GHA Glashandel Alpnach AG

Natursteine Guber AG │ premoco System Sarnen AG │ Reinhard AG │ J. Windlin AG │ Sportbahnen Melchsee-Frutt │ aktuell Obwalden │ HP Gasser AG MembranbauKulturfenster Obwalden • Aufführungssponsoren: AXA Winterthur │ Belop Stalden │ Bote der Urschweiz │ Bruno’s Best │ Beni Burch │ Denner Satellit │ DUKA Gartenbau

Peter Bucher/Urs Dillier chelma GmbH │ Dillier Feuer + Platten AG │ Eberli Sarnen AG │ Elektro Furrer AG │ elfo ag │ Ettlin und Partner AG Advokatur und NotariatPaul Federer │ Othmar Filliger │ Friesmanagement Adligenswil │ Geotest │ Hausarztpraxis Dorfplatz │ Othmar Gabriel Advokatur und Notariat │ Maler Hinter AG │ Meex

Krieger AG │ Maria und Werner Küchler-Flury │ Linsi AG │ Lions Club Obwalden │ Liebherr-Baumaschinen AG │ Odermatt Sanitär Kerns AG │ Omlin Karl AGPfarrei Steinhausen │ Reinhard Haustechnik AG │ Rohrer Gartenbau und Hauswartungen │ Rollende Werkstatt Kran AG │ Anton Röthlin │ Auto Sidler │ Hans SpichtigSt. Anna Schwestern │ Niklaus Theiler │ Vocom Informatik │ von Holzen Immobilien │ Jürg Züst NEUTRASS-Residenz │ Dillier Bus AG │ Lich(T)raum Markus Schürmann

Nietlisbach Holding AG • Beitragsgeber: St. Anna Stiftung │ Stiftung Steinhof Schindler Kulturstiftung │ OK Stiftung Obwaldner Kultur │ Sarna JubiläumsstiftungEinwohnergemeinde Sachseln │ Einwohnergemeinde Sarnen │ Einwohnergemeinde Kerns Einwohnergemeinde Alpnach │ Einwohnergemeinde Giswil

Einwohnergemeinde Lungern │ Einwohnergemeinde Engelberg │ Korporation Sachseln │ Korporationen Sarnen (Freiteil, Ramersberg, Schwendi, Kägiswil)Korporation Giswil │ Korporation Alpnach • weitere hier nicht genannte Unterstützer und Spender und gegen 100 Gönner

Projektunterstützer «Gedenkpublikation»:Albert Koechlin Stiftung │ Georg Fischer AG │ Schweizer Pallottiner SAC │ Annemarie Reynolds sowie weitere ungenannte Unterstützer und Spender

Projektunterstützer «Jugend erklärt Niklaus von Flüe»:Stiftung Hermann und Lina Reinle-Suter

Projektunterstützer «Nachdenken über Niklaus von Flüe»:UBS Kulturstiftung

… sowie viele weitere ungenannte Förderer des Gesamtprojekts oder einzelner Projekte.

Beitragsgeber

Kulturförderung der Kantone Obwalden,Nidwalden, Luzern, Zug, Schwyz, Uri,Freiburg, Solothurn, St. Gallen, Aargau,Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Tessin,

Graubünden, Jura, Appenzell Innerrhodenund Ausserrhoden

Verband der römisch-katholischenKirchgemeinden der Stadt Zürich Zusätzliche Beiträge der römisch-katholischen

Kantonal- und Landeskirchen von Obwalden,Nidwalden, Luzern, St. Gallen, Aargau, Zürich,Schwyz, Uri, Basel-Landschaft, Graubünden,

Schaffhausen und Glarus

Stand: 16.02.2017

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600 Jahre Niklaus von Flüe im

5. März – 15. November 2017ICH BIN DER BRUNNEN. Installationen vonMaja Thommen

Inspiriert von Niklaus von Flües berühmter Brunnenvision zeigt dieKünstlerin mehrere für das Kloster Kappel geschaffene, betretbareWerke. Niklaus‘ Vision wird so für die Betrachtenden direkt erlebbar.

