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The Price of Fairness TC O-Ton Geber Englisch Übersetzung Gelb: Heiko Grauel Peter Lehn Isaak Dentler Eva-Maria Damasko (Jünger) Sabine Fischer (ältere) 00:03 - 00:12 Jonatha n Haidt Jonathan Haidt: Fairness is arguably the central word in our moral lives. Violations of fairness are really powerful, they burn, they can ruin relationships in an instant. Fairness ist zentral für unser Wertesystem. Unfaires Verhalten trifft uns hart. Beziehungen können daran in kürzester Zeit zerbrechen. 00:13 - 00:17 Kiley Hamlin Kiley Hamlin: A sensitivity to fairness is extremely early developing in life. Ein Gefühl für Gerechtigkeit entwickeln wir sehr früh. 00:19 - 00:24 Kiley Hamlin Kiley Hamlin: Right now, we’re studying infants in the first three months of life. We’re excited to see how this turns out. Wir untersuchen derzeit Fairness bei Kindern in den ersten drei Lebensmonaten 00:26 - 00:36 Lord Adebowa le Lord Adebawale: Imagine, if there was a concept of fairness that Stellen Sie sich vor, es gäbe ein Konzept von Fairness-, nach 1

€¦  · Web view2018-04-13 · Jonathan Haidt: Fairness is arguably the central word in our moral lives. Violations of fairness are really powerful, they burn, they can ruin relationships

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The Price of Fairness

TC O-Ton Geber Englisch Übersetzung

Gelb: Heiko Grauel

Peter Lehn

Isaak Dentler

Eva-Maria Damasko (Jünger)

Sabine Fischer (ältere)

00:03 - 00:12 Jonathan Haidt

Jonathan Haidt: Fairness is arguably the central word in our moral lives. Violations of fairness are really powerful, they burn, they can ruin relationships in an instant.

Fairness ist zentral für unser Wertesystem. Unfaires Verhalten trifft uns hart. Beziehungen können daran in kürzester Zeit zerbrechen.

00:13 - 00:17 Kiley Hamlin

Kiley Hamlin: A sensitivity to fairness is extremely early developing in life.

Ein Gefühl für Gerechtigkeit entwickeln wir sehr früh.

00:19 - 00:24 Kiley Hamlin

Kiley Hamlin: Right now, we’re studying infants in the first three months of life. We’re excited to see how this turns out.

Wir untersuchen derzeit Fairness bei Kindern in den ersten drei Lebensmonaten

00:26 - 00:36 Lord Adebowale

Lord Adebawale: Imagine, if there was a concept of fairness that people could use to hold politicians to account. Now that I think would be a first.

Stellen Sie sich vor, es gäbe ein Konzept von Fairness-, nach dem sich Politiker richten müssten. Das wäre ein Novum.

00:38 - 00:47 Kimberle Crenshaw

Kimberle Crenshaw: I would say the question is, “why does oppression matter?” Why does it matter that entire groups of people don’t have the same opportunity and access that others do?

“Warum ist Unterdrückung von Bedeutung?” Warum spielt es überhaupt eine Rolle, dass ganze Bevölkerungsgruppen nicht die gleichen Chancen haben?

00:49 – 00:59 SinaTrinkwalder

Fairness ist wahnsinnig anstrengend…. Nicht immer gerecht, Fairness ist nicht immer gerecht, aber Fairness lohnt sich.

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01:00 - 01:12 John Christensen

John Christensen: Fairness is an acceptance that we live very interconnected lives. We need to roll back on this idea that the only measure of success is financial wealth

Fairness beruht darauf, dass unser Leben sehr eng miteinander verwoben Der Maßstab für Erfolg darf nicht mehr nur finanzieller Reichtum sein. .

Titel: Eine faire Welt

nur Utopie?01:26 Schrift:

BERGENNach Jahrzehnten neoliberaler Wirtschaftspolitik nimmt die Ungleichheit in demokratischen Ländern immer mehr zu. Und kaum jemand protestiert dagegen.

Warum tolerieren wir diese „The winner takes ist all“ – Mentalität?

An der norwegischen Hochschule für Wirtschaft untersuchen Verhaltensökonomen in einem Experiment, wieviel Ungleichheit Menschen bei wirtschaftlichen Entscheidungen akzeptieren.

Bisher ging man davon aus, dass Ungleichheit grundsätzlich als schlecht bewertet wird.

01:59 – 02:07 Bertil Tungodden

Verhaltensökonom

what we will see today is that people have different ideas about that. So, some people say, well there are fair inequalities and there are unfair inequalities.

Wie wir gleich sehen, sind Menschen darüber geteilter Meinung. Für sie gibt es faire und unfaire Ungleichheit.

02:09 – 02:16 Instructor Instructor: Okay, so everyone should now see the instructions. Just take your time and read them carefully and let us know when you have questions.

Ihr habt die Aufgabenstellung. Lest sie in Ruhe durch und meldet Euch, wenn Ihr Fragen habt.

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02:17Zunächst sollen die Probanden Zahlen addieren. Dafür bekommen sie, je nach Leistung, unterschiedlich viele Punkte.

02:28 – 02:52 Bertil Tungodden

Bertil Tungodden: Then we match or pair, two participants who both have been a part of this. Then we say to each of them, well now it’s your choice, here is the total amount of money that you and this other guy produced and you are now to decide how to share this pie. It’s a very simple task. It’s a very simple task and nothing will happen afterwards. If you take all the money, you can take all the money home. If you share it, the other guy will get some of the money.

Dann bilden wir Zweierteams. Wir sagen jedem Teilnehmer: So viel Geld habt ihr zusammen erwirtschaftet. Du darfst entscheiden, wie die Summe aufgeteilt werden soll. Die Aufgabe ist einfach. Ganz ohne negative Konsequenzen. Du kannst dir den gesamten Betrag nehmen. Oder du teilst und gibst deinem Partner etwas ab vom Geld.

02:55 Die Studenten sollen echte wirtschaftliche Entscheidungen mit realen Einsätzen treffen.Sie wissen: Das Geld, das sie sich aus dem gemeinsam erwirtschafteten Topf / Vermögen nehmen, wird ihnen am Ende des Experiments tatsächlich ausbezahlt.Wie werden sich die Probanden entscheiden? Macht ihr Abschneiden in Rechenaufgabe zuvor einen Unterschied?

03:20 – 03:39 Bertil Tungodden

Bertil Tungodden: People who have produced less than others they actually gave away much more. This notion of meritocracy as fairness is a notion that a guy who has done better deserves more, is a powerful notion and we see it very clearly in this experiment.

Teilnehmer, die weniger Punkte erwirtschaftet hatten als andere, gaben mehr ab. Hier sehen wir, wie Meritokratie als fair erachtet wird. Das heißt, derjenige, der besser abschneidet, verdient mehr – auch das zeigt dieses Experiment sehr deutlich.

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Menschen sind offenbar bereit, Ungleichheit zu akzeptieren solange sie aus einem Wettbewerb resultiert.

03:47 – 04:02 Alexander Cappelen

This is something you have from sports, even if somebody just wins something by a millisecond he deserves gold and all the money and we find that fair. Essentially, some of that logic is taken into the economic sphere.

Das ist auch beim Sport so. Selbst wenn jemand nur eine Millisekunde schneller ist, erhält er Gold und das Preisgeld. Das finden wir fair. Teilweise findet sich diese Logik auch in der Wirtschaft wieder.

In Norwegen erfahren Kinder bis zum Alter von etwa 12 Jahren eine ausgesprochene Gleichbehandlung. So gibt es von der ersten bis zur siebten Klasse keine Schulnoten. Niemand bleibt sitzen. Erst ab der 8. Klasse ändert sich das. Wie sehr prägt die Schulzeit das Empfinden von Fairness bei zukünftigen Generationen?

04:23 – 04:32 Bertil Tungodden

Another really really fascinating line here is a lot of people, about 30%, actually don’t give anything. They don’t actually give anything to the other guy.

Was bei dem Experiment besonders überrascht, ist, dass 30 % der Probanden gar nicht teilen. Sie geben ihrem Teampartner nichts von ihrem Gewinn ab.

04:33 - 04:46 Alexander Cappelen:

Alexander Cappelen: The students are actually outliers typically -in particular the students of business schools. You are actually looking at the most selfish group that we have more or less have identified apart from very young kids. Business students are the most selfish people you could ever meet.

Studenten sind Sonderfälle, besonders die Wirtschaftsstudenten. Sie sind die egoistischste Gruppe, die wir gefunden haben – ganz kleine Kinder mal ausgenommen. Wirtschaftsstudenten sind die egoistischsten Menschen, die es überhaupt gibt.

4:48Schrift:AUGSBURG

Ist faires Wirtschaften

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überhaupt möglich?Augsburg war ein Zentrum der Textilindustrie – bis die Produktion in Billiglohnländer in Asien verlagert wurde.

2010 gründete Sina Trinkwalder hier die Firma manomama und stellt seitdem Textilien her – made in Germany. Ein Unterfangen, das in Zeiten von Wegwerfbekleidung unwirtschaftlich erscheinen mag.Zuvor hatte sie einen gut bezahlten Job in der Werbebranche.

05:20 – 05:33 Sina Trinkwalder

O-Ton: Ich kann mich noch gut erinnern, als ich 2009 am Wuppertaler Bahnhof eine Begegnung mit einem Obdachlosen hatte, die so eindrücklich war, dass ich wirklich eine Stunde später mein bisheriges Arbeitsleben in die Tonne getreten habe.Sina Trinkwalder und ihr damaliger Mann gründeten das erste sozial-ökologische Textilunternehmen Deutschlands.

05:44 – 05:55 Sina Trinkwalder

Und so kam es letzten Endes zu manomama, dass es ein Gemeinwohlunternehmen wird. Nicht nur für mich, dass es mir ein besseres Gefühl gibt, eine neue Firma zu machen, sondern dass die Firma vielen Menschen hilft.Sina Trinkwalder beschäftigt in ihrem Unternehmen Arbeitslose, Schulabbrecher,

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Ungelernte, alleinerziehende Mütter oder ältere Menschen, bei denen die Rente nicht reicht – und die keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt haben. So wie Hannelore.

06:15 – 06:35 Hannelore Ich war ne zeitlang selbständig, ich habe Äpfel vom Bodensee verkauft und ich muss dazu sagen, wenn man dann da draußen unterwegs ist, man lässt auch viel Gesundheit draußen liegen auf der Straße und was soll ich noch sagen, ja, es kriegt wie gesagt jeder eine Chance.

06:36 – 07:00 Sina Trinkwalder

Es sind Menschen, die schlichtweg aussortiert wurden und das Arbeitsamt nennt sie „Menschen mit multiplen Vermittlungshemmnissen, also ich glaube, schlimmer kann man es gar nicht mehr sagen. das hat ja auch ganz, ganz viel mit Glück auch zu tun. Erfolg in der Leistungsgesellschaft hat sehr, sehr viel mit Glück zu tun und wenn man sich beispielsweise mal die eine oder andere Vita bei meinen Ladies anschaut, dann muss man einfach fairerweise sagen, dass das Leben es mit ihnen nicht gemeint hat.

07:01 SchriftLONDON

London London

Was ist ein faires Einkommen? Wonach richtet sich die Bezahlung?Alicia Weston verdiente als Investmentbankerin bereits

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60.000 Pfund im Jahr.

07:16 – 07:49 Alica Weston

I had an old school friend who is now a teacher. I would have been in my early 30s. She didn’t think that it was fair that I got paid so much and she got paid so little. I argued with her and I said that people like me we’re hard to find. There are market principles behind this. There’s many people who could be teacher but there’s not many people who could do what I do.

Mit Anfang 30 traf ich eine alte Schulfreundin, die Lehrerin ist. Sie fand es ungerecht, dass ich so viel verdiene und sie viel weniger. Daraufhin argumentierte ich, dass es schwer sei, Leute wie mich zu finden.. Das funktioniert nach den Grundsätzen des Marktes. Viele Menschen können Lehrer werden, aber nur wenige können meinen Job machen.

Schon zu dieser Zeit engagierte sich Alicia Weston in sozialen Projekten.

07:58 – 08:19 Alicia Weston

There’s just so much money floating around in the city and there’s so much scope to make money when you're dealing with millions, hundreds of millions, possibly even billions. Honestly if you’d gone round the city and forced everbody’s salaries down by half, how many people would have actually left? I don’t think anyone would have left.

In London ist so viel Geld im Umlauf. Die Renditen sind immens, wenn man mit Millionen, Hunderten von Millionen oder gar Milliarden jongliert. Wenn wir jedem Banker in der Stadt die Hälfte seines Einkünfte abnehmen würden, wie viele würden am Ende gehen? Ich glaube, niemand.

08:20 Alicia Weston gründete „Bags of Taste“ – eine Kochschule für Menschen mit niedrigem Einkommen. Sie zeigt: Gesundes Essen muss nicht teuer sein. Die Zutaten zu ihren Rezepten kosten weniger als ein Pfund pro Portion.

08:36 Alicia Weston

So much of where we are in life is luck. I don’t know how many people really appreciate that. They always think it’s their own merit and in fact the

Häufig entscheidet das Glück über unser Leben. Ich frage mich, wie vielen das wirklich bewusst ist. Je reicher Menschen sind, desto eher

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research shows that it generally isn’t their own merit, it’s very often luck. But the richer you are, the more you think that you're just brilliant. I think I am brilliant, of course I think I'm brilliant …

glauben sie, sie seien halt einfach brilliant. Ich finde mich auch brilliant.

8:56 Alicia Weston

… but I'm also very conscious that it’s just luck- the people that I met, the parents that I had, the education I was given- and I see people who have nothing of what I have, literally nothing. They were just unlucky. I don’t think that’s fair. That’s just isn’t fair and if I can help that, I will. I stop short of selling my house and equally distributing the money to everyone. So that’s probably my own limit.

Aber ich bin mir sehr bewusst, dass ich viel Glück hatte. Die Menschen in meinem Leben, meine Eltern, die Bildung, die ich genossen habe. Ich sehe Menschen, die nichts von all dem haben. Sie hatten einfach Pech. Das ist nicht fair. Wenn ich etwas daran ändern kann, bin ich dabei. Allerdings würde ich nicht mein Haus verkaufen und das Geld an alle verteilen. Da liegt wohl meine persönliche Schmerzgrenze.

09:28 Die Schere zwischen Arm und Reich ist seit den Jahren der Eisernen Lady Margaret Thatcher auseinander gegangen. Wohnraum ist in London unbezahlbar geworden. Viele Briten fühlen sich (vom Wohlstandszuwachs) abgehängt. Das soziale Netz hat große Löcher bekommen. -

09:49 – 10:23 Lord Adebowale

And our purpose, my intention is to try something new. It is to see if we can have a debate about fairness that results in Londoners owning about what fairness is, as opposed to politicians. I get completely and utterly fed up with the notion of somebody telling what’s fair and what’s not. A bit like social justice … You own fairness, Londoners own fairness. You decide

Mein Ziel ist es, einen neuen Weg zu gehen. Eine Debatte über Fairness anzuregen. Die Einwohner von London sollen ihren eigenen Fairness-Begriff entwickeln. Ich bin es leid, dass Politiker bestimmen, was fair ist und was nicht. So wie im Sozialrecht. Gerechtigkeit gehört in die Hände der Bürger. Ihr entscheidet darüber, was gerecht ist.

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what fairness is10:25 Viele Briten sind unzufrieden

mit der herrschenden Ungleichheit. Dies spiegelte sich auch im überraschenden Sieg der Brexit-Befürworter wieder. Es war weniger ein Votum gegen Europa als vielmehr gegen eine abgehobene Elite in London und Brüssel.