6. August 2017Ein AUGEN-BLICKmit Niklaus von Flüe

Im mobilen Pavillon, der auf seiner Tournee im Kloster KappelHalt macht, erfahren die Besucher mehr über Niklaus‘ Leben undkönnen einen «AUGEN-BLICK» ungestört mit ihm teilen.

16. September, 22. September und 8. Oktober 2017Uraufführung Musiktheater «DER RANFT-RUF»

Das Stück widmet sich der zunehmenden Zerrissenheit Niklausvon Flües zwischen der äusseren Lebensaufgabe als Vater,Berufsmann und Amtsträger und dem inneren Ruf seiner Seele.

Detailflyer und Informationen zu weiteren Angeboten zu Bruder Klaus:Kloster KappelKappelerhof 58926 Kappel am Albis

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Wer nichts über BruderKlaus liest, hat nichtsüber zu sagen.Frieden

Reden Sie mit.

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GedenkpublikationMystiker.Mittler.Mensch.

Arnold Landtwing

Mystiker.Mittler.Mensch. lautet der auf ver-schiedenen Ebenen perfekte Titel für das Jubilä-umsbuch als eines der Kernprojekte des Träger-vereins 600 Jahre Niklaus von Flüe. DieAlliteration und die sich rhythmisch von dreiauf eine Silbe reduzierenden Begriffe des Titelsspiegeln den Weg von Bruder Klaus, der imRanft seinen Ort findet, wo er in sich und Gottruhen kann. Franz Hohler ist es vergönnt, alseinleitende Gedanken die Visionen des Mysti-kers zu einer einzigen verschmelzen zu lassenund umgeben vom Schrecken der heutigen Weltzu fragen: «Was sollen wir tun, Bruder Klaus,was sollen wir tun?» Entlang der sechs Speichendes Radbildes gliedert sich das Buch in die The-menkreise Dialog, Verehrung, Religion, Mys-tik, Kunst und Wissenschaft. 60 Autorinnenund Autoren vertiefen in prägnanten und anre-genden Gedanken ihren Bezug zum Heiligen –oder nähern sich ihm an. So fragt etwa Rifa’atLenzin, ob ein Niklaus von Flüe im Islam denk-

bar wäre. Die Vielfalt des Zuganges zu BruderKlaus und die gut portionierten Gedanken-häppchen mit weit geöffnetem Horizont ma-chen das Buch zu einem wertvollen Begleiterunterwegs im Zug oder für ein paar ruhige Mi-nuten zwischendurch. Der Gedenkband weitetden Blick auf eine der wirkungsmächtigstenspirituellen Leitfiguren der Schweiz und lädtein, Niklaus von Flües Aktualität und Attrakti-vität neu zu entdecken. Die Erstauflage war in-nert drei Monaten verkauft; das Buch liegt inzweiter, unveränderter Auflage vor.

Mystiker.Mittler.Mensch. – 600 Jahre Niklausvon Flüe: Hrsg. Roland Gröbli, Heidi Kronen-berg, Markus Ries, Thomas Wallimann; Edi-tion NZN bei TVZ, Zürich 2016, 380 S.,Fr. 36.80 (2. unveränderte Auflage 2017).

Hinweis: Alle Beiträge des Gedenkbuchs, die im Originalauf Französisch oder auf Italienisch verfasst wurden,können auf www.mehr-ranft.ch im Original herunter-geladen werden und liegen in Kürze, zusammen mit wei-teren Texten, auch als eigenständige Publikationen vor.

GedenkbriefmarkeDer in Obwalden aufgewachsene und in Zü-rich wohnhafte Grafiker Markus Bucher kon-zentrierte sich insbesondere auf den in sich ru-henden und doch sehr durchdringenden,weitsichtigen Blick Niklaus von Flües. Die re-duzierte, lineare Umsetzung unterstreiche dieeinfache und sparsame Lebenswelt des Einsied-lers. «Niklaus von Flüe beeindruckt mich alsPerson mit einer sehr wechselhaften Biografie»,so Markus Bucher. «Bei der Recherche fand ichin der Sammlung des Historischen MuseumsObwalden das Bildnis von Bruder Klaus aufHolz, gemalt von einem unbekannten Maler.Dieses hat mich gleichermassen fasziniert und

inspiriert. Als Ausgangspunkt für die Gestal-tung dienten die Farben und Formen desRanftes: tiefrote, grüne und graue Farben unddunkle, geradewachsende Tannen.»Franz Enderli, Präsident des Trägervereins,freut sich: «Mit der Sonderbriefmarke würdigtdie Schweizerische Post die Persönlichkeit Nik-laus von Flüe, das Gedenkjahr und den KantonObwalden auf ganz besondere Weise. DasWertzeichen ist ein Ausdruck der Wertschät-zung gegenüber den Verdiensten des Mysti-kers, Mittlers und Menschen. In unserer hekti-schen und rastlosen Zeit ist es doch eine schöneVorstellung, dass die Sonderbriefmarke mit

dem Porträt desObwaldner Eremi-ten und Friedens-botschafters Men-schenmiteinanderverbindet – überReligions-, Kul-tur‐ und Landes-grenzen hinweg.»Die Sonderbriefmarke mit einem Frankatur-wert von einem Franken ist erhältlich an allenPoststellen der Schweiz und online auf post-shop.ch als Einzelmarke oder als Bogen mit20 Marken.

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Buch-/DVD-TippsLesens- und sehenswert

Ranft – Achtzehn poetischeBetrachtungen zu Bruder Klaus

Otto Höschle, IL-Verlag, Basel 2016,100 S., Fr. 16.–

Der Dramaturg und Au-tor, Germanist und Is-lamkenner Otto Höschlehat erkannt, dass BruderKlaus, dieser die Mittesuchende Mann, von denRändern, den Gegensät-zen her verstanden wer-den muss. Denn die Mit-te ist, wo alle Kräfte, alle

Gegensätze im Gleichgewicht zusammenfal-len. Viele seiner 18 poetischen Betrachtungengehen auf das Radbild oder sein «gewohnlich»Gebet ein, erfassen sie aus unterschiedlichenPerspektiven und vermitteln neue Einsichtenüber diesen «Wanderer zwischen den Zeilen».In sorgfältigen Worten, die Höschle «wieNüsse nach Hohlheit» abklopft, spürt er demin Worten nicht fassbaren Gefühl eines gött-lichen Hauchs nach, der die Nähe unendlicherGeheimnisse ahnen lässt. Mehr Nähe ist nichtmöglich.

Fernnahe Liebe –Niklaus und Dorothea von Flüe

Niklaus Kuster, Nadia Rudolf von Rohr, PatmosVerlag, Ostfildern 2017, 192 S., Fr. 26.90

Der Schweizer KapuzinerNiklaus Kuster und dieCo-Leiterin der Franzis-kanischen GemeinschaftDeutsche Schweiz, NadiaRudolf von Rohr, erzäh-len in den Worten vonDorothee Wyss das ge-meinsame Leben. Es isteine unerhörte Geschich-

te zweier starker Menschen. Dabei schälen siesorgfältig das innere und äussere, je individu-elle und doch gemeinsame Ringen heraus und

betten es ein in das gesellschaftliche, politi-sche und soziale Leben jener Zeit und in dieBeziehung zu Gott.

Bruder Klaus und die Reformierten –Der Landesheiligezwischen den Konfessionen

Fritz Gloor, TVZ Verlag, Zürich 2017,120 S., Fr. 26.80

Fritz Gloor, der viele Jah-re als Pfarrer in Nidwal-den und in Engelberg tä-tig war, legt in diesemdoppelten Gedenkjahrdie Frucht seiner jahre-langen Studien zu BruderKlaus und den Refor-mierten vor. Insbesonde-re verfolgt er die unter-

schiedlichen Interpretationen der Gestalt vonBruder Klaus und ihre Hintergründe vom16. Jahrhundert bis Ende des 20. Jahrhundertsund beleuchtet damit ein Stück Konfessions-geschichte. Sein besonderes Augenmerk giltder reformierten Perspektive auf Niklaus vonFlüe, die er aufgrund zahlreicher kaum be-kannter Quellentexte erstmals zusammenhän-gend darstellt.