10:39 – 10:48 Woman 1

Athmo runter ziehen

Woman #1: The thing that I find obscene is the term “affordable” for housing. Look at Maslow’s hierarchy, having a roof over your head is one of those basic needs.

Ich finde den Begriff „bezahlbarer Wohnraum“ unanständig. Ein Dach über dem Kopf ist ein Grundbedürfnis.

10:48 – 10:53 Woman 2 Woman #2: When we’re talking about fairness, what does that mean? We’ve got legislations, we’ve got policies, practice….

Was bedeutet uns Fairness? Wir haben Gesetze und, Richtlinien dafür., Gepflogenheiten …

10:53 – 11:02 Lord Adebowale

LA: What I hope to achieve through Fairness Commission is what constitutes a fair city, what policies mitigate towards fairness.

Die Fairness-Kommission soll die Grundlage für eine gerechte Stadt sein. Für eine Politik im Dienste der Gerechtigkeit.

11:03 – 11:09 Boy Man #1: Some parents want to help their kids but they cannot because of this and that

Manche Eltern wollen ihren Kindern helfen, aber sie können es nicht.

11:09 – 11:27 Lord Adebowale

LA: The notion of meritocracy is a kind of fantasy. Poor kids who are born intelligent, i.e more intelligent than their richer counterparts are overtaken by their less intelligent, wealthy counterparts, by the age of seven as a direct result of access, privilege. Now that can’t be good for society.

Die Meritokratie entspringt unserer Fantasie. Arme Kinder, die intelligenter sind als ihre reichen Altersgenossen, werden von weniger intelligenten, reichen Kindern bis zum siebten Lebensjahr abgehängt, weil sie nicht die gleichen Privilegien genießen. Das schadet der Gesellschaft.

11:27 Eine Meritokratie ist eine Herrschaft der Leistungsträger.

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11:32 – 11:48 Lord Adebowale

LA: There is a feeling, certainly when I talk to young people in London, that they are being cut out of the equation. I wouldn’t want to see a capital city, which has had a kind of social cleansing.

LA: Wenn ich mich mit jungen Leuten in London unterhalte, fühlen diese sich häufig ausgeschlossen. Ich möchte nicht erleben, dass unsere Hauptstadt eine soziale Säuberung erfährt.

11:49 Seit 2015 macht die Fairness- Kommission konkrete Vorschläge, wie London eine gerechtere Stadt werden könnte.

11:56 – 12:07 Lord Adebowale

LA: People have called me an idealist. Fairness Commission- what a ridiculous thing! It strikes me that often the people who say that the world is unfair – get used to it, are the people who’ve benefited from it, from unfairness.

Ich werde von manchen als Idealist bezeichnet. Diejenigen, die sagen: „Die Welt ist nun mal ungerecht“, sind meist auch diejenigen, die von dieser Ungerechtigkeit profitieren.

12:12 – 12:25 Lord Adebowale

LA: I believe that human beings are born with a sense of fairness but society can structurally condition people to not give a damn really .Or it create s the conditions in which people will choose to go with what is inherently human nature.

Ich glaube, dass wir mit einem Sinn für Gerechtigkeit geboren werden. Es sind gesellschaftliche Strukturen, die diesen Gerechtigkeitssinn entweder schwächen oder stärken. Fair sein ist menschlich.

Schrift:VancouverBritish ColombiaKanada (oben rechts)

12:30Im kanadischen Vancouver untersucht ein Team von Psychologen an der University of British Columbia, ob der Sinn für Gerechtigkeit angeboren ist oder ob er Kindern anerzogen wird.

12:47 – 12:55 Kiley Hamlin

Kiley Hamlin: Luna, do you want to play a game with

Luna, sollen wir ein Spiel spielen? Kann Mami

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us, yeah? Can mommy come too?

mitkommen?

12:56 – 13:08 Kiley Hamlin

Kiley Hamlin: In this study we are asking if the infants are responding nicer to those who have been nice to others and potentially less nicely to those who have been mean to others.

Wir wollen herausfinden, ob Kleinkinder freundlicher sind zu denen, die selbst freundliche zu anderen sind und ob sie weniger freundlich zu jenen sind, die gemein zu anderen waren.

13:12

13:16

13:26

13:38

Kiley Hamlin: So infant’s first watch a interaction where there is one character who has an unfilled goal he is trying and failing to jump off on to a shelf to get an aeroplane toy. One of them runs off jumps on top of the shelf and gives the boy the aeroplane toy, so this is the nice puppet. The other puppet is the mean puppet.

Und das ist der Versuchsaufbau:

Ein kleiner Junge versucht vergeblich, an ein Spielzeug zu gelangen.

Ein nettes Mädchen mit braunem Haar springt hoch und wirft ihr das Spielzeug zu.

Ein böses Mädchen mit langen blonden Haaren behält das Spielzeug hingegen für sich.

13:48 – 13:54 Puppenspielerin

Puppet Girl: Oh wow! A duck! Quack quack

Oh! Eine Ente!

13:55 – 14:14 Kiley Hamlin

Kiley Hamlin: Later we show infants that one of the characters either the girl who was nice or the girl who was mean has a preference for one kind of toy over another. What we do is see whether infants respond differently depending on whether the character was helpful before or unhelpful before.

Danach zeigen wir den Kindern, dass eines der Mädchen, entweder das nette oder das gemeine, ein Spielzeug besonders mag. Wir beobachten, ob sich die Kinder beim hilfsbereiten Mädchen anders verhalten als beim gemeinen Mädchen.

14:15 – 14:17 Puppenspielerin

Puppet Girl: Oh goody!! Can you give me one?

Oh, toll! Gibst du mir eins?

14:26 – 14:44 Kiley Hamlin

Kiley Hamlin: What we find is that when children are interacting with the mean puppet, about a third of them say, “no you can’t have anything at all”, about a third of them give her the toy that she disliked and

Ein Drittel der Kinder sagt zur bösen Puppe: „Nein, du bekommst nichts.“ Ein weiteres Drittel gibt ihr das Spielzeug, das sie nicht mag. Die übrigen Kinder geben ihr das bevorzugte Spielzeug. Insgesamt sind sie also viel weniger hilfsbereit,

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about a third of them give her the toy she liked. So they seem much less careful about being nice if you were previously mean to somebody else.

wenn die Puppe es vorher auch nicht war.

14:45 – 14:47 Puppenspielerin

Puppet girl: Can you give me one?

Gibst du mir eins?

14:47 – 14:54 Kiley Hamlin

Kiley Hamlin: When they do give something to the one that was nice, they all give her the toy that she liked.

Der hilfsbereiten Puppe hingegen geben alle Kinder das Lieblingsspielzeug.

14::54 – 15:02

freistehend Kiley Hamlin (to kid): What about Mr Lion? Gove him a big hug. So sweet!

15:04 Die Wissenschaftler schließen daraus: Schon Kleinkinder fühlen sich gut, wenn sie sich großzügig verhalten.

15:11 Kiley Hamlin (to kid):

Kiley Hamlin (to kid): Yeah you don’t mind sharing, you justidnt want to share with that nasty puppet…thank you thank you!

Du teilst gerne. Nur nicht mit der bösen Puppe.

15:15 – 15:22 Kiley Hamlin

Kiley Hamlin: Right now, we are in the lab running studies looking at whether younger babies also show the same patterns.

Derzeit untersuchen wir, ob auch schon Säuglinge dieses Verhaltensmuster zeigen.

15:23 – 15:25 freistehend Kiley Hamlin (to baby): Are you practising your baby push ups?

15:25 – 15:44 Kiley Hamlin:

Kiley Hamlin: At least by three months of age infants seem particularly sensitive to harm. To me that is the strongest evidence that there is something innate going on here because it’s unlikely, I would argue, that they’re experiencing in the first couple of months of their lives much anti-social action happening in their environment

Spätestens mit drei Monaten reagieren Kinder empfindlich darauf, wenn anderen Schaden zugefügt wird. Für mich ist das der stärkste Beweis für angeborenes Verhalten. Denn in ihrem sozialen Umfeld haben sie sicher bis dahin kaum anti-soziales Verhalten erlebt.

15:48 – 15:52 freistehend Kiley Hamlin (to young girl): Animal puppets? Do you wanna see some animal puppets?

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freistehend Little girl: NO! Little girl: Nein!

15:52 – 16:09 Kim Hamlin

Kiley Hamlin: One thing that we found with infants that’s not particularly nice is that infants seem to have very strong anger biases. They like it when you help strangers, they like it when you help those who they like, but they like it when harm those who they dislike.

Kleinkinder sind nicht immer freundlich. Sie zeigen ganz starke emotionale Befangenheit. Es gefällt ihnen zwar, wenn man Fremden hilft oder denen, die sie mögen. Aber es gefällt ihnen auch, wenn man jenen schadet, die sie nicht mögen.

16:10 – 16:18 Kiley Hamlin

Kiley Hamlin (to infant): Hey you wanna try some? She is a cracker fan.

Magst du welche? Sie mag Cracker.

16:19 – 16:23 Puppenspielerin

Girl with puppets: Blech! Yuck! I don’t like graham crackers!!

Igitt! Ich mag keine Cracker!!

16:24 – 17:12 Kiley Hamlin

Kiley Hamlin: Infants as young as nine months of age like it when you harm those who simply don’t share their food preference. The similarity of a baby to an adult is very striking. They have this ability to show remarkable bias depending on very simple things like, ‘are you similar to me or not’.

Bereits neun Monate alte Säuglinge mögen es , wenn man denjenigen schadet, die nicht das gleiche Essen bevorzugen wie sie selbst. Wie Erwachsene zeigen auch Babys erstaunlicherweise schon Sympathie gegenüber jenen, die die gleichen Vorlieben haben.

16:48 Kiley Hamlin

So it seems as though the origins of liking, goodness and fairness may be present extremely early on but also the origins of biases for the in-group and disliking differences in other individuals, that’s present really early on too. Development might be learning to distinguish between what is the right kind of fair behaviour and what’s the wrong kind.

Offenbar sind Zuneigung, Großzügigkeit und Gerechtigkeit sehr früh angelegt, aber auch Favorisierung der eigenen Gruppe und die Ablehnung von Menschen, die anders sind. Vermutlich lernen wir erst im Laufe unserer Entwicklung zu unterscheiden, welches das richtige Fairness-Verhalten ist und welches das falsche .

17:13 Lange Zeit hat die Wissenschaft den Gerechtigkeitssinn allein dem Menschen zugesprochen.

17:22Atlanta An der Georgia State University

von Atlanta erforschen 13

Wissenschaftler, ob sich auch im Tierreich faires Verhalten nachweisen lässt.

17:32 Hier im Primatenzentrum arbeiten Sarah Brosnan und ihre Kollegin mit Kapuzineräffchen.

17:36 – 17:38 freistehend Sarah’s colleague: Here’s the cucumber

17:40-17:43freistehend Sarah Brosnan: I have

gloves on when I’m touching the food

17:43 – 18:04 Sarah Brosnan

Sarah Brosnan: Generally speaking, the sweeter something is, the better they like it. One good way of judging what they're going to like is that if it’s expensive in super market, they’ll like it. So their most preferred fruit are the grapes and their second most preferred food is cucumber. So they like the cucumbers quite a lot and their least preferred food is the bell peppers.

Ganz allgemein kann man sagen, je süßer etwas ist, desto lieber mögen sie es. Und auch Lebensmittel, die besonders teuer sind, mögen sie sehr gerne. Am liebsten mögen sie Trauben. An zweiter Stelle kommen Gurken. Gurken mögen sie auch sehr gerne, aber am wenigsten mögen sie grüne Paprika.

18:08 Sarah Brosnan untersucht die Ungleichheitsaversion bei Kapuzineräffchen, das heißt, wie sie reagieren, wenn sie unterschiedlich behandelt werden.

18:18 – 18:21 Sarah Brosnan:

Sarah Brosnan: See these? Those are little food calls. The little “coohooohooos”. That means they are excited

Schaut mal. Das sind Futter-Rufe.[coohoooohooos] frei stehen lassen.Sie freuen sich.

18:22 – 18:30 Sarah Brosnan:

Sarah Brosnan: This is Logan and this is Liam. So what we’re going to do is a trade. Liam’s going to trade and get a bell paper and Logan’s going to trade and get a grape

Das sind Logan und Liam. Beim folgenden Spiel bekommt Liam einen Gegenstand, den er gegen ein Stück Paprika tauscht und Logan erhält hingegen eine Traube.

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18:31 – 18:40 Sarah Brosnan:

Sarah Brosnan: So sometimes we get really interesting response where they get really upset, bang on the cage, throw tokens and sometimes they’ll just go at the back of the cage and refuse to interact with us at all .

Wir sehen mitunter sehr interessante Reaktionen. Sie sind sehr verärgert, schlagen gegen den Käfig, werfen mit Dingen oder ziehen sich zurück und schmollen.

18:41 Sarah Brosnan:

Sarah Brosnan: Here you go Logan- good job

Hier Logan. Gut gemacht.

18:49 – 19:00 Sarah Brosnan

Sarah Brosnan: Liam! Here you go Liam. Can I have that back? Not interested?

Liam! Gibst du es mir zurück? Nicht interessiert?

19:02 – 19:14 Sarah Brosnan

Sarah Brosnan: We don’t quite understand why fairness causes this outraged reaction but we know it does. The question is, if people are getting enough, why should they care if some individuals are getting more and yet we clearly do.

Wir wissen noch nicht, warum Ungleichheit zu solch energischen Reaktionen führt. Denn wenn wir genug haben, warum interessiert uns dann, dass andere mehr bekommen? Aber so ist es.

19:18 – 19:25 Sarah Brosnan

Sarah Brosnan: The reaction to fairness itself is probably actually at heart an emotional reactions. It’s just that frustration and that moment of realisation that you’re getting less

Ungleiche Behandlung lässt uns emotional reagieren. Wir sind frustriert, wenn wir merken, dass wir weniger bekommen.

freistehend Sarah Brosnan: Good try

19:28 – 19:51 Sarah Brosnan:

Sarah Brosnan: One of the hypotheses about the sense of fairness is that it is a mechanism by which individuals determine the value of their cooperative partners. If you are working with someone else and you began to feel frustrated because you feel like they are taking more than you then that can be an easy rule of thumb that it’s time to go find another cooperative partner and this is true whether you are talking about humans or

Wir vermuten, Gerechtigkeitssinn hilft uns, den Wert unserer Kooperationspartner zu bemessen. Wenn wir mit jemandem zusammenarbeiten und frustriert sind, weil sich der andere mehr nimmt als wir, erkennen wir, dass es für uns Zeit wird, uns einen neuen Partner zu suchen. Das gilt für Menschen ebenso wie für Primaten, Hunde oder Wölfe.

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other species such as primates or dogs or wolves.

freistehend Lian, Lian20:00 – 20:07 Sarah

Brosnan:Sarah Brosnan: For a long time cooperation was ignored because it was considered to be antithetical to this idea of natural selection where it is every individual for themselves

Kooperatives Verhalten blieb lange unberücksichtigt, weil es im Gegensatz steht zur natürlichen Auslese, bei der jeder für sich selbst kämpft.

20:09-20:1 Sarah Brosnan:

Sarah Brosnan: They’re faster than I am!!

Sie sind schneller als ich!!

20:11 – 20:17 Sarah Brosnan:

Sarah Brosnan: And it is true that that is the goal of evolution but that overlooks the fact that sometimes you can best meet that goal by working together.

Es stimmt, Auslese ist das Ziel von Evolution. Durch Kooperation lässt es sich jedoch manchmal besser erreichen.

freistehend See this?

20:20 – 20:29Sarah Brosnan

And that’s where I think we can learn a lesson from capuchin monkeys. We need to be careful not to always be the ones that are dominating and taking the grape and make sure that others get them sometimes as well.