Und essen mag er auch nicht mehr –eine historische Erzählungzu Niklaus von Flüe

Luke Gasser, Weltbild Verlag, Olten 2017,160 S., inkl. Dok-DVD, gebunden, Fr. 34.90

E ine historische Erzählungmit DVD des SRF-Dokfilms «Von Flüe – Ein Mann in Pilgers Art»

N I K L A U S V O N F LÜE

L u k e G a ss e r

600JahreBruderKlaus

Es ist dies eine merkwür-dige Geschichte voneinem merkwürdigenMann, der merkwürdigeDinge tat und merkwür-dige Dinge sah, und imJahr 1495 beauftragt dieObwaldner Obrigkeitden Berner Gelehrten

und Humanisten Heinrich Wölflin mit dem

Verfassen der ersten quasiamtlichen Niklaus-von-Flüe-Biografie. Hier setzt die Geschichteein und versetzt uns in eine politisch und ge-sellschaftlich verrückte Epoche. Wölf linforscht, spricht mit Augenzeugen und skizziertdie Geschichte eines geheimnisvollen Men-schen, den man heute zu Recht als einen derspannendsten Heiligen innerhalb der katholi-schen Kirche, in jedem Fall als den wohl faszi-nierendsten Schweizer überhaupt bezeichnenkann.Das Werk erscheint am 13. März 2017 beimWeltbild Verlag und ist beim Verlag und inallen Schweizer Buchhandlungen erhältlich.Siehe auch Seiten 38/39.

Der Aussteiger –Bruder Klaus für Skeptiker

Kathrin Benz, Paulus Verlag, Freiburg 2016,231 S., Fr. 33.–

Packend und detailreichverwebt die 53-jährigeAutorin, die in Basel auf-gewachsen ist und seitvielen Jahren im Tessinlebt, die Lebensgeschich-te des Einsiedlers mit denvielschichtigen, komple-xen Verwicklungen inPolitik, Diplomatie und

staatlicher wie privater Gewalt in jener Zeit.Ob ihr Buch, wie dies der Untertitel aussagt,für Skeptiker geschrieben ist, muss etwas be-zweifelt werden, denn die langjährige Journa-listin ist begeistert von ihrem aussergewöhnli-chen Vorfahren, schreibt frisch von der Leberund zeichnet so ein farbiges, unterhaltsamesBild jener Zeit und ebendieses Mannes. DemUmstand, dass die Quellenlage um BruderKlaus begrenzt ist, begegnet die Autorin miterzählerischer Freiheit. «Oft muss man sichdie Szenen selber ausdenken, muss sich vor-stellen, wie er, seine Frau, seine Kinder und dieFreunde reagiert und gedacht haben», schreibtsie im Vorwort.

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Bruder Klaus – Eine erstaunlicheGeschichte aus dem Mittelalter – Comic

Mariann Wenger-Schneiter (Zeichnungen undText), canisi-edition GmbH, Gonten 2016,64 S., Fr. 24.50. Auch erhältlich auf Franzö-sisch, Italienisch und Rätoromanisch.

Die Künstlerin MariannWenger hat sechs Jahrean ihrem Werk gearbei-tet. Für ihre Zeichnun-gen hat sie das Leben undWirken von Bruder Klauswie auch den Alltag imSpätmittelalter im Kan-ton Obwalden, das bäu-

erliche Leben, das Söldnerwesen und selbst dieTier- und Pflanzenwelt intensiv studiert.

Bruder Klaus –Annäherungen an den (Un)bekannten

Guido Estermann, Markus Ries, RegulaSchmid Keeling, Sabine Ziegler, Rex Verlag,Kriens 2016, 130 S., Fr. 23.80

Wer war er, und was hatder Heilige den moder-nen Menschen zu sagen?Ein reich illustriertes,leicht lesbares Sachbuchzur Annäherung an den(Un)bekannten BruderKlaus. Mit vielen gesell-schaftlichen und religiö-

sen Bezügen ins Damals und Heute.