Von den Kapuzineraffen können wir lernen, dass wir nicht immer alles an uns reißen sollten. Auch die anderen sollten etwas von den Trauben abbekommen.

20:34 SchriftBERGEN In den USA und Europa wurden

im Einklang mit neoliberaler Wirtschaftspolitik Sozialleistungen für die Schwachen in der Gesellschaft gekürzt. Wer wenig zum Allgemeinwohl beiträgt, soll auch nur das Lebensnotwendige erhalten. Dahinter steckt die Idee, dass jeder persönlich verantwortlich ist für sein Wohlergehen.

20:59 – 21:10 Bertil Tungodden:

the poor should be held responsible for their choices.. So this is a very powerful notion but it

Die Armen sollen für ihre Entscheidungen verantwortlich gemacht werden. Dies führt uns

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raises an enormously complicated question namely, what is a choice?

jedoch zu einer schwierigen / komplexen Frage: Was ist eine Entscheidung?

21:12 An der Hochschule für Wirtschaft in Bergen untersuchen sie dies aus verhaltensökonomischer Sicht.

21:17 In einem Experiment sollen die Studenten finanzielle Entscheidungen treffen. Es ist nicht hypothetisch. Die Studenten entscheiden, wie viel Geld an wen in den nächsten Tagen tatsächlich überwiesen wird.

21:32 – 21:53 Bertil Tungodden

Bertil Tungodden: The students were actually facing a real situation where two people had worked for the Choice Lab. These two guys had just randomly been paid differently, so one was paid 800 and the other guy had been paid nothing. And now we ask some of the students you want to redistribute between the guy who got everything and other who got nothing for the same job and most students said, ‘Yes! Yes! We want to do that’.

Die Studenten handelten in einer realen Situation. Zwei Mitarbeiter unseres „Choice-Labs“ wurden dazu willkürlich unterschiedlich entlohnt. Einer bekam 800, der andere nichts. Wir fragten die Studenten, ob sie das Geld umverteilen wollen. Die meisten sagten: „Ja, das wollen wir!“

21:54 – 22:04 Girl 1 Girl: So here worker A was just more lucky and for me it’s equal that we treat both equally, so I gave 400 of what A got to B.

A hatte einfach mehr Glück. Wir sollten beide gleich behandeln. Also habe ich 400 von A an Person B gegeben.

22:05 – 22:12 Bertil Tungodden

Bertil Tungodden: Okay! So that was the base treatment. Now we did two manipulations. So some of few look at the different treatments and here are these…(runter ziehen)

Das war der Anfang. Dann haben wir zwei Dinge verändert…..

22:13 – 22:18 Bertil Tungodden

Bertil Tungodden: In this case, it was a choice that had no value - they would

Jetzt hatte die Entscheidung keinen Wert. Sie waren immer

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still be exposed to the luck. noch dem Glück ausgeliefert.

22:19 – 22:30 Bertil Tungodden:

Bertil Tungodden: So you can either take 25 points for sure or take part in the lottery. The winner of the lottery will win 800 points and loser will get 0.

Entweder sichert Ihr Euch 25 Punkte oder Ihr nehmt an der Lotterie teil. Der Gewinner bekommt 800. Der Verlierer 0.

22:32 – 22:39 Bertil Tungodden

Bertil Tungodden: As soon as choice is introduced in the picture, people say, “now the inequality is acceptable to a much greater extent”. I mean they did a choice

Sobald man eine Wahlmöglichkeit hat, wird Ungleichheit viel eher hingenommen.Es war ihre Wahl!

22:40 – 22:45 Girl 2 Girl: So I thought this guy lost the lottery that he chose to participate in, so…

Er hat die Lotterie verloren, aber es war seine Entscheidung, teilzunehmen.

22:48

23:05

Bertil Tungodden

Bertil Tungodden: A lot of people claim that the situation that the poor are in is their responsibility. Because it reflects choices that they did, it reflects that they didn’t take any education, it reflects that they divorced, it reflects that they don’t work full time. But now we have to take one step backwards and well yes they did these choices but what were the alternatives? Could they really pursue an education without giving up everything basically? Could they even access education is of course a deeper question? So basically I think this is tremendously important because it raises this fundamental question when we see this kind of justification for cutting down on transfers to the poor, is this a good justification or not?

Viele behaupten, die Armen seien selbst verantwortlich für ihre Lage. Weil es ihre Entscheidung war, sich nicht weiterzubilden, sich scheiden zu lassen, nicht Vollzeit zu arbeiten.

Wir müssen aber einen Schritt zurückgehen und uns fragen: Was waren die Alternativen? Hatten sie tatsächlich uneingeschränkt Zugang zu Bildung? Konnten sie sich das überhaupt leisten? Das ist eine ungeheuer wichtige Frage. Ist es vor diesem Hintergrund gerechtfertigt, Sozialleistungen für Arme zu kürzen? Ist das gerecht oder nicht?

32:32 Fairness wird kulturell unterschiedlich definiert.

32:39 Was die amerikanische Nation 18

lange zusammen gehalten hat, war der Gedanke, dass jeder im Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ sein Glück machen kann.

23:51

24:14

Jonathan Haidt

Jonathan Haidt: I was very very much on the left. I hated Ronald Reagan and I loved Bill Clinton. I began studying political psychology in the early 2000s because I couldn’t stand how badly the Democrats were doing. They just didn’t know how to talk about morality and I began studying political psychology in order to help the Democrats speak better, it was part of my goal. In the process of studying political psychology, I made a commitment to really understand Conservatives. I read Conservative books and magazines. I listened to the way they talk and I came to see that they’re not crazy, that actually there are a lot of insights into societies, family, marriage, respect that are quite important for running a decent society. I ended up, basically, dropping out of politics. I’m non-partisan. I try to understand all sides.

Ich war politisch links orientiert. Habe Ronald Reagan gehasst und Bill Clinton bewundert. Anfang der 2000er Jahre fing ich an, Politische Psychologie zu studieren. Ich wollte die Demokraten unterstützen, denn sie wussten einfach nicht, wie man über Fragen von Moral spricht.

Während des Studiums versuchte ich dann die Konservative Partei richtig zu verstehen. Ich las ihre Bücher und Zeitschriften. Dann begriff ich, dass sie nicht verrückt sind. Sie setzen sich sehr ein für die Gesellschaft, für Familie, die Ehe, den Respekt untereinander. Diese Aspekte sind für das Funktionieren einer Gesellschaft sehr wichtig. Am Ende zog ich mich aus der Politik zurück. Ich bin unparteiisch und versuche alle Seiten zu verstehen.

24:49 – 25:32 Jonathan Haidt

Jonathan Haidt: The Left is really focused on equality, they focus on different groups getting equal outcomes and obviously they’re not. We have big racial differences in wealth, health and education. If you focus on the equality of outcomes, we sure don’t have it in America and Left

Die politische Linke konzentriert sich auf Gleichbehandlung. Verschiedene Gruppen sollen das Gleiche erreichen, was sie nicht tun. Es gibt große ethnische Unterschiede bei Wohlstand, Gesundheit und Bildung. In Amerika herrscht keine Gleichheit – das stört die

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focuses on that. But if you focus on proportionality- people getting out in proportion to their inputs- certain ethnic groups have much higher rates of employment and marriage. They raise their kids, they devote themselves to their kids. Asians in America do extremely well. They are richer than Whites. Is that unfair? On the right people say, “No”. on the right people say, “if you work hard, you should get ahead”.

Linken Schaut man sich aber Verhältnismäßigkeit an – bekommen die Menschen das raus, was sie reinstecken – so haben manche ethnische Gruppen höhere Quoten bei Arbeit oder Ehe als andere. Sie kümmern sich um ihre Kinder. Asiaten in Nordamerika sind reicher als Weiße. Aber ist das ungerecht? Die Konservativen finden das in Ordnung. „Wer fleißig ist, sollte auch Erfolg haben.“

25:35

26:05

26:25

Jonathan Haidt

Aussprache:Déniel PétrickMóinihen

Jonathan Haidt: One of the most important factors causing racial inequality in this country is that the black family began to disintegrate in the 1960s. Senator Daniel Patrick Moynihan wrote a report on this warned that if out of wedlock birth rates keep rising, it’s going to be a disaster for African-Americans. He was called a racist. People wouldn’t talk to him. How dare you blame black people by saying they’ve contributed to the inequalities and problems in the society. It turns out Moynihan was exactly right. Things had gotten much-much worse for the black family. Marriages along with education, the two gigantic causes of success of failure in life. If you’re raised in an unstable family environment without married parents, you’re unlikely to move up. Whereas if you’re parents are married and poor, you’re very likely to move up. So we have this mess in

Eine der Hauptursachen für ethnische Ungleichheit in den USA ist die Zerrüttung der schwarzen Familien, die in den 1960er Jahren begann. Senator Daniel Patrick Moynihan warnte damals davor, dass die steigende Rate an unehelichen Kindern für die Afro-Amerikaner verheerende Folgen haben würde. Man warf ihm Rassismus vor und dass er die Schwarzen für die Ungleichheit und Probleme in der Gesellschaft verantwortlich mache.

Doch er hatte Recht. Den schwarzen Familien ging es immer schlechter. Eheschließung und Bildung sind zwei wichtige Faktoren für Erfolg oder Misserfolg im Leben. Wer in einem instabilen familiären Umfeld aufwächst, hat es schwerer, gesellschaftlich aufzusteigen. Sind die Eltern zwar arm aber verheiratet, ist der Aufstieg sehr wahrscheinlich.

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social science in the United States in which our social scientists will not consider hypothesis that in any way implicates sacred victim groups and this I believe has led to the breakdown of the social sciences not on all matters but in matters involved race, gender, class or highly politicized topics.

Die Sozialwissenschaftler in unserem Land haben ein Problem. Die Opfergruppen sind für sie unantastbar. Das hat zum Versagen der Sozialwissenschaften geführt, wenn es um Ethnie, Geschlecht, Schicht oder politisch hochbrisante Themen geht.

26:52 Wie viel Eigenverantwortung kann die Gemeinschaft verlangen?

Wo muss sie unterstützen?

27:02 – 28:24

27:43

27:53

Brittany Packnett

Brittany Packnett: There are about sixty kids that I taught, third graders, who were so brilliant and so curious, and thoughtful and funny and kind and just all of the things that lots of people don’t believe about them are true. All of my children were black except for one. All of them lived in a low income neighbourhood. I think when children experience inequity, it severely limits their imagination. Children see what other schools look like, see what their facilities look like and wonder why is my school not the same. They can’t see themselves participating in innovation. They are already starting to internalise those things. People will say this is about being politically correct. No. It’s actually about treating people as people and recognising that marginalised people deserve the same full range

Ich habe etwa 60 Kinder unterrichtet, Drittklässler. Sie waren alle großartig und neugierig, humorvoll und lieb. Was viele ihnen nicht zutrauen. Alle waren Schwarz, außer einem. Alle kamen aus Familien mit niedrigem Einkommen. Ich glaube, wenn Kinder Ungleichheit erfahren, schränkt das ihre Fantasie in großem Maße ein. Sie sehen besser ausgestattete Schulen. Sie fragen sich, warum ihre Schule nicht so aussieht.

Sie sehen sich selbst nicht als Teil des Fortschritts und verinnerlichen diesen Gedanken.

Es geht hier nicht darum politisch korrekt zu sein. Menschen sollten einfach menschlich behandelt werden. Alle sollten die gleichen Möglichkeiten haben. Auch

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of access that everyone else does. I absolutely don’t think it’s fair to say that it all comes down to parents and how much they nudge you when parents have been acculturated to some things, have experienced inequity themselves. A lot of them were caught in circumstances where the kind of time, the access to opportunity that they would like to provide their kids, is actually not available to them.

gesellschaftliche Randgruppen. Ich finde es völlig ungerecht, dass es nur auf die Eltern ankommen soll. Dass es nur an ihnen liegt, ihre Kinder zu fördern. Auch die Eltern haben sich schon mit Dingen abgefunden, haben ihre Erfahrungen mit Ungleichheit gemacht. Was sie ihren Kindern gerne ermöglichen würden, steht ihnen in Wirklichkeit nicht zur Verfügung.

28:27 – 28:32 Brittany Packnett:

Brittany Packnett: Privilege is very real and you know it when you're on the rough end of it.

Privilegien sind allgegenwärtig und man spürt sie am eigenen Leib, wenn man am Ende der Kette steht..

28:34 – 28:40 Brittany Packnett:

Brittany Packnett: It reaches in every single direction and to every single age you can possibly imagine.

Privilegien wirken sich in alle Richtungen und in jeder Altersklasse aus.

28:46 – 28:57 Police Officer:

Police Officer: don’t make me fucking run around with 20 pounds of gear on the sun because you wanna screw around here! (to girls) Get out of here. You’re leaving NOW!

Wehe, wenn ich Euch mit 20 Kilo Ausrüstung in der Sonne hinterherlaufen muss! Macht, dass Ihr wegkommt!

28:58 – 29:30 Kimberele Crenshaw:

Kimberele Crenshaw: We want to consider ourselves living in a modern time where systems of the past like slavery, colonialism, feudalism no longer shape our world. We have a sense about how unfairness in the past functioned and we celebrate that we are not that - yet in reality we’re post-colonial societies, post-slavery societies, post-feudal societies which means there are elements of those old systems still playing out

Wir betrachten uns als eine moderne Welt, die Sklaverei, Kolonialismus und Feudalismus hinter sich gelassen hat. Wir wissen, wie Ungerechtigkeit in der Vergangenheit funktionierte und rühmen uns dafür, dass wir sie überwunden haben. Doch Elemente des Kolonialismus, der Sklaverei und des Feudalismus sind auch in unserer heutigen Gesellschaft noch gegenwärtig.

29:34 2017 wurden in den USA 987

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Menschen durch Polizeikugeln getötet. 22% davon waren männliche Afroamerikaner, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nur 6% ausmacht.

29:54 – 30:09 Kimberele Crenshaw

Kimberele Crenshaw: Some people are just structurally in a disadvantaged position which means other people are in an advantaged position. If you're uncomfortable hearing that, it means you’re not really prepared to see how our society structures all sorts of things.

Manche Menschen sind strukturell benachteiligt. Andere profitieren davon. . Wer diese unbequeme Wahrheit nicht hören möchte, will auch nicht erkennen, dass unsere Gesellschaft viele dieser Strukturen vorgibt.

30:11 – 30:20 Kimberele Crenshaw

Kimberele Crenshaw: Fairness and justice are distinct concepts. The challenges that all countries have to face. It’s a global phenomenon.

Fairness und Gerechtigkeit sind ganz klare Konzepte. Herausforderungen, denen sich alle Länder stellen müssen, weltweit.

30:21

Auch Deutschland.In Augsburg beschäftigt das öko-soziale Textilunternehmen manomama inzwischen 150 Mitarbeiter.Aus alten Markisen-Resten, die andernorts teuer entsorgt werden müssten, entstehen hier neue, robuste Rucksäcke. Mit den ersten Exemplaren wurde eine Spenden-Aktion für Obdachlose unterstützt. Jetzt gehen die Rucksäcke in Serie.

30:50Gezahlt wird ein Mindestlohn von 10€ pro Stunde. Wer mehr als die vorgegebene Stückzahl schafft, bekommt Zulagen.

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31:00Alle Materialien werden unter fairen Bedingungen hergestellt und kommen aus der Region – außer der Bio-Baumwolle aus Tansania.