Niklaus von Flüe –Engel des Friedens auf Erden

Johannes Schleicher, Tanja Hoeg, Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2016,182 S., Fr. 25.90

Bruder Klaus und seinLebensort lassen keinenmehr los, der mit offenemHerzen in Flüeli-Ranftwar. Namhafte Autorin-nen und Autoren, die alsReferenten im Haus ViaCordis, Flüeli-Ranft, tä-tig gewesen waren, unteranderem Pierre Stutz,

Franz-Xaver Jans, David Steindl-Rast, PeterHüseyin Cunz, Marion Küstenmacher oderUlrich Schaffer, schildern ihr persönliches Ver-hältnis zum Ort, zu Bruder Klaus, zu seinerBotschaft. Teils mit wissenschaftlichem Be-zug, teils aus interreligiöser oder lyrischer Sicht.

Tagebuch der Sehnsucht

Hrsg. Peter Bucher; Franz Bucher, ChristianBucher, Romano Cuonz, Sarnen 2016,120 S., Fr. 36.80

Franz Bucher, ChristianBucher und RomanoCuonz halten auf ihrenindividuel len Wegendurchs Jahr ihre Eindrü-cke und Empfindungenzum Thema «Sehnsucht»fest in Bild, Klang und

Text. Am Neujahrstag 2015 trafen sich diedrei in der barocken Stiftsbibliothek des Klos-ters Engelberg. An diesem symbolischen Aus-gangspunkt starteten sie gemeinsam zu einemeinjährigen Kulturprojekt. Am Silvesterabend2015 trafen sie sich wieder: im Flüeli-Ranft,wo der Eremit Niklaus von Flüe während 20Jahren als Visionär gelebt hatte. Hier fügtensie ihre Tagebücher zu einem «Tagebuch derSehnsucht» samt CD zusammen.

Bruder Klaus –Zwischen Welten vermitteln

ferment – Magazin zum Bruder-Klaus-Jahr,Gossau 2017, Fr. 9.–

Die letzte ferment-Ausga-be als Abo-Zeitschriftwidmet sich Niklaus vonFlüe, dem Vermittler zwi-schen Welten. Das kunst-voll gestaltete Magazinmit vielen Schwarzweiss-

fotografien und Texten nähert sich der facet-tenreichen Gestalt von Bruder Klaus und ver-bindet in wunderbarer Weise die Alltagsweltmit dem Göttlichen.

Die Sehnsucht nach dem«einig Wesen» – Leben und Lehredes Bruder Klaus von Flüe

Roland Gröbli, rex-Verlag, Luzern, 2006,156 S., Fr. 19.80 (Auszug aus der vergriffenenDissertation von 1990, die im NZN Verlagerschienen ist).

Das Standardwerk vonRoland Gröbli zeigt dieinnere und äussere Bio-grafie des Bruder Klaus:wie die Gnade Gottesund die eigenen Kräfteineinandergreifen undFrieden schaffen.

Ich, Bruder Klaus von Flüe

Pirmin Meier, Unionsverlag, Zürich 2014,560 S., Fr. 42.90 (unveränderter Nachdruckder Erstausgabe von 1997).

«Eine Geschichte aus derinneren Schweiz» heisstder Untertitel des um-fangreichen und sprach-lich starken Werks. Meierstellt Bruder Klaus mittenhinein in die spannungs-reiche Kultur, Politik undWunderwelt des ausge-henden Mittelalters und

der beginnenden Reformation. Pirmin Meiervermittelt dem Leser ein Lebens- und Zeitbildaus dem Alpenraum und die Geschichte einesMenschen, dessen grosse Visionen europaweitausstrahlten.

Niklaus von Flüe – Mystiker.Mittler.Mensch. – L’homme.Le médiateur.Le mystic. – Mystic.Mediator.Man. –Mistico.Mediatore.Uomo.

DVD, viersprachig. Deutsch, Französisch,Englisch, Italienisch; 30 Minuten je Sprache,Bruder-Klausen-Stiftung, Sachseln 2016,Fr. 25.–

Porträt-DVD über dasLeben und Wirken vonBruder Klaus, basierendauf der Ausstellung imMuseum Bruder KlausSachseln.

Diese Neuerscheinungen und Stan-dardwerke sowie weitere Literaturund Medien zu Niklaus von Flüeund Dorothee sind erhältlich bei:

Bruder-Klausen-StiftungWallfahrtssekretariatPilatusstrasse 12, Postfach 1256072 SachselnTel. +41 (0)41 660 44 18E-Mail: [email protected]

oder Online-Bestellung unterwww.bruderklaus.com

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