31:09 – 31:28 O-Ton Sina Trinkwalder

Wenn man diese Verantwortung hat, dann geht man auch die Kette zurück. Ich möchte auch nicht, dass meine Weber eine kaputte Lunge bekommen, ich will nicht, dass meine Färber sterben vor lauter Schwefelzeug und Stunk. (?)Ich will auch nicht, dass meine kleinen Bauern in Tansania an Herbiziden und Pestiziden zugrunde gehen. Und so wird man dann wirklich radikal ökologisch, wenn man die Dinge neu macht.

31:30 Neu ist beispielsweise ein Soli-Bonus, der gezahlt wird, wenn sich jemand besonders für das Team einsetzt, indem er anderen hilft – oder auch mal einen Apfelkuchen backt. Kann eine Firma so erfolgreich sein?

31:43 – 32:00 O-Ton Sina Trinkwalder

Unterm Strich geht es bei manomama seit 8 Jahren gut, klar, Controller-technisch könnte es immer besser gehen. Aber es reicht uns. Wer sagt denn, dass ein Unternehmen jedes Jahr permanent wachsen muss? Warum kann nicht einfach mal mit dem, was man hat und wie man wirtschaftet, zufrieden sein?

32:02 Zufriedenheit drückt sich für andere in der Länge ihrer Yacht

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aus.

Schrift: Monaco

32:07 – 32:40 John Christensen

John Christensen: What’s the scale of this offshore economy? I commissioned some research into this from my specialist research agency, their estimates based on 2010 data is that somewhere between 21 trillion to 32 trillion US dollars of private wealth sits offshore, untaxed. Now a trillion, for those of you whose salaries don’t go up to trillions, a trillion is a million million. We’re talking staggering amounts of wealth sitting offshore untaxed.

Wie beziffert man den monetären Umfang von Steueroasen? Eine Analyse von Daten aus 2010 ergab, dass sich zwischen 21 und 32 Billionen US-Dollar Privatvermögen unversteuert in Steueroasen befinden. Eine Billion, das sind eine Million Millionen. Gigantische Geldsummen lagern in den Steueroasen unversteuert.

32:46 – 33:04 John Christensen

John Christensen: If other tax haven countries like Britain, Switzerland and Luxemburg are actively helping the elites and the powerful multinational companies to avoid paying taxes in some the poorest countries of the world, are they not also complicit in abusing the human rights of the poorest and the most vulnerable people in the world.

Steuerparadiese wie Großbritannien, die Schweiz und Luxemburg helfen den Reichen und den global agierenden Unternehmen, Steuerzahlungen in den ärmsten Ländern zu umgehen. Tragen sie nicht mit Schuld an der Verletzung der Menschenrechte der Ärmsten in der Welt?

33:12

33:23

33:40

John Christensen

John Christensen: I have often been told by people who really should know better academics, senior practitioners, professionals they say, ‘John we know the system is unjust but you can’t change the system.’ And just those three words- ‘you can’t change the system’- come to think of it that’s 4 words- anyway just those words- ‘you can’t change

Menschen, die es besser wissen sollten, Akademiker und ausgewiesene Experten, sagen mir oft:

„John, wir wissen, das System ist ungerecht, doch wir können es nicht ändern.“ Diese Worte „Man kann das System nicht verändern“ ärgern mich kolossal.

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the system’ angers me so much. The system is man-made. Of course you can bloody well change the system.

Wir Menschen machen das System. Selbstverständlich können wir es auch ändern.

33:43 – 34:24 France 24 News reader voiceover

Evtl. raus? IT?

France 24 News reader voiceover: These are the documents at the heart of the Lux Leak scandal. 28,000 confidential pages which list more than 500 tax agreements between multinationals and the tax administration in Luxembourg. Giants like Apple, IKEA and Amazon obtained so called tax rulings which allow them to pay tax rates as low as 1%.

The three Frenchmen who leaked the documents revealing the sweetheart deals are now going on trial. The main suspect is Antoine Deltour, a former employee of audit firm PWC. If convicted, Deltour and the two other men face 10 years in prison and a fine of more than 1 million euros.

Diese Dokumente enthüllte der Lux Leak-Skandal. 28.000 vertrauliche Seiten mit mehr als 500 Steuervereinbarungen zwischen internationalen Konzernen und der Luxemburgischen Steuerbehörde. U.a. Apple, IKEA und Amazon zahlten weniger als 1 % Steuern.

34:06Der Hauptbeschuldigte Antoine Deltour, ein früherer Angestllter des Unternehmesberatung PricewaterhouseCoopers wurde zunächst zu 6 Monaten Haft und 1500 Euro Geldstrafe verurteilt.

Ihm wurde vorgeworfen, vertrauliche Steuer-Dokumente an einen Journalisten weiter gegeben zu haben.

34:28 – 34:57 Antoine Deltour

Antoine Deltour: Big multinationals avoid tax while normal citizens and small businesses have to pay a huge burden and

Große globale Konzerne vermeiden Steuern Normale Bürger und kleine Unternehmen

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suffer from austerity measures. And it’s also because multinationals themselves use public services like roads, like skilled workforce etc. So they should contribute to these public services and they don’t. That’s not fair.

tragen eine große Steuerlast. Die Großkonzerne profitieren von der öffentlichen Infrastruktur, z.B. von Straßen und erfahrenen Fachkräften, ohne selbst einen Beitrag zu leisten. Das ist nicht fair.

35:00 – 35:15 Antoine Deltour

Antoine Deltour: As a citizen who has a conscience you don’t have much opportunity to change things. There is something wrong in these tax practices and I knew that the opinions and the politicians deserved to be informed about it.

Als Bürger mit Gewissen kann man leider nicht viel ändern. Es läuft vieles schief. Und ich fand, dass die Entscheidungsträger und die Politiker über diese Steuerpraktiken informiert werden sollten.

35:16 – 35:30 France 24 News reader voiceover:

France 24 News reader voiceover: The case is embarrassing for the former prime minister of Luxembourg, Jean-Claude Juncker. He now heads the European Commission which says it wants to make tax issues a. Tax evasions cost Europe 1 trillion euros a year.

Der Fall ist beschämend für Luxemburgs ehemaligen Finanzminister Juncker. Als Präsident der Europäischen Kommission will er das Steuerthema jetzt vorrangig behandeln. Steuerflucht kostet Europa jährlich eine Billion Euro.

35:31 – 35:34 Antoine Deltour

Antoine Deltour: I think about Lux Leaks’ consequences every day.

Ich denke jeden Tag über die Folgen von Lux Leaks nach.

35:36 Im Januar 2018 kippte das oberste Gericht Luxemburgs – der Kassationshof – das Urteil – das Verfahren gegen Antoine Deltour wird neu aufgerollt.

35:48Wie lässt sich Fairness messen? Die Organisation Social Progress Imperative hat dazu einen Index eingeführt, der den sozialen Fortschritt von 128 Ländern weltweit misst- unabhängig vom Bruttoinlandsprodukt.

36:09 Der SPI – „Soziale Fortschrittsindex“ analysiert 50

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soziale und ökologische Faktoren eines Landes. Er deckt so Stärken und Schwächen seiner gesellschaftlichen Entwicklung auf ( um Armut und Ungleichheit zu bekämpfen).

Michael Green:

Michael Green: Inequality has become a very popular way of capturing some of the dilemmas we’re facing in the development of our societies. We really need to unpack that concept because you could have a society that’s very equal in income terms, where it just happens that everyone is very poor and that to me doesn’t seem like a very good or fair society.

Ungleichheit greift ein Dilemma auf, mit dem wir bei der Entwicklung von Gesellschaften konfrontiert sind. Wir sollten diesen Begriff entzerren. Wenn alle gleich arm sind, ist das Einkommen gerecht verteilt. Doch das macht noch keine gerechte Gesellschaft aus.

36:21 – 36:30 Michael Green

Michael Green: To me fairness feels different. It feels like the right concept because it is asking what’s really happening to make sure that everybody is meeting the right standards.

Für mich hinterfragt das richtige Konzept von Fairness, was tatsächlich in einer Gesellschaft passieren muss, damit jeder am Ende die gleichen Chancen bekommt.

36:31 Im Jahr 2017 erreichte Costa Rica beim Sozialen Fortschritt den 2. Platz in Lateinamerika, hinter Chile, und Position 28 in der Welt.

36:46 Dänemark führt die Rangliste an, die Schweiz belegt Platz 5, Deutschland und Österreich die Plätze 13 und 14.

36:53 – 36:59 Michael Green

Michael Green: Social Progress Index is really asking question, “what is a good society?” and we define it into three terms.

Der soziale Fortschrittsindex misst die soziale Entwicklung anhand von drei Faktoren:

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37:03 - 37:06 Michael Green

Michael Green: One is, does everyone, every citizen, have their basic needs for survival met

Erstens: Sind die menschlichen Grundbedürfnisse gedeckt?

37:12 – 37:16 Michael Green

Michael Green: Secondly, does every citizen have those building blocks of better life, like education?

Zweitens: Haben alle Bürger Zugang zu sozialem Aufstieg etwa durch Bildung?

37:21 – 37:28 Michael Green

Michael Green: Third, is every citizen free to pursue their hopes and dreams without impediment, so do they have rights and freedom of choice?

Und drittens: Kann jeder seine Hoffnungen und Träume ohne Einschränkungen verfolgen und hat Entscheidungsfreiheit?

37:31 – 37:35 Michael Green

Michael Green: So that way it’s actually avery good measure of a fair good society.

Mit diesen Faktoren lässt sich die Fairness in einer Gesellschaft bemessen.

37:37 Schon Ende des 19. Jahrhunderts führte Costa Rica die allgemeine Grundschulpflicht ein. Im 20. Jahrhundert schaffte das Land seine Armee ab und schuf einen Wohlfahrtsstaat..

37:55 Eine gemeinnützige Organisation in der Stadt Alajuela fördert seit 2003 die Lebensbedingungen von Kleinbauern in Südamerika.

38:06 – 38:25 Andreas Guevara

Andreas Guevara: In Costa Rica we’re very successful in transforming every dollar we produce in social benefits. If you have a good education and health access, you can have a pretty decent life even though you’re not the richest man on earth

In Costa Rica wandeln wir jeden Dollar, den wir erwirtschaften, in gesellschaftlichen Nutzen um. Mit Zugang zu Bildung und zum Gesundheitssystem lässt es sich gut leben, auch wenn man nicht reich ist.

38:30 – 39:00 Andreas Guevara:

Andreas Guevara: You have to feel like you live in a fair society in order to really work to improve yourself

Man muss das Gefühl haben, in einer fairen Gesellschaft zu leben, wenn man sich und die

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and therefore improve the community. My cousins can have aspirations to be professionals or whatever they want to be. They’re able to really envision their future and I think that’s a different thing in this country. It’s not as common as one may think.

Gemeinschaft verbessern möchte. Meine Cousins und Cousinen können Zukunftspläne schmieden, wie es ihnen gefällt. Das ist das Besondere an unserem Land, das ist nicht überall so.

39:03Im Gegensatz zu anderen Ländern in Lateinamerika blieb Costa Rica im 20. Jahrhundert von sozialen Unruhen, Bürgerkriegen und Diktaturen verschont.

Seit den 1950er Jahren ist hier eine stabile Demokratie entstanden.

39:18 – 39:22 Michael Green

Social progress isn’t built over night. It’s about a consistent effort over time.

Sozialer Fortschritt kommt nicht über Nacht. Es erfordert große Anstrengungen über lange Zeit.

39:23 – 39:34 Michael Green

Michael Green: Governments, ultimately, are the ones at the top of the pyramid. They control the law. As Max Weber says, they have the monopoly on violence in the society. So there is a point whereby the buck does stop with the government.

Regierungen stehen an der Spitze der Pyramide. Sie beschließen Gesetze. Nach Max Weber haben sie das Gewaltmonopol in der Gesellschaft. Die Regierungen tragen die Verantwortung.

39:37 (voiceover) Iceland’s prime minister resigned on Tuesday, becoming the first major casualty of the Panama Paper revelations. Leaked documents reveal that Gunnlaugsson owned an offshore company with his wife which he failed to declare when he entered the parliament.

Im April 2016 übernahm der isländische Premierminister Sigmundur Davio Gunnlaugsson die Verantwortung für sein Handeln und trat zurück. .

39:48 Die Panama-Paper hatten

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enthüllt, dass er mit seiner Frau auf den Britischen Jungfernsinseln eine Briefkastenfirma besaß, die er bei seinem Regierungsantritt nicht angegeben hatte.

40:06 Der Rückhalt der Bevölkerung für die Regierung näherte sich in Umfragen einem Rekordtief.

Die Enthüllungen in den „Panama Papers“ stürzten Island in eine tiefe politische Krise.

40:26 Mit rund 22.000 Menschen entbrannte vor dem Parlamentsgebäude die größte Demonstration in der isländischen Geschichte.

40:33 – 40:42 Sara Oskarssen:

Sara Oskarssen: It was just an amazing energy and a feeling of unison. That day…! like we’ve had enough, enough of these liars.

Eine unglaubliche Energie und das Gefühl von Einheit. Wir hatten genug von diesen Lügnern.

40:44 Die Bevölkerung zeigte der Regierung die Rote Karte. Und die Piratenpartei erhielt in Umfragen bis zu 43% Zustimmung

40:55

41:25

Finnur Gunnþórsson

Finnur Gunnþórsson: In terms of financial misconduct which we think about a lot in Iceland, many of us believe it’s sort of like an addictive behaviour. People, they hope to reach a type of success, as they have defined it. Maybe they come from a wealthy

Finanzielles Fehlverhalten beschäftigt uns Isländer sehr, wir vergleichen es mit Suchtverhalten. Diese Menschen wollen ihre Ziele erreichen, sie kommen vielleicht aus reichen Familien. Wenn der Vater 5 Milliarden verdient hat, muss der Sohn es ihm gleichtun.

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family. Maybe dad made 5 billion and the son has to make 5 billion. Maybe it is crucially connected to someone’s self-image. But then at the same time for change to work, we want to be able to look at it in a benevolent way, like a failure, like an addiction, like alcoholism. When people are greedy, when people betray their obligations, it’s a type of sickness and then we cannot look upon the individual in isolation. We have to think about how is our system functioning

Anscheinend hat es etwas mit dem Selbstwertgefühl zu tun.

Damit aber Veränderung stattfinden kann, wind wir nett und betrachten es als Versagen, wie eine Sucht oder Abhängigkeit. Wie Alkoholismus. Wenn Menschen gierig sind, ist das eine Art Krankheit, aber man darf nicht nur den Einzelnen beachten. . Wir müssen im Auge behalten, wie unser System als Ganzes funktioniert.

41:53 – 42:09 Sara Oskarssen

Sara Oskarssen: People can see that we’re as honest as we possibly canbe about things. We try to keep things open. And I think that’s a key to fairness… that people can access information that belongs to them anyways.

Wir sind so ehrlich wie möglich. Wir legen alles offen. Das macht Fairness aus. So kommt jeder an die Informationen, die ihm zustehen.

42:10 – 42:22 Finnur Gunnþórsson

Finnur Gunnþórsson: Sometimes it’s difficult but we know we cannot give a class on ethics. We have to behave ethical because children learn from what you exhibit, not what you tell them.

Manchmal ist es schwer, aber wir wollen nicht belehren. Indem wir moralisch handeln, lernen unsere Kinder, nicht indem wir sie belehren.

42:23 – 42:42Sina Trinkwalder

Wenn wir darauf warten, dass von oben uns irgendjemand in der Politik oder in der Wirtschaft sagt „ab morgen machen wir faire Gesellschaft“ – das wird nicht funktionieren. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und sagen „Wo fängt Fairness bei mir an, wie kann ich bei mir im Kleinen die Veränderung vorantreiben.“ Und wenn ich mich selbst verändere, ist das der erste Schritt in die große

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Veränderung.

